
Nach sieben Siegen erste Pleite im Estadio Alfredo Di Stéfano
MADRID. Sieben Spiele im Estadio Alfredo Di Stéfano, sieben Siege im Estadio Alfredo Di Stéfano. Hatte Real Madrid geglaubt, dass die dort achte Aufgabe gegen Aufsteiger FC Cádiz wegen der bis dato blitzsauberen Ausbeute ein Selbstläufer wird? Auf diesen Gedanken könnte der eine oder andere durchaus kommen. Die Königlichen präsentierten sich am Samstagabend in dem Duell mit dem Underdog über weite Strecken in einer desolaten Verfassung. Die Quittung: eine verdiente 0:1-Niederlage. Die Tabellenführung könnte im Laufe dieses 8. Spieltags dadurch auch noch abhanden kommen.
Zidane gibt Marcelo, Isco und Vázquez Spielpraxis
Angesichts des bevorstehenden straffen Programms mit dem Champions-League-Auftakt gegen Shakhtar Donetsk (Mittwoch, 18:55 Uhr) und dem Clásico gegen den FC Barcelona (24. Oktober, 16 Uhr) schonte Trainer Zinédine Zidane gegen den Aufsteiger mit Ferland Mendy, Carlos Casemiro und Federico Valverde den einen oder anderen Leistungsträger. In einem taktischen 4-2-3-1 wirkten unter anderem Marcelo, Luka Modrić und Isco von Anfang an mit, auf der rechten Abwehrseite agierte Nacho Fernández erneut anstelle der verletzten Daniel Carvajal und Álvaro Odriozola. Vorne stand Lucas Vázquez – an der Seite von Karim Benzema und Vinícius Júnior – erstmals diese Saison in der ersten Elf.

Schläfrig, harmlos: Real wird bestraft und macht selbst nichts
Anders als üblich gelang Real es nicht, die Kontrolle über Geschehen gleich in der Anfangsphase an sich zu reißen. Vielmehr war den in ihrem pinken Trikot agierenden Merengues die knapp zweiwöchige Unterbrechung durch die Verpflichtungen der Nationalmannschaften, die einigen augenscheinlich auch noch in den Knochen steckten, anzumerken. Im Mittelfeld leistete Real sich zu viele einfache Fehlpässe, die Defensive um die Innenverteidiger Sergio Ramos und Raphaël Varane befand sich teilweise wie im Tiefschlaf. Cádiz witterte seine Chance, kam in der ersten Viertelstunde immer häufiger zum Abschluss – bis es dann auch tatsächlich im Netz der Hausherren zappelte.
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Nachdem etwa Ramos nach einem schlampigen Abspiel von Toni Kroos bereits in der zweiten Minute in höchster Not kurz vor der Linie ein Gegentor verhindert hatte, gingen die Andalusier nach 16 Minuten durch Antony Lozano in Führung. Álvaro Negredo leitete eine Flanke aus dem Halbfeld per Kopf weiter, sein sträflich freigelassener Mitspieler überwand Thibaut Courtois. Die fehlende Abstimmung bezahlte das Starensemble teuer.

Das 0:1 hatte sich Real zu diesem Zeitpunkt verdient. Ein spritziges und galliges Cádiz entwickelte Gefahr, suchte immer wieder den Weg nach vorne, kam zu mehr Versuchen als der Favorit. Das Spiel der Königlichen wirkte äußerst schwerfällig und Richtung Offensive ideenlos. In Hälfte eins setzte Real durch Benzema (10.) und Vázquez (11.) bloß zwei harmlose Schüsse und einen halbwegs gefährlichen Varane-Kopfball bei einer Ecke (38.) ab.
Vier Wechsel zur Pause! Zidane reagiert knallhart
Zur Pause war in Reals Kabine allen klar: So kann es nicht weitergehen. Zidane reagierte personell, brachte mit Éder Militão, Casemiro, Valverde und Marco Asensio gleich vier neue Spieler auf einen Schlag! Draußen blieben Ramos, Modrić, Isco und Vázquez. Der Kapitän musste angeschlagen raus, bei dem Rest war „Zizou“ wohl rein auf eine Verbesserung der Mannschaftsleistung aus.

Real, das nun im gewohnten 4-3-3 agierte, erarbeitete sich nach dem Wiederanpfiff mehr Spielanteile und entwickelte mehr Zug zum gegnerischen Gehäuse als im ersten Spielabschnitt. Problem: Wirklich zwingend wurde der Meister nicht. Vinícius köpfte eine Kroos-Flanke von der linken Seite neben das Tor (67.). Die Profis ließen ihre Ernüchterung über den insgesamt gebrauchten Tag zwischendurch bei sich wiederholenden Fehlern oder Missverständnissen immer wieder mit Gesten erkennen.
Um zumindest noch zum Ausgleich zu gelangen und einen Punkt mitzunehmen, ersetzte Stürmer Jović Mittelfeldspieler Kroos in der 78. Minute. Der Serbe traf nach einem Zuspiel von Benzema auch umgehend zum 1:1, jedoch stand der Franzose zuvor deutlich im Abseits (79.). Wenig später traf Benzema selbst aus zentraler Position nur die Latte (81.). Cádiz konnte seine Führung über die Zeit bringen, auch wenn Real in der Schlussphase den Druck nochmals erhöhte.
Eine optimale Vorbereitung auf eine Woche mit Königsklasse und Clásico sieht definitiv anders aus. Erstmals überhaupt verliert Real im Di Stéfano, erstmals überhaupt gewinnt Cádiz in Madrid gegen das weiße Ballett. Am Mittwoch kann und muss Zidanes Team es gegen Donetsk besser machen, um international nicht derart schlecht zu starten wie in der vergangenen Spielzeit.
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