
„Wollten es durchdacht angehen“
MÜNCHEN. Nach einer 0:1-Niederlage gegen Real Madrid im Estadio Santiago Bernabéu gab es für die Münchner im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals 2014 in der Allianz Arena eine saftige 0:4-Demontage und das daraus resultierende Zerplatzen des Traums vom Finale in Lissabon. Pep Guardiola, damals Trainer des FC Bayern, habe sich in der Taktik von seinen Spielern überstimmen lassen, hieß es bereits in seiner Biografie von Autor Marti Perarnau.
Domènec Torrent, damaliger Co-Trainer des heutigen Manchester City-Coach, erinnerte sich im Interview mit dem KICKER zurück an jenes Ausscheiden im Jahre 2014: “Wir hatten im Bernabéu 0:1 verloren, das ließ Chancen für das Rückspiel. Auch wenn es gegen die damals beste Kontermannschaft der Welt ging. Deshalb wollten wir nicht auf Teufel komm raus aufholen. Wir wollten es durchdacht angehen.”
Durch Ramos-Treffer: „Spiel erhielt früh eigene Dynamik“
“Anstatt meiner Idee bin ich den Spielern gefolgt”, wird Guardiola im Buch von Perarnau zitiert. Dennoch meinte Torrent: “Aber er gibt sich selbst die Schuld, nicht den Spielern. Wir, die Trainer, haben den Fehler gemacht. Auf dem Platz gaben wir Madrid zu viel Platz für Konter. Peps Idee wäre die einer abwartenderen Taktik gewesen, aber wesentliche Spieler wollten drängender, stürmender agieren. Ich sage das nur, weil längst Spieler darüber sprachen. Aber es war generell eine besondere Situation.”
Für Guardiola war es laut dem 57-Jährigen “das erste Halbfinale mit Bayern, die ihm unbekannte Halbfinal-Atmosphäre in der Allianz-Arena. Auch dieses Neuland führte dazu, dass Pep dem harten Kern der Spieler folgte, die waren ja immerhin Titelverteidiger.” Doch hauptverantwortlich seien nicht die Spieler gewesen, die den Erfolgstrainer damals überstimmten: “Verloren haben immer wir, die Trainer, das war und ist sein Ansatz. Vielleicht hätten wir mit Peps Idee von mehr Kontrolle auch 0:4 verloren, vielleicht gar 0:5, vielleicht wären wir auch weitergekommen. Es ist müßig. Vergessen wir auch nicht die Kopfballtore von Ramos. Dadurch erhielt das Spiel ohnehin früh eine eigene Dynamik.”
Der Innenverteidiger der Königlichen gab mit seinen zwei Treffern früh in der Partie die Marschrichtung vor. “Bei den Gegentoren sind Fehler im Abwehrverhalten aufgetreten, aber solche Fehler gibt es nun mal”, befand Torrent dazu und schloss das Thema damit auch ab: “Schauen Sie das Finale 2014 Real gegen Atletico. Manndeckung. Und dennoch trifft Sergio Ramos in der Nachspielzeit und entreißt Atletico den Pokal. (…) Im Raum zu verteidigen hat, anders als Mann gegen Mann, den Vorteil, dass theoretisch alle Räume abgedeckt sind. Vom Gegenteil wird man mich nicht überzeugen. Aber natürlich passieren Fehler, Abläufe sind nie roboterhaft.”
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