Interview

Raúl über Youth-League-Triumph: „Belohnung für gesamte Akademie“

Mit dem erstmaligen Gewinn der UEFA Youth League gelang der Juvenil A im Sommer Historisches. Castilla-Coach Raúl war als Interimstrainer mittendrin und feierte seinen ersten großen Titel als Trainer. Im Gespräch mit der UEFA ließ der frühere Torjäger der Blancos den 3:2-Erfolg über Benfica im Finale nochmal Revue passieren und sprach über die Schlüssel zum Erfolg.

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Ein zufriedener Raúl beobachtet seine Siegermedaille – Foto: imago images / Sportimage

RAÚL GONZÁLEZ BLANCO über…

…die Bedeutung des Gewinns der UEFA Youth League für ihn persönlich: „Glücklicherweise durfte ich viele tolle Dinge mit diesem Klub gewinnen und das ist ohne Zweifel ein weiterer. Die Youth League zu gewinnen, war eine neuartige Errungenschaft für den Klub und für die Akademie, da dieser Titel im Trophäenkabinett noch gefehlt hat. Es war eine unglaubliche Erfahrung und als Trainer ist diese Art von Erfolg möglicherweise sogar noch ein bisschen angenehmer. Das war zweifelsohne einer der schönsten Tage meines Lebens, weil wir etwas erlebt haben, woran wir uns immer erinnern werden. Das kommt schon an meine Erfolge als Spieler ran. Das war eine Belohnung für all diejenigen, die all die Jahre in Real Madrids Akademie gearbeitet haben. Wir wollten diesen Wettbewerb unbedingt für sie gewinnen. Es gab so viele tolle Generationen von Fußballern, Trainern und Leuten auf der Geschäftsstelle, die tolle Arbeit für die Akademie geleistet haben. Beim Erringen dieser Trophäe haben wir an alle gedacht.“

…die Schlüssel zum Erfolg: „Es war eine tolle Gelegenheit für den Verein, weil wir die Youth League zuvor noch nie gewonnen hatten. Das versuchten wir den Jungs in jeder Trainingseinheit während der Vorbereitung zu vermitteln – die Werte dieses Klubs, die Bedeutung guter Gewohnheiten und harter Arbeit. In der Fußballwelt herrscht große Konkurrenz und es gibt viele tolle Spieler. Manchmal sind die Unterschiede minimal, es kommt auf Details an. Für mich war das eine sehr gute Erfahrung, weil eine Energie da war, die uns half, auf diese Weise zu konkurrieren. Ich sah ein aggressives Team, das gut angriff und verteidigte. Ein Team, das in der Lage war, jedes Hindernis zu überwinden. Im ersten Spiel gegen Juventus lagen wir in Rückstand und waren nach 12 Minuten ein Mann weniger. Das Spiel endete 3:1 und das Team zog jede Menge Stärke daraus. Das war der Grund, warum wir fünf, sechs Wochen an den Widrigkeiten, die uns bevorstehen könnten, gearbeitet hatten. Wir hatten fünf Monate keinen Wettbewerb und wussten nicht, was uns erwartet. Aber das Team hat auf physischer Ebene toll reagiert und das gab uns jede Menge Selbstvertrauen für das zweite Spiel.“

…seine Gefühlslage, als er erfuhr, dass er das Team bei der Endrunde betreuen dürfe: „Das war eine willkommene Überraschung für mich. Der Klub entschied so, weil die Vorbereitungszeit sehr kurz sein würde. Ich war der richtige Kandidat, um zu den Spielern durchzudringen. Das sind Spieler, die ich seit zwei Jahren kenne – ich hatte sie bereits trainiert und jetzt hatte ich dieses Glück erneut. Auf persönlicher Ebene habe ich versucht, meine Erfahrung als Spieler weiterzugeben. Ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um Spaß zu haben und sich innerhalb des Lernprozesses, in dem sie sich befinden, weiterzuentwickeln. Das ist mein Zuhause und ich schätze die Arbeit und den Aufwand, den so viele Leute hineingesteckt haben. Mir wurde die Gelegenheit gegeben, dabei zu sein, aber es reisten so viele Leute nach Nyon, die davon träumten, zu gewinnen – inklusive der wunderbaren Spieler. Diese Ehre wurde Real Madrid bislang noch nicht zu Teil und ich denke, das ist eine Anerkennung für viele Leute. Da steckt jede Menge Arbeit dahinter, von Profis, die ohne die öffentliche Anerkennung in Real Madrids Akademie arbeiten. Das war eine tolle Erfahrung und ich bin unheimlich stolz auf die Arbeit, die das Trainerteam und die Spieler verrichtet haben. Das Endergebnis ist dieser brillante Erfolg.“

