
Nicht zu Unrecht wird Real Madrids große Mannschaft der 1980er-Jahre in erster Linie mit der “Quinta del Buitre” in Verbindung gebracht – der talentiertesten königlichen Generation der Marke Eigenbau. Mindestens ebenso wichtig für das vermeintliche Selfmade-Team, das sich zwischen 1986 und 1990 fünf Mal in Folge zum spanischen Meister krönte, war jedoch der mexikanische Torjäger Hugo Sánchez.
Real bedient sich bei Atlético
Sánchez, der 1985 als amtierender Torschützenkönig von Stadtrivale Atlético (!) an die Concha Espina gewechselt war, wurde in vier der fünf aufeinanderfolgenden Meisterjahre abermals “Pichichi” – und lieferte sein persönliches Meisterstück in der Saison 1989/90, als der Fallrückzieher-Spezialist satte 38 Tore in LaLiga erzielte.
Mit seinen 38 Treffern (in nur 35 Einsätzen) stellte “Hugol” durch einen Dreierpack am letzten Spieltag nicht nur den Uralt-Rekord von Telmo Zarra (1950/51) ein, welchen erst Cristiano Ronaldo 2010/11 mit 41 Toren ausbauen konnte. Durch die unglaubliche Leistung, jeden Treffer mit dem ersten Kontakt erzielt zu haben, bleibt seine Saison wohl auf ewig unerreicht.
“Im Laufe der Saison war mir das gar nicht klar”, staunte Sánchez in einem Interview mit der AS, “aber als ich die Rekordzahl erreichte, erzählte mir ein Journalist, dass ich alle Tore mit nur einer Berührung erzielt hätte – das hat mich dann ziemlich gefreut.”
Sechs direkte Freistöße, vier Flugkopfbälle
25 seiner ohnehin beeindruckenden 38 Saisontore erzielte Sánchez im Estadio Santiago Bernabéu, 13 in der Fremde. 22 Tore schoss der spektakuläre Linksfuß mit links, sechs mit rechts, neun mit dem Kopf und eines – clever kalkuliert – mit der Brust.
Nur vier der 38 Rekord-Treffer waren Elfmeter, sechs dafür direkt verwandelte Freistöße. Darüber hinaus gelangen dem Mexikaner 1989/90 drei Dreierpacks – beim 7:0 über CD Castellon sogar ein lupenreiner Hattrick – und acht Doppelpacks. Sánchez traf außerdem in beiden Clásicos (1:3, 3:2). Ebenso unvergesslich: seine vielen Überschlag-Torjubel – Miroslav Kloses Vorbild.
Das schönste Tor: Roberto Carlos wäre stolz
Neben immerhin vier Flugkopfbällen versenkte der damals 31-jährige Torjäger übrigens nur einen für ihn typischen Fallrückzieher. Sánchez’ wohl schönstes Saisontor sollte ein mit dem Außenrist ins kurze Eck gewuchteter Freistoß gegen Cádiz sein, für den ihn wohl selbst Roberto Carlos abgefeiert hätte.
Einmal wäre die Serie von 38 Toren mit nur einem Kontakt beinahe gerissen, als Sánchez auf Teneriffas holprigem Geläuf eine Ballannahme misslang und einer der besten Stürmer in Real Madrids Vereinsgeschichte (208 Tore in 282 Spielen) die Kugel noch einmal zugespielt bekam. Ehe er sie, natürlich wieder mit der ersten Berührung, ins rechte obere Eck jagte.
Die Saison 1989/90 wird somit für immer einen besonderen Stellwert genießen, nicht nur weil danach Barça vier Mal als Meister dran war, sondern weil “Hugol” etwas bis heute Unerreichtes geschafft hat.
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