Historie

Bayern-Stars überstimmten Guardiola vor Klatsche gegen Real

Selten musste der FC Bayern in der heimischen Allianz Arena in der Champions League eine derart hohe und schmerzhafte Pleite hinnehmen wie am 29. April 2014 gegen Real Madrid. Wie Pep Guardiolas damaliger Co-Trainer, Domènec Torrent, im Interview mit dem KICKER verrät, habe sich der Taktikfuchs in seiner Spielausrichtung damals von „wesentlichen Spielern“ überstimmen lassen.

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Pep Guardiola Real Madrid
Die Halbfinal-Pleite 2014 gegen Real zählt zu Guardiolas bittersten Niederlagen – Foto: imago images / Sportfoto Rudel

„Wollten es durchdacht angehen“

MÜNCHEN. Nach einer 0:1-Niederlage gegen Real Madrid im Estadio Santiago Bernabéu gab es für die Münchner im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals 2014 in der Allianz Arena eine saftige 0:4-Demontage und das daraus resultierende Zerplatzen des Traums vom Finale in Lissabon. Pep Guardiola, damals Trainer des FC Bayern, habe sich in der Taktik von seinen Spielern überstimmen lassen, hieß es bereits in seiner Biografie von Autor Marti Perarnau.

Domènec Torrent, damaliger Co-Trainer des heutigen Manchester City-Coach, erinnerte sich im Interview mit dem KICKER zurück an jenes Ausscheiden im Jahre 2014: “Wir hatten im Bernabéu 0:1 verloren, das ließ Chancen für das Rückspiel. Auch wenn es gegen die damals beste Kontermannschaft der Welt ging. Deshalb wollten wir nicht auf Teufel komm raus aufholen. Wir wollten es durchdacht angehen.”

Durch Ramos-Treffer: „Spiel erhielt früh eigene Dynamik“

“Anstatt meiner Idee bin ich den Spielern gefolgt”, wird Guardiola im Buch von Perarnau zitiert. Dennoch meinte Torrent: “Aber er gibt sich selbst die Schuld, nicht den Spielern. Wir, die Trainer, haben den Fehler gemacht. Auf dem Platz gaben wir Madrid zu viel Platz für Konter. Peps Idee wäre die einer abwartenderen Taktik gewesen, aber wesentliche Spieler wollten drängender, stürmender agieren. Ich sage das nur, weil längst Spieler darüber sprachen. Aber es war generell eine besondere Situation.”

Für Guardiola war es laut dem 57-Jährigen “das erste Halbfinale mit Bayern, die ihm unbekannte Halbfinal-Atmosphäre in der Allianz-Arena. Auch dieses Neuland führte dazu, dass Pep dem harten Kern der Spieler folgte, die waren ja immerhin Titelverteidiger.” Doch hauptverantwortlich seien nicht die Spieler gewesen, die den Erfolgstrainer damals überstimmten: “Verloren haben immer wir, die Trainer, das war und ist sein Ansatz. Vielleicht hätten wir mit Peps Idee von mehr Kontrolle auch 0:4 verloren, vielleicht gar 0:5, vielleicht wären wir auch weitergekommen. Es ist müßig. Vergessen wir auch nicht die Kopfballtore von Ramos. Dadurch erhielt das Spiel ohnehin früh eine eigene Dynamik.”

Der Innenverteidiger der Königlichen gab mit seinen zwei Treffern früh in der Partie die Marschrichtung vor.Bei den Gegentoren sind Fehler im Abwehrverhalten aufgetreten, aber solche Fehler gibt es nun mal”, befand Torrent dazu und schloss das Thema damit auch ab: “Schauen Sie das Finale 2014 Real gegen Atletico. Manndeckung. Und dennoch trifft Sergio Ramos in der Nachspielzeit und entreißt Atletico den Pokal. (…) Im Raum zu verteidigen hat, anders als Mann gegen Mann, den Vorteil, dass theoretisch alle Räume abgedeckt sind. Vom Gegenteil wird man mich nicht überzeugen. Aber natürlich passieren Fehler, Abläufe sind nie roboterhaft.”

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Kommentare
Die Erinnerungen an diese grandiosen Siege auf dem Weg zur La Decima gehen runter wie Öl! Das anschließende obligatorische Gefasel von Pep und co samt deren Schuldzuweisungen jucken da eher weniger.
 
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Mein absolutes Lieblingsspiel der letzten Jahre :D Was haben die Medien und die Bauern damals alle von la bestia negra gelabert. Und abgeschlachtet wurden sie :D
 
Geiles Spiel und die Freude war riesig! Im Stadion dabei zu sein, und nach der Niederlage in die Gesichter der Bayern Fans zu gucken, war einfach unbezahlbar. Eins meiner Lieblings live Spiele! Das hat so gut geschmeckt..1. Bayern 2. Pep 3. Finale!
 
