Historie

Mourinho bei Real Madrid: The (very) Special One

Er war schon wirklich etwas Besonderes. José Mourinho hat in seinen drei Jahren Real Madrid für einige Schlagzeilen, aber auch Erfolge und Unruhen gesorgt. Zum elfjährigen Jubiläum seiner Unterschrift bei den Königlichen blickt REAL TOTAL zurück auf „The Special One“.

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José Mourinho wurde heute vor elf Jahren von Real verpflichtet – Foto: imago images / Cordon Press/Miguelez Sports

Machtwechsel, Erfolge, Chaos

Wie bei vielem in der Fußballwelt scheiden sich bei José Mourinho die Geister. Doch beim Portugiesen scheiden sie sich nicht nur, die Geister bewerfen sich immer noch mit Hausschuhen und streiten über das Sorgerecht. Das Sorgericht, das in dem Fall Mourinhos Erbe bei Real Madrid darstellt. Das fällt für viele groß aus, legte er doch die Grundsteine für Reals vier Champions-League-Titel in fünf Jahren, beendete Barcelonas Herrschaft und verpflichtete Spieler, die noch heute wichtige Säulen sind, beispielsweise Raphaël Varane, Casemiro oder Luka Modrić. Andere Fans verbleiben mit anderen Erinnerungen. Wie Mourinho beispielsweise Iker Casillas absägte, wie er den Verein im vermeintlichen Chaos und auf verbrannter Erde verließ. Unbestritten ist jedoch: Unter „The Special One“ wurden nicht nur zwei bis heute nicht übertroffene LaLiga-Rekorde aufgestellt (100 Punkte, 121 Tore), er machte die Königlichen in Europa wieder wettbewerbsfähig, führte sie nach acht aufeinanderfolgenden Achtelfinal-K.o. auf Anhieb drei Mal ins Halbfinale.

Und am 28. Mai 2010 ging es los. An diesem Tag vermeldete Real Madrid die Verpflichtung des portugiesischen Erfolgstrainers – zwei Tage nach der Entlassung des glücklosen Manuel Pellegrini. Und sechs Tage nach einer bedeutenden Partie im Estadio Santiago Bernabéu. Dem Champions-League-Finale.

Den „Finale dahoam“-Traum mussten Pellegrini und Co. schon im März begraben und so Platz machen für die Triple-Sieger von Mourinho. Der blieb direkt in Madrid, denn „wenn ich nach Mailand zurückgekehrt wäre, wo die Fans meinen Namen gesungen hätten, hätte ich Inter vielleicht nicht verlassen“, wie Mourinho zuletzt gestand. Seine Entscheidung, zu Real zu gehen hatte er bereits „nach dem Halbfinal-Rückspiel gegen Barcelona (1:0 für Inter; d. Red.) getroffen, weil ich wusste, dass wir die Champions League gewinnen werden.“

2010 bis 2013: 127 Siege, drei Titel

Mourinho kam und sollte in 178 Partien 127 Siege und drei Titel erringen. Neben der Meisterschaft 2012 bleibt besonders die Copa del Rey 2011 in Erinnerung, als Real Madrid nur kurze Zeit nach einer 0:5-Deklassierung im Clásico den FC Barcelona mit 1:0 bezwang. Und damit endgültig den Machtwechsel in Spanien einläutete.

Die legendärsten Sprüche von und über Mourinho

Du denkst, zwei schöne Pässe reichen. Du bist dir zu fein dafür, in Zweikämpfe zu gehen. (…) Ich will, dass du so gut spielst, wie du es kannst. Ich will, dass du in die Zweikämpfe gehst wie ein Mann. (…) Baby, Feigling, wir brauchen dich nicht!

Als José Mourinho (den später dankbaren) Mesut Özil zurecht stutzte

Bei Real hatte ich eine Mannschaft, die in der spanischen Liga-Geschichte den Torrekord brach: 121 Tore in seiner Saison. (…) Es war das Team, das jeden getötet hat!

Mourinho über “LaLiga de los récords”

Wir lagen einmal zur Pause 3:0 in Führung. Mourinho kam in die Kabine, trat gegen einen Kühlschrank, warf Wasser durch die Gegend und killte uns alle. (…) Einmal killte er Cristiano Ronaldo, nachdem der einen Dreierpack erzielt hatte. Er sagte zu ihm: ‚Alle sagen, dass du der Beste der Welt bist… aber du spielst sehr schlecht. Beweise, dass du der Beste bist!

