Interview

Sneijder über Zeit bei Real Madrid: Wodka „mein bester Freund“

Von 2007 bis 2009 trug Wesley Sneijder das Trikot von Real Madrid. Dass nicht mehr Jahre hinzukamen, lag an ihm selbst – und seinem Alkoholkonsum.

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Wesley Sneijder spielte von 2007 bis 2009 bei Real Madrid – Foto: imago images/Gribaudi/ImagePhoto

“Das Problem waren nicht die Drogen”

MADRID/AMSTERDAM. In Madrid nennen sie Wesley Sneijder noch heute scherzhaft „Whiskey Sneijder“. Der niederländische Ex-Mittelfeldspieler, seit 2019 im “Ruhestand”, galt als einer der größten Partygänger der Post-Galáctico-Ära. Das bestätigte er nun selbst. Allerdings trank Sneijder in seinen zwei Jahren bei den Königlichen nach eigenen Angaben nicht vorrangig Whiskey, sondern Wodka.

“Bei Real Madrid sind schlimme Dinge passiert. Das Problem waren nicht die Drogen, sondern der Alkohol”, schrieb der Vizeweltmeister von 2010 in seiner am Freitag erscheinenden Biografie, aus der die niederländische Zeitung VOETBAL INTERNATIONAL vorab Auszüge veröffentlichte. “Ich war ganz allein und realisierte nicht, dass die Wodkaflasche mein bester Freund geworden war. Ich war jung, ich mochte den Erfolg und stand gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit”, erzählte Sneijder weiter. “Ich habe mich daran gewöhnt zu leben wie ein Star. Man wird verehrt, wenn man bei Real Madrid spielt. Man geht raus, gibt Tausende von Euro aus und bezahlt ständig für andere Menschen mit.” Er habe drei Millionen Euro netto pro Jahr in Madrid verdient. “Das war sehr viel Geld für mich. Ich hatte keine Kontrolle darüber.”

“Meine Einstellung war Real Madrid nicht würdig”

Sein Alkoholkonsum wirkte sich Schritt für Schritt auf seine Leistungen aus. “Körperlich habe ich es zunächst nicht bemerkt. Ich stand am nächsten Tag auf als wäre nichts passiert. Mit der Zeit wurde ich im Training aber immer schlechter und unkonzentrierter. Ich belog mich selbst und sagte, dass alles gut lief. Ich vertraute komplett auf meine fußballerische Intelligenz”, berichtete Sneijder. Er habe sich auf dem Platz “versteckt” und sei “weniger gelaufen”, ergänzte der heute 36-Jährige. “Ich dachte, das würde niemand merken. Ich habe meinen Körper zugerichtet. Meine Einstellung war Real Madrid nicht würdig.”

Nach zwei Spielzeiten mit 66 Einsätzen und elf Toren war in Madrid Endstation für den Offensivmann. Er, für den Real im Sommer 2007 rund 27 Millionen Euro an Ajax Amsterdam überwiesen hatte, zog nach Italien weiter. 15 Millionen Euro bezahlte Inter Mailand für Sneijder – ein Schritt, der sich lohnen sollte. Mit Inter gewann er bereits in seiner Debüt-Saison das Triple, darunter die Champions League an seiner alten Wirkungsstätte, dem Estadio Santiago Bernabéu. Im weiteren Verlauf seiner Karriere spielte Sneijder noch für den türkischen Traditionsklub Galatasaray Istanbul, den französischen Erstligisten OGC Nizza und den Al Gharafa Sports Club aus Katar, ehe er im August 2019 schließlich sein Karriereende verkündete.

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REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Eine Frechheit.
Sowas sollte man Nachgang verklagen.
 
Bittere Nummer, aus ihm hätte ein richtig Großer werden können, begnadete Technik. In meinen Augen der eigentliche Gewinner des Ballon d'Or 2010. Aber das erklärt dann doch den Leistungsabfall bei Real. Hat zwar selten richtig scheiße gespielt, aber im Vergleich zu den Erwartungen doch hinterhergehinkt.
Ich war 2009 in Dortmund als er und Robben das letzte mal bei Real zu sehen waren; da hat er schon nicht mehr gespielt.. Das waren die Übergangsjahre, die dann den weg zu den CL-Titeln geebnet haben!
 
Ich würde mal behaupten, dass es vielen so geht, wenn sie zu uns wechseln. Gerade junge Spieler haben es schwer. Genau das macht auch unseren Kapitän so enorm wichtig. Die jungen Spieler müssen unbedingt an der erfahrenen Hand geführt werden, um nicht zu versagen. Wir haben schon einige sehr begabte Spieler so verloren. Natürlich sind sie selbst schuld, aber Wahnsinn und Genialität liegen eng beisammen!!!
 
Es verbleibt das Gefühl, dass Sneijder sogar noch mehr aus seiner Karriere hätte machen müssen, denn er war ein begnadeter Kicker. Freut mich für ihn aber, dass er anschließend unter Mou zu einer tragenden Säule der legendären Triple-Mannschaft wurde und bei Inter aufblühte.

Ich war 2009 in Dortmund als er und Robben das letzte mal bei Real zu sehen waren; da hat er schon nicht mehr gespielt.

Daran kann ich mich auch noch erinnern, als Robben dieses satte Volley-Tor erzielte und sogar Klopp deswegen grinste. Anschließend wechselte er ja in den Süden Deutschlands.


Er war so genial :)

Schade das er weg sollte :(
 
Da war er nicht der erste und wird wohl auch nicht der letzte sein. Es ist für Leute in diesem Alter sicherlich auch nicht einfach, auf einmal mit so viel Geld und Ruhm umgehen zu können. Sehr schade, denn man hat ja im Folgejahr mit Triple und WM-Finale gesehen, wozu er im Stande war. Auch für mich wäre er der verdiente Weltmeister gewesen!
 
Sehr ehrliche und sympathische Worte. Bin da bei euch und finde es schade, dass er nicht (noch) mehr aus seiner aktiven Zeit gemacht hat.

@Aiden: Ich denke, die Erkenntnis, dass er beim größten Verein der Welt versagt hat, weil er sich selbst im Weg war, ist "Strafe" genug. Spieler sind auch nur Menschen und gerade in jungen Jahren kommt dieser Schritt einfach für viele zu früh. Man bewundert die Profis für ihr vieles Geld und die Tatsache, dass sie mit ihrem Hobby Geld verdienen - aber es ist auch ein enormer Druck, mit dem man erst einmal umgehen können muss. Wenn wir in der Arbeit Fehler machen, steht das nicht am nächsten Tag groß in allen Zeitungen. Und wenn wir einkaufen, belagern uns keine Kameras und Klatsch-Journalisten …
 
Kann man es ihm übel nehmen? Ich denke nicht, jeder hatte doch schonmal die Gedanken was wäre wenn.. die Versuchungen sind halt überall Frauen, Alkohol als Fußballprofi die Millionen und der Fame verdrehen halt einem den Kopf
 

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