
Asensios Kampf gegen die Kritiker
MADRID. Er musste nur noch einschieben, und das war völlig unbedrängt aus etwa elf Metern Entfernung auch alles andere als schwer. Noch dazu konnte er seinen starken linken Fuß zum Abschluss verwenden. Streng genommen muss man festhalten: Eine besondere Leistung war es nicht, als Marco Asensio am Samstagabend im Estadio Alfredo Di Stéfano gegen Celta Vigo bereits in der 53. Minute Real Madrids 2:0-Endstand erzielte.
Trotzdem eilten nahezu all seine Teamkollegen erfreut zu dem breit grinsenden Torschützen, um mit ihm zu jubeln, um ihm zu gratulieren. Nicht grundlos. Was hatte sich der Spanier in dieser Saison angesichts seiner oftmals dürftigen Leistungen schließlich nicht schon anhören müssen? Von ihm sei nach der schweren Verletzung am linken Knie – Riss des vorderen Kreuzbands, Riss des Außenmeniskus – und daher langen Zwangspause nichts mehr zu erwarten, er sei ein ewiges Talent, er werde in seiner Karriere keine Bäume mehr ausreißen.
Tor und Vorlage: So wie beim fulminanten Comeback
Nun ist es gewiss nicht so, dass der Linksfuß an diesem 17. Spieltag der Primera División, der ersten Partie im Jahr 2021, sämtliche Kritiker Lügen gestraft hat. Aber immerhin scheint der öffentlich gescholtene Asensio inzwischen auf dem richtigen Weg zu sein – zumal er gegen Celta vor seinem eigenen Treffer, im 20. Einsatz übrigens der erste in dieser Spielzeit, bereits die Führung von Lucas Vázquez in der sechsten Minute mustergültig vorbereitet hatte. Ähnlich wie bereits vor Weihnachten beim 2:0-Erfolg gegen den FC Granada, als Casemiro per Kopf verwandelte, bediente die mittlerweile viel agilere Nummer 11 den Torschützen mit einer Flanke unweit der Grundlinie von der linken Seite.
Tor vorgelegt, Tor selbst erzielt: Zuletzt war dem 24-Jährigen das in einer Partie an einem Tag gelungen, den er sicherlich niemals vergessen wird. Am 18. Juni 2020 hatte der Offensiv-Allrounder gegen den FC Valencia nach 13 Monaten sein langersehntes Pflichtspiel-Comeback gefeiert, dabei sofort eingenetzt und in der Folge assistiert. Diesmal war es lediglich umgekehrt: Erst die Vorlage, dann der eigene Treffer, der ihm nebenbei bemerkt fast schon beim letzten Auswärtsspiel gegen den FC Elche (1:1) gelungen war. Seinen satten Schuss aus der Distanz konnte der gegnerische Keeper aber noch an die Latte lenken, woraufhin Luka Modrić per Abstauber zur Stelle war. Insgesamt war Asensio an vier der letzten fünf Real-Tore beteiligt, glänzte zudem durch einen Pfostentreffer per Hacke gegen Eibar (3:1).
++3= Noche perfecta. / Perfect night. pic.twitter.com/uBievSU3hP
— Marco Asensio (@marcoasensio10) January 2, 2021
„Es ist ein langer Prozess, die Leute wissen das nicht“
Gegen Vigo führte ein Ballgewinn des kroatischen Mittelfeld-Stars zum Erfolgserlebnis des Außenstürmers. „Irgendwann musste es dazu kommen“, kommentierte er im Nachhinein seinen gebrochenen Bann. Es sei „ein perfekter Abend“ gewesen, so Asensio, der nach seiner fulminanten Rückkehr in der Meister-Saison noch das eine oder andere persönliche Highlight verbuchen konnte, danach aber immer mehr abbaute. „Von Mal zu Mal fühle ich mich besser. Es ist ein langer Prozess, die Leute wissen das nicht. Ich wusste, dass ich mich schwer tun würde. Es geht darum, Einsätze zu bestreiten“, betonte er.
In Madrid hoffen sie, dass es für ihn jetzt weiter bergauf geht und seine gute Verfassung nicht nur von kurzer Dauer sein wird. „Asensio ist ein Geschenk“, bewertet die Sportzeitung MARCA den Beitrag des Mallorquiners kurz vor dem Tag der Heiligen Drei Könige am 6. Januar, an dem in Spanien traditionell Präsente verteilt werden, überschwänglich.
#LaPortada Asensio es un regalo pic.twitter.com/rqqZYzvGMj
— MARCA (@marca) January 2, 2021
Zidane beordert Asensio zurück auf die linke Seite
Was Asensio zugutekommt: Er gehört zu Zinédine Zidanes Lieblingen und ist ein Profi, dessen Zustand und Entwicklung dem Trainer besonders am Herzen liegt. „Ich freue mich sehr für Marco, weil er lange verletzt war und jetzt immer besser reinkommt“, gab „Zizou“ zu Protokoll, nachdem er Asensio zum zweiten Mal in Folge von Beginn an aufgestellt hatte.
Eingesetzt wird der Nationalspieler von dem Franzosen bereits seit Dezember vornehmlich da, wo Eden Hazard glänzen soll, es wegen ständiger Verletzungen aber nicht tut, und sich auch Vinícius Júnior am wohlsten fühlt: außen links. Asensio hatte eigentlich schon vor geraumer Zeit, um genauer zu sein 2018, zum Ausdruck gebracht, dass er sich dort als Linksfuß nicht optimal aufgehoben sieht: „Auf der rechten Seite oder im Zentrum kann ich am effektivsten sein. Ich habe auch schon auf der linken Seite meine Leistungen gezeigt, aber die Leute fordern, dass man entscheidender ist, was die Tore betrifft.“
Unter Beweis stellen konnte er das in dieser Saison bisher bei weitem nicht. Aber vielleicht wird daraus in den kommenden Wochen ja etwas – schließlich ist Linksaußen Hazard nach einer weiteren abgeschüttelten Verletzung wieder einsatzbereit und Rodrygo Goes auf der rechten Seite länger außen vor. Weil Vázquez dort momentan aber nicht wegzudenken ist, plädiert Ex-Real-Keeper Santiago Cañizares dafür, alles so zu lassen, wie es ist. Heißt: Asensio spielt links, Hazard drückt die Ersatzbank. „Du hast einen nur halb so guten Asensio, wenn du ihn wegen Hazards Rückkehr auf die rechte Seite stellst. Und du verlierst den besten Lucas“, machte der 51-Jährige bei dem Radiosender CADENA COPE deutlich.
Asensio ist in der Pflicht – egal, wo er spielt
Klar dürfte allerdings auch sein: Bei all seiner Qualität verbietet es sich für den 24-Jährigen fast schon, seine Position auf dem Feld als Grund für bald vielleicht wieder schwächere Auftritte festzumachen. Seine aktuelle Form ist erst einmal nicht mehr als eine Duftmarke. Solange er in der Offensive zum Einsatz kommt, muss er in Madrid allmählich auch konstant etwas Fruchtbares liefern. Ob nun per Hammer aus der Distanz oder so einfach wie gegen Celta.
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