Emmanuel Adebayor im April 2019

Ich wäre gerne in dem Moment zu Real Madrid gekommen, als ich ging. Warum? Weil es ein Traum ist, eine Mannschaft von José Mourinho zu übernehmen. Ich bin ein Maurer des Fußballs. (…) Nach mir war Real bereit zu explodieren!

Mourinhos Rückblick im November 2017

Als Real im Pokalviertelfinale 2012 in Barcelona ausschied, lauerte der unzufriedene Portugiese dem Schiedsrichter Fernando Teixeira in der Tiefgarage an dessen Auto auf. „Dir gefällt es wohl, die zu verarschen, die ihre Arbeit machen“, soll er dem Referee gesagt haben.

An dem Abend habe ich das einzige Mal in meiner Karriere nach einer Niederlage geweint. Ich erinnere mich gut daran. Aitor (Karanka, Co-Trainer; d. Red.) und ich parkten vor meinem Haus und haben im Auto geweint. Das war sehr hart, weil wir in der Saison 2011/12 die beste Mannschaft in Spanien und auch in Europa waren!

Mourinho über das Halbfinal-Aus im Elfmeterschießen gegen Bayern

Einige von uns haben geweint, andere schrien herum oder starrten einfach nur auf den Boden. Dann kam Mourinho rein. Er wusste, wie hart das für uns war. Aber er sah uns an und sagte: ‚Ich weiß, dass das weh tut. Das ist sicherlich die härteste Niederlage in euren Karrieren. (…) Ich will, dass ihr Zuhause bleibt. Geht mit euren Familien raus, schlendert mit euren Freunden durch die Stadt. Zeigt der ganzen Welt, wie ihr das hier verarbeitet. Die Leute da draußen werden über die Bedeutung dieser Niederlage reden. Versteckt euch aber nicht hinter ihr. Zeigt eure Eier!‘

Jerzy Dudek über die Momente nach der 0:5-Blamage im Clásico

Einer der Belege für die Zersplittung unter Mourinho: Arbeloas Tweet 2012 mit Mourinho, gewidmet dem „Dschihad der Madridistas“ – dem Kampf auf „ihrem Weg“

Real Madrid war für mich die beste Erfahrung, aufgrund dessen, was ich als Trainer und auch als Mann mitnehmen durfte. (…) Es ist die beste Erinnerung meiner Karriere. (…) Um was sie mich bei Real Madrid baten, entsprach meiner Natur.

Mourinhos Rückblick im September 2019

Das war wahnsinnig, die Stimmung war unglaublich angespannt. Da kam ein Madridismo zum Vorschein, der mir nie gefallen hat. Es schien so, als wäre ein Krieg zwischen Katalonien und Spanien ausgebrochen.

Iker Casillas über die Clásicos mit Mourinho

‘Mou‘ war sehr wichtig, um Barças Hegemonie zu durchbrechen. Er wurde nicht genug gewürdigt. Wenn er nicht gekommen wäre, würde Guardiola immer noch Titel mit Barcelona sammeln.

Álvaro Arbeloa über seinen Ex-Coach

Ich habe dort (Madrid) viele Freunde, den Präsidenten an erster Stelle. Wir sind Freunde und haben per SMS Kontakt. Er liebt mich und ich liebe ihn.

Mourinho über Florentino Pérez, die im guten auseinander gingen

Wenn du zum Jagen anstatt eines Hundes nur eine Katze hast, musst du eben die Katze nehmen. Du fängst zwar weniger, aber immerhin fängst du etwas

Mourinho über den Einsatz von Benzema anstelle von Higuaín

„The Last Dance“: Mourinho bei seinem Abschied 2013 – Foto: imago images / Future Image

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von
Nils Kern

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Kommentare
Tja, in der Rekord Saison 11/12 hat Real Madrid in der Liga Angst und Schrecken verbreitet, jede Partie gegen einen noch so vermeintlich schwächeren Gegner wurde mit voller Intensität gespielt. Das war schon brutal. Die Schlachten gegen Pep sind ein Kapitel für sich. Ich wünsche mir, dass die Liga öfters nach Madrid geht, auch wenn man extrem dankbar sein muss für die Erfolge auf europäischer Bühne.
 
Auch wenn es viele hier vielleicht nicht hören wollen:

Mou war das Fundament - der Eckpfeiler und der Brückenbauer für die CL Erfolge, die uns nach seinem Abgang zu teil wurden.
 
Tja, in der Rekord Saison 11/12 hat Real Madrid in der Liga Angst und Schrecken verbreitet, jede Partie gegen einen noch so vermeintlich schwächeren Gegner wurde mit voller Intensität gespielt. Das war schon brutal. Die Schlachten gegen Pep sind ein Kapitel für sich. Ich wünsche mir, dass die Liga öfters nach Madrid geht, auch wenn man extrem dankbar sein muss für die Erfolge auf europäischer Bühne.

