
Rodrygo der effektivste Madrilene
MADRID. Rodrygo Goes hat bei Real Madrids 2:0-Sieg am finalen Gruppenspieltag der Champions League gegen Borussia Mönchengladbach eine „stille und entscheidende Rolle gespielt“, titelte die spanische Tageszeitung ABC, die die Leistung des 19-Jährigen treffend auf den Punkt brachte. Der brasilianische Flügelspieler stand in der laufenden Saison in 13 Pflichtspielen auf dem Rasen. Mit insgesamt 544 Spielminuten im Schnitt aber nur knapp 42 pro Partie. Und doch gelangen dem Youngster bereits sechs Torbeteiligungen (ein Tor, fünf Assists), dazu sein als Hakimi-Eigentor gewerteter Treffer im Inter-Rückspiel.
Überraschend: Rodrygo ist der effektivste Blanco! Gerechnet auf seine Spielminuten und Beteiligungen pro Tor bringt es Reals Nummer 25 nämlich alle 91 Spielminuten auf einen Treffer oder eine Vorlage. Da kann selbst ein Karim Benzema, dem nur alle 108 Spielminuten eine Torbeteiligung zugute steht, nicht mithalten. Und genau seine Effektivität stellte Rodrygo gegen Gladbach mit einer Torvorlage für Benzema aufs neue unter Beweis: Die Königlichen benötigten Tore – gemessen an der Statistik hatte Cheftrainer Zinédine Zidane die richtige Entscheidung getroffen, auf den Brasilianer und nicht auf Marco Asensio (noch keine Torbeteiligung in 787 Saisonminuten) zu setzen.
Dass Rodrygo auch super mit seinen Teamkollegen harmoniert, zeigte nicht nur die Entstehung von Benzemas Treffer, den er vorbereitete. „Er ist ein großartiger Spieler und es ist sehr leicht, mit ihm zu spielen. Er versteht den Fußball sehr gut“, lobte im Anschluss auch Lucas Vázquez, der gegen Gladbach mal wieder Rechtsverteidiger war.
Weshalb Zidane sorglos auf den Brasilianer setzen kann
Besonders beachtlich ist auch: Immer, wenn Rodrygo in dieser Spielzeit auf eine Beteiligung an einem Tor kam, gewannen die Königlichen am Ende. In der Vorsaison, wo der Rechtsaußen neun Treffer und drei Assists verbuchte, gewann Real ebenso fast immer – bis auf das 3:4 im Viertelfinale der Copa del Rey gegen Real Sociedad und das 1:2 im Champions-League-Achtelfinalrückspiel gegen Manchester City. Ob es das Offensivtalent nicht langsam schon verdient hätte, einen Stammplatz im Starensemble des weißen Balletts inne zu haben?
Wenn Zidane und die Blancos unter Zugzwang stehen, lässt der Franzose meist Rodrygo von der Leine. Bestes Beispiel: In der vorherigen Champions-League-Saison starten die Merengues ebenso schwach mit einer Niederlage gegen Paris Saint-Germain (0:3) und einem Remis gegen Club Brügge (2:2). Bei beiden Spielen wirkte der Brasilianer noch nicht mit, tat dies in der Folge aber in den beiden Duellen mit Galatasaray Istanbul, wo ihm im Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu (6:0) – seinem ersten Heimspiel in der Königsklasse – ein Hattrick gelang. Nach Klublegende Raúl (18 Jahre und 113 Tage) avancierte der Jungspund aus São Paulo damals mit 18 Jahren und 301 Tagen zum zweitjüngsten Hattrick-Torschützen der königlichen Vereinsgeschichte.
Und auch nach der Hinspielniederlage gegen ManCity (1:2), bei der Rodrygo fehlte, setze „Zizou“ für die Wende auf den brasilianischen Jugendnationalspieler – wenn auch dort ohne Erfolg, wobei ihm wenigstens ein Assist gelang.
Er ist in den „entscheidenden“ Spielen gefährlich
Und in dieser Saison hat sich am Status des Youngsters nichts geändert – er wird immer noch sporadisch eingesetzt, stand in den vermeintlich bislang wichtigsten Partien gegen Barcelona (3:1; mit Vorlage), Inter Mailand (3:2-Hinspiel; mit Tor, 2:0-Rückspiel; mit Vorlage), Sevilla (1:0) und Borussia Mönchengladbach (2:0; mit Vorlage) 207 Spielminuten auf dem Rasen und steigerte dort seine Quote gar auf 52 Spielminuten pro Torbeteiligung.
Freilich muss auch gesagt werden, dass Real mit Rodrygo die Pleiten gegen Shakhtar (2:3, 0:2), Valencia (1:4) und Alavés (1:2) kassierte – und doch ist er in der Offensive neben Goalgetter Benzema, der bereits bei acht Saisontoren steht, vielleicht sogar der wichtigste Mann im Angriff des spanischen Rekordmeisters. Was nicht heißen muss, dass der Rechtsfuß fortan immer spielen muss, denn auch Zidane und das Trainerteam werden genau wissen, was Rodrygo braucht, um sich mit seinen noch jungen 19 Jahren weiterzuentwickeln – und sei auch erwähnt, dass er weiter reichlich Entwicklungspotenzial auszuschöpfen hat. Noch hat man in Madrid zudem die Hoffnung, dass der fünf Jahre ältere Asensio wieder in die Spur findet.
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