…seine Methode, um die Gewinner-Mentalität innerhalb des Teams zu etablieren: „Wir versuchen jedem Spieler die Bedeutung des Wegs, des Prozesses zu verdeutlichen – sie sollen diese Reise genießen, auch wenn das manchmal Widerstand und Leiden bedeutet. Der Weg ist nicht immer schön, aber man bekommt seine Belohnung. Wenn du hart arbeitest, gehen die Dinge auf lange Sicht immer gut aus. In der Welt des Fußballs ist es unmöglich, Dinge alleine zu erreichen. Du brauchst immer das Team. Jeder Spieler muss seine Mitspieler besser machen und ihm dabei helfen, die Dinge besser zu machen. Jeder Spieler braucht seine Kameraden, um sich als Fußballer zu verbessern. Das macht ein Gewinner-Team aus: das Beste aus jedem Teammitglied herauszuholen. Die meiste Zeit ist es die Aufgabe des Trainers und des Funktionsteams, das zu tun, aber das gilt für die Spieler genauso, weil sie am Ende da raus gehen und die Entscheidungen auf dem Feld treffen müssen. Sie sind diejenigen, die sich gegenseitig helfen müssen und ich bin sehr stolz auf sie. Ich sagte ihnen, dass das Beginn einer tollen Karriere für sie sei.“

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Video: Reals Youth-League-Triumph

Im siebten Anlauf hat es endlich geklappt und Real Madrid erstmals die UEFA Youth League... weiterlesen

…den Kampfgeist des Teams als Schlüssel zum Erfolg: „Während des Turniers hatten wir verschiedene Situationen, die die Gruppe bereichert haben. Wenn  man ein Mann weniger ist, so wie es uns gegen Juventus passiert ist, zeigt das immer die Ambition eines Teams, den Wunsch, es gut zu machen, sich gegenseitig zu helfen. Es war ein Spiel, in dem wir, obwohl wir ein Mann weniger waren, die meiste Zeit überlegen waren und mehr Chancen hatten. Das Wichtigste in einem Mannschaftssport ist, eine klare Idee zu haben, wie du spielen möchtest – wann du angreifen möchtest, wann du verteidigen möchtest und das auf deine Art und Weise. Und die Summe der Anstrengung eines jeden Einzelnen kann dazu führen, dass du besser bist, als das Team in Überzahl.“

…seine Philosophie: „Real Madrid muss bei Spielen die Oberhand haben. Wir müssen angreifen, aber gleichzeitig auch in der Lage sein, zu verteidigen, müssen versuchen, uns im bestmöglichen Licht darzustellen – und natürlich rausgehen, um jedes Spiel zu gewinnen. Das Wappen von Real Madrid auf deinem Trikot verpflichtet dich dazu, alles zu geben. Wir gehen immer auf das Feld, um zu gewinnen. Jedes Spiel müssen wir von Beginn an hellwach sein, auf jedes Detail achten, wie klein es auch sein mag, und unseren Gegnern einen Schritt voraus sein. Unsere Stärke ist, dass wir sehr klar wissen, wie wir spielen wollen. Wir wollen dem Spiel unseren Stempel aufdrücken, so viel wie möglich in der gegnerischen Hälfte spielen, vor ihr Tor kommen und ihnen das Leben so schwer wie möglich machen. Wir wollen in Ballbesitz so schnell wie möglich und so hoch wie möglich agieren. Natürlich gibt es Momente in einem Spiel, in welchen du leiden und verteidigen musst, weil der Gegner den Ball laufen lässt. Wir müssen immer unser Bestes geben, dafür haben wir die Fähigkeit. Wir haben Talent, was wichtig ist, aber wir müssen die Balance mit harter Arbeit und Mentalität finden.“

…taktische Flexibilität und deren Bedeutung im Jugendfußball: „Wir hatten daran gearbeitet, auf verschiedene Art und Weisen zu spielen. Statt über ein 4-4-2, ein 4-3-3 oder ein 5-3-2 sprachen wir eher darüber, wie wir besser als unser Gegner sein konnten, wie wir dachten, dass es möglich ist, ihnen weh zu tun. Die Spieler müssen diese Vielseitigkeit beherrschen, erst Recht in ihrem Alter, mit Blick auf ihre zukünftigen Karrieren. Je mehr verschiedene Situationen sie erleben, desto eher werden sie bereit sein, mit den verschiedenen Situationen, die man im professionellen Fußball vorfindet, umzugehen.“

…der Matchplan für das Finale: „Wir hatten enorme Motivation das Finale, wo die zwei besten Teams des Wettbewerbs aufeinandertrafen, zu gewinnen. Benfica ist ein Team voller talentierter Spieler, spielt tollen Fußball mit dem tollen Ansatz den Ball haben zu wollen. Wir wussten, in dem Spiel wird der Ball im Mittelpunkt stehen. Wer mehr Ballbesitz haben würde, besäße größere Chancen. Sie waren ohne Zweifel der härteste Konkurrent, auf den wir in Nyon trafen, und es war ein zusätzlicher Anreiz auf einem seriösen Level zu agieren. Wir mussten ruhig bleiben und die gleiche Linie wie in den Spielen zuvor fahren. Uns war bewusst, dass wenn wir weiter an unsere Identität glauben würden, wir große Chancen haben würden.“