Die Allianz Arena brannte noch tagelang weiter nach unserem Bombenanschlag und die Rettungskräfte hatten alle Hände voll zu tun. Es war ein guter Tag für den Fußball. 0-4 verliert man zuhause nicht mal eben durch Zufall. Ancelotti hat Pep nach Strich und Faden ausgecoacht. Bayern erspielte sich kaum Chancen, während wir bei fast jedem Angriff gefährlich waren. Im Hinspiel haben Di Maria und Ronaldo jeweils eine 100%ige verballert, im Rückspiel hätten Bale und Ronaldo mit etwas Glück noch zwei weitere male treffen können, nachdem Neuer sich zwei mal bei seinen Ausflügen verschätzt hat. Bayern hatte in 180 min eine riesen Chance. Was will der Co-Trainer nun nach 6 Jahren uns von irgendeiner "abwartender Taktik" erzählen? Wie oft ist Pep schon mit der Taktik in den entscheidenden CL-Momenten auf die Schnauze gefallen? Schon viel zu oft und es mag sein, dass er nun im Jahre 2020 mit der gleichen Taktik unsere Chaos-Truppe dieses mal rauskickt, aber damals hatte er einfach keine Chance.

Und ja, Tore entstehen fast immer durch "Fehler"der verteidigenden Mannschaft. Aber ich würde schon sagen, dass es Qualitätsunterschiede zwischen den Fehlern gibt. Alle fünf Tore gegen Bayern von uns entstanden entweder durch weltklasse herausgespielte Chancen oder durch individuelle Klasse, welches schwer zu verteidigen war. Das vom Co-Trainer angesprochene Kopfball-Tor von Ramos im Finale war zwar von Atletico nicht gut verteidigt, aber Atletico selbst hat durch einen 10-fach haarsträubenderen Fehler von Casillas quasi eine Halb-Chance geschenkt bekommen und direkt versenkt. Wer aber über 120 Minuten die bessere Mannschaft mit den besseren Chancen und Spielzügen war, konnte jeder in Lissabon sehen. Die Geschichte wurde richtig geschrieben, La Decima war überfällig.
 
Die Allianz Arena brannte noch tagelang weiter nach unserem Bombenanschlag und die Rettungskräfte hatten alle Hände voll zu tun. Es war ein guter Tag für den Fußball. 0-4 verliert man zuhause nicht mal eben durch Zufall. Ancelotti hat Pep nach Strich und Faden ausgecoacht. Bayern erspielte sich kaum Chancen, während wir bei fast jedem Angriff gefährlich waren. Im Hinspiel haben Di Maria und Ronaldo jeweils eine 100%ige verballert, im Rückspiel hätten Bale und Ronaldo mit etwas Glück noch zwei weitere male treffen können, nachdem Neuer sich zwei mal bei seinen Ausflügen verschätzt hat. Bayern hatte in 180 min eine riesen Chance. Was will der Co-Trainer nun nach 6 Jahren uns von irgendeiner "abwartender Taktik" erzählen? Wie oft ist Pep schon mit der Taktik in den entscheidenden CL-Momenten auf die Schnauze gefallen? Schon viel zu oft und es mag sein, dass er nun im Jahre 2020 mit der gleichen Taktik unsere Chaos-Truppe dieses mal rauskickt, aber damals hatte er einfach keine Chance.

Und ja, Tore entstehen fast immer durch "Fehler"der verteidigenden Mannschaft. Aber ich würde schon sagen, dass es Qualitätsunterschiede zwischen den Fehlern gibt. Alle fünf Tore gegen Bayern von uns entstanden entweder durch weltklasse herausgespielte Chancen oder durch individuelle Klasse, welches schwer zu verteidigen war. Das vom Co-Trainer angesprochene Kopfball-Tor von Ramos im Finale war zwar von Atletico nicht gut verteidigt, aber Atletico selbst hat durch einen 10-fach haarsträubenderen Fehler von Casillas quasi eine Halb-Chance geschenkt bekommen und direkt versenkt. Wer aber über 120 Minuten die bessere Mannschaft mit den besseren Chancen und Spielzügen war, konnte jeder in Lissabon sehen. Die Geschichte wurde richtig geschrieben, La Decima war überfällig.

Vollste Zustimmung - ich ziehe mich mittlerweile völlig in mich zurück, visualisiere die abgespeicherten Bilder dieses KO-Duells und grinse, wenn mir irgendwelche Bayerndödel, diese und andere Märchengeschichten rund um diese Partien schildern. Ich sage nur erster Torschuss in der 85 Minute im Hinspiel, durch den eingewechselten Götze usw....
München ist ein Blatt an Real Madrids Baum, pflege ich auch gern zu sagen, dann haben alle sehr gute Laune. :D
 
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