Nach einem frühen Gegentor war man ganz gelassen, weil man wusste, dass man 5:1 gewinnen wird. Heute bedeutet das gleich ein Punktverlust. Es war eine legendäre Zeit. Ich bin aber skeptisch, ob er heute noch genauso funktionieren kann. Bin gespannt, was er mit Tottenham nächste Saison reißen wird.
 
Ich liebe diese Mann! Für seine ehrliche Art! Er ist kein Schwätzer wie Pep! Der weiss genau was er in die Kamera singen muss um ein netter Typ zu sein! Ein echter Heuchler! Ganz anders Mou! Dir passt nicht was er sagt?! Drauf geschissen es ist die Wahrheit und davon lässt er sich nicht abbringen!

Für seine Art wie er sich immer vors Team gestellt hat!
Un wie er diesem dreckigen Hundeverein den Krieg erklärt hat! Ich werde immer grössten Respekt vor ihm haben!

La Decima ist sein verdienst!! Ancelotti hat seine Arbeit gerrntet! Bale war das fehlende Puzzelstück und der konnte einfach den Ruhm einheimsen. Er war der Architekt! Ihr alle wisst, dass Spieler wie Di Maria, Modric nie bei Real gelandet wären einfach aus dem Grund weil sie keine Trikots vertreiben wie es andere können!

Seinen Umgang mit Iker konnte ich allerdings nicht verstehen! Aber erhlicherweise muss man auch sagen, Kabinengespräche gelangten danach auch nicht mehr an die Öffentlichkeit....


Mou du bist für mich eine Legende! Ich hoffe wenn wir mal wieder zweitklassig werden sollten, dann stehst du uns bei!
 
Ich hätte ihn nie geholt und will ihn auch nicht mehr hier sehen – trotzdem bin ich ihm zumindest dafür dankbar, dass er der Mannschaft wieder sportliche Relevanz und Leben eingehaucht hat.Vor ihm war man international gesehen fast schon belächelt worden und hatte an Bedeutung verloren.

Er hat für mich bewiesen, dass man einem Trainer auch in Madrid vertrauen muss, damit er Erfolg hat. Mourinho durfte frei walten, die Spieler holen, die er brauchte … und hat das Vertrauen sportlich gesehen auch zurückgezahlt. Mit erfolgreichem und teils spektakulärem Fußball. So muss es sein. Viele andere mussten viel zu früh wieder gehen, teils zu recht, größtenteils zu unrecht – und hatten nicht ihren Wunschkader zur Verfügung!
 
Für mich eine Trainer-Legende und trotz seiner extrem kontroversen Art, fällt es mir schwer ihn zu verabscheuen. Im Gegenteil, ich feier ihn als Person und bin unendlich dankbar dafür, was er dem Fußball gegeben hat.
War selber als Spieler gerne etwas defensiv faul (a la Özil), aber er wäre wohl der einzige Trainer gewesen, für den ich auf dem Platz mit einem Lächeln im Gesicht sterben würde.
 
Für mich eine Trainer-Legende und trotz seiner extrem kontroversen Art, fällt es mir schwer ihn zu verabscheuen. Im Gegenteil, ich feier ihn als Person und bin unendlich dankbar dafür, was er dem Fußball gegeben hat.
War selber als Spieler gerne etwas defensiv faul (a la Özil), aber er wäre wohl der einzige Trainer gewesen, für den ich auf dem Platz mit einem Lächeln im Gesicht sterben würde.

Ich denke, auch wenn man nicht Fan eines Trainers ist, muss man ihn nicht gleich verabscheuen :D

Bin ihm sehr dankbar dafür, dass er der Mannschaft wieder Leben eingehaucht hat und die Meisterschaft kann man gar nicht hoch genug bewerten. Fand den gebotenen Fußball auch spektakulärer als alles, was danach kam.

Trotzdem ist er für mich ein Trainer, der aufgrund seiner Aussagen und Taten spätestens nach seiner ersten Amtszeit nichts mehr verloren hat in Madrid. Am sympathischsten war er mir als TV-Analyst. Sobald er selbst involviert ist, wird er zum unsportlichen, weinerlichen Kind, das eigentlich besser zu Barca passen würde. Die wissen auch oft verbal groß auszuteilen und messen mit zweierlei Maß. Auf das Theater hab ich echt kein zweites Mal Lust. Dann lieber noch 3 Jahre Zidanes Pragmatismus (länger tut er sich den Job eh nicht an).
 

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