…die Herausforderungen, vor die Benfica seine Mannschaft im Finale stellte: „Ich denke, wir starteten sehr gut und waren in der ersten Hälfte voll da. Wir gingen mit einer Zwei-Tore-Führung in Halbzeit, aber wir wussten ganz genau, dass noch nichts entschieden war. In der zweiten Hälfte machten sie es uns mit ihrer Qualität und ihren Wechseln schwer. Müdigkeit war ebenso ein Faktor, da es für uns das vierte und für sie das dritte Spiel war. Sie bereiteten uns ernsthafte Probleme. Ich glaube, es war ein großartiges Finale und unsere bessere Abschlussqualität gewann uns das Spiel. Wir sind so dermaßen stolz auf die Arbeit, die alle Spieler investiert haben. Die Spieler, die nicht gespielt haben, waren ebenso wichtig, indem sie diese Energie von der Seitenlinie lieferten, als dem Team der Sprit ausging.“

…die Wichtigkeit als Cheftrainer Dinge zu delegieren: „Das ist sehr wichtig. Das Trainerteam besteht aus fünf oder sechs Leuten, jeder hat seine Rolle. Bezüglich Standardsituation ist es meine Nummer zwei, die sich darum kümmert. In jedem Spiel hast du verschiedene Situationen, wie im Benfica-Spiel, als es den Elfmeter gab und unser Torwart wusste, wohin der Schütze schießen würde, aufgrund der Arbeit unseres Torwarttrainers. Am Ende hat all diese Arbeit ihre Konsequenzen und das sind positive Ergebnisse. Es war die Summe der Arbeit jedes Einzelnen, was uns die Trophäe verschaffte.“

Real Madrid Bernabeu Umbau

…die Lehren, die er aus dem Turnier in Nyon zog: „Wir sind alle gewachsen, mir inklusive. Die Spieler haben sich an viele verschiedene Situationen angepasst, viele Hindernisse überwunden, was ihnen in ihrer Entwicklung helfen wird. Wir sind auf verschiedene Mannschaften und verschiedene Kulturen getroffen – Italiener, Österreicher- Portugiesen – und das Team, sowohl auf individueller als auch kollektiver Ebene, sah sich völlig verschiedenen Situationen gegenüber und war in der Lage, das zu bewältigen.“

…die Bedeutung der Unterstützung durch Präsident Florentino Pérez vor Ort: „Ich bin sehr dankbar, dass der Präsident in Nyon war. Er zeigte den Jungs viel Zuneigung, er grüßte sie vor und natürlich nach dem Spiel, gratulierte uns und zeigte, wie glücklich er war. Die Geschichte Real Madrids ist eng mit europäischen Erfolgen verknüpft und wir konnten ein weiteres Kapitel erleben. La Fábrica ist ein fundamentaler Bestandteil dieses Klubs und fühlen uns gut unterstützt vom Präsident. Es war für uns alle eine Ehre, die Freude über das Gewinnen der Youth League mit ihm zu teilen.“

…seine Erkenntnisse aus dem Turnier hinsichtlich des Jugendfußballs im Allgemeinen: „Die Endrunde zeigte, welch gute Arbeit im Entwicklungsbereich in den europäischen Akademien geleistet wird. Es gab Spiele, wo du wirklich guten Fußball sehen konntest. Das Talent, das du dort vorfindest, wird durch taktische Arbeit und die physische Komponente enorm verstärkt. Die Teams sind viel besser vorbereitet. Das ist ein einzigartiger Wettbewerb, der für die Spieler nur einmal im Leben kommt. Sie gehen diesen mit guter Vorbereitung, mit Ehrgeiz, mit den Werten von harter Arbeit und persönlicher Verbesserung an. Und genau das versuchen wir ihnen beizubringen, dass sie nicht nur gute Spieler werden, sondern auch entsprechende Werte in sich tragen und gute Menschen sind, die wettbewerbsfähig sind und für ihre Träume kämpfen. Ich bin sehr froh, dass dieses Turnier stattfinden konnte, wenn man danach geht, wie es verfolgt wird und welchen Einfluss es hat. Ich denke, es hilft Spielern enorm, sich zu entwickeln und sich zu verbessern, weil die heimischen Wettbewerbe sind oft nicht so fordernd. Hier können sie eine einzigartige Erfahrung sammeln und etwas erleben, das der Profiwelt sehr nahe kommt. Es ist eine tolle Gelegenheit für sie, bereits in jungem Alter zu lernen. Wie wir in den letzten Jahren gesehen haben, sind einige Spieler, die diesen Wettbewerb durchlaufen haben, jetzt wichtige Spieler in ihren Klubs und spielen in der Champions League. Wir müssen der UEFA zu diesem tollen Turnier gratulieren und ich hoffe, sie promoten es weiter, damit es weiterhin so eine Entwicklungsmöglichkeit für junge Spieler gibt.“

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Raul ist bleibt für mich die größte Nummer 7 Reals für immer. Ich hoffe, dass er eines Tages unser Chefcoach der 1. Mannschaft wird.
 
Raul so am wichtigsten ist es einen klaren plan zu haben und schnellen offensiven fußball zu spielen und den gegner hinten rein zu drücken.

ZZ: fLaNken!!!

Bin echt schon gespannt wie Raul als trainer ist, hoffe er übernimmt bald mal ne 1. Liga mannschaft.
 

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