
„Er sagte, ich spiele nicht gut“
MADRID. Iker Casillas und José Mourinho lieferten sich zu gemeinsamen Zeiten bei Real Madrid einen Kleinkrieg, der seinen Tiefpunkt mit der Degradierung der Torwart-Legende in der Saison 2012/13 fand. Der 39-jährige Ex-Keeper ließ in seiner MOVISTAR-PLUS-Serie COLGAR LAS ALAS das damalig komplizierte Verhältnis mit „The Special One“ nochmals Revue passieren.
Mit Mourinho, der von 2010 bis 2013 Cheftrainer in Madrid war, sei es laut Casillas zunächst eine „Hassliebe“ gewesen. Erst im finalen Jahr habe sich „unser Verhältnis verschlechtert“, erinnerte sich der frühere Schlussmann der Blancos zurück und schilderte die damaligen Umstände: „Er sagte mir, er glaube, ich sei nicht konzentriert, er glaube, ich spiele nicht gut. Ich dachte, dass es vielleicht stimmt. Ich hatte zu der Zeit andere Dinge im Kopf, über die ich mir Sorgen gemacht habe.“
Clásico-Eklat – „Sagte ihm, dass ich es nicht für richtig halte“
Der Portugiese setzte ab dem letzten Ligaspiel 2012 beim FC Málaga (2:3) vorerst auf den vorherigen Ersatzmann Antonio Adán, orderte im Januar 2013 dann an, mit Diego López vom FC Sevilla einen neuen Keeper zu verpflichten. Casillas, der allem Überfluss im selben Monat noch eine Fraktur der Mittelhand erlitt, bestritt im Anschluss kein Pflichtspiel mehr unter Mourinho. Doch einen Aufstand zu veranstalten, vermied er: „Was sollten wir denn machen? Es in einen Zirkus verwandeln? Vielleicht hätte ich ihn mir vorknöpfen müssen und die Sache in seinem Büro besprechen sollen.“
Der Ursprung der Spannungen lag im August 2011 und damit bereits weit zuvor: Im Rückspiel der Supercopa kam es im Clásico zwischen den Königlichen und dem FC Barcelona zu einer Massenrangelei, bei der Mourinho Tito Vilanova, seinerzeit Co-Trainer der Katalanen, einen Finger ins Auge rammte. „Wir haben einen schrecklichen Eindruck hinterlassen. Die Aktion (von Mourinho; d. Red.), war eine Art von Dingen, die man bei anderen, schäbigen Klubs beobachten konnte, aber nicht bei uns“, befand „San Iker“ auch heute noch, neun Jahre später. „Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht für richtig halte, dass ein Trainer einem anderen Trainer ins Auge sticht.“ Casillas hatte sich dafür eingesetzt, die Wogen zu glätten und bei seinen Barça-Kollegen aus der spanischen Nationalmannschaft um Entschuldigung gebeten. Mourinho sah dies damals offenbar als einen Angriff auf seine Autorität.
„Wurde ein Opfer meines eigenen Schweigens“
Damals und auch im Anschluss sollen immer wieder Interna aus der Real-Kabine gedrungen sein. Die Rolle des „Maulwurfs“ wurde Casillas in die Schuhe geschoben. Doch waren diese Anschuldigungen überhaupt begründet? Der spanische Welt- und Europameister beteuerte immer noch: „Ich wurde für etwas beschuldigt, das ich nicht getan habe. Also hörte ich auf zu reden und akzeptierte, dass die Leute dachten, ich sei einer, der mit der Presse spricht. Ich habe mehr den Mund gehalten, als ich es hätte tun sollen.“ Dass er damals geschwiegen hatte, bereue er heute. „Weil ich nichts sagte, wurde alles noch verworrener und ich wurde ein Opfer meines eigenen Schweigens. Ich hatte meine Version der Ereignisse, er (Mourinho) hatte seine“, glaubte er.
Mittlerweile, sieben Jahre danach, scheint aber endgültig Gras über die Sache gewachsen zu sein. Casillas, der nach seiner Zeit bei Real 2015 zum FC Porto ging, erlitt 2019 einen Herzinfarkt. „Mourinho war einer der Ersten, die sich erkundigten“, berichtete der Spanier im Oktober. Und auch jetzt betonte er erneut: „Er rief mich an und wünschte mir das Beste. Das sind die kleinen Dinge, auf die ich Wert legen sollte. Andere Leute haben mehr aus der Feindseligkeit gemacht als wir.“
Mourinho selbst gab im Zuge Casillas’ Karriereende im August 2020 an, die Torwart-Ikone „nie aus persönlichen Gründen“ degradiert zu haben. Damit heißt es wohl so schön: Ende gut, alles gut.
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