Interview

Liverpool-Experte: „Champions League nicht das wichtigste Ziel“

Wenn der Interviewer vom Interviewten auch noch interviewt wird, dann wird es interessant. Ich sprach mit Liverpool-Experte Alexander Tanasic über das spannendste der vier Duelle im Champions-League-Viertelfinale. Das „In(terview)ception“ über Liverpools Stärken und Schwächen, etwaige Rachegelüste, mögliche Abgänge von Salah oder Mané und natürlich über das Hinspiel gibt es hier zum Lesen oder auch spontan zum Anhören.

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Zum siebten Mal werden sich Real und Liverpool gegenüberstehen, bisher gab’s auf beiden Seiten je drei SiegeFoto: IMAGO / PA Images

Keine Rachegefühle in Liverpool

So sieht man sich wieder. Nach dem Finale 2018 kreuzen Real Madrid und Liverpool erneut die Klingen. Wie damals, spricht Liverpool-Experte Alexander Tansic von den „Red Fellas“, der „official Supporters Club“ aus Österreich, über das anstehende Viertelfinale (Dienstag, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und im TV).

Persönlich empfindet er noch etwas Nostalgie: „Was wäre gewesen, wenn man Salah nicht hätte auswechseln müssen, wenn wir einen anständigen Torhüter gehabt hätten…“

„Aber es ist so wie es ist“, ergänzt der Wiener und verrät: „Klopp hat immer angesprochen, dass es für ihn ein abgehaktes Thema ist.“

„Heute ist Ramos immer noch eine Persona non grata in Liverpool, das wäre auch spannend gewesen: Ramos in Anfield. Aber das hätte ihn wahrscheinlich genauso motiviert, aber unterm Strich ist das aus meiner Sicht und auch aus Klopp-Sicht eine erledigte Sache, selbst Salah hat dem einen Riegel vorgeschoben.“

Der 1:3-Finalniederlage in Kiew kann er sogar „etwas Positives abgewinnen“, nämlich dass „das Team gestärkt daraus hervorgegangen ist durch den Champions-League-Titel 2019 und die Meisterschaft 2020.“

Für ihn bleibt: „Es steht in den Geschichtsbüchern, aber ist unter dem Strich eigentlich erledigt und eher eine Fan-Thematik, die Ramos als Sündenbock hinstellt. Es sieht auf den Bildern blöd aus: War es mutwillig oder nicht? Wir werden’s nie erfahren!“ Und nach dem Gespräch wurde dann bekannt, dass Ramos ohnehin nicht mitwirken kann.

Zum Anhören:

  • 00:00: Einstieg und Hinweise
  • 01:05: Kern fragt Tanasic
  • 14:00: Tanasic fragt Kern
  • 27:19: Auslaufen und Abschied

Jota vor Firmino gesetzt?

Bald wird man dagegen erfahren, ob Klopp im Viertelfinale das gleiche Sturm-Trio einsetzt wie vor drei Jahren: Firmino ist wieder fit, könnte aber weiter durch Diogo Jota ersetzt werden – glaubt auch Tanasic: „Ich rechne schon, dass Jota eine Chance bekommen wird. Firmino ist immer so eine Sache: Mal hat er zehn schlechte Spiele, dann wieder seine Momente. Ich glaube aber, dass es auf Salah, Mané und Jota hinauslaufen wird.“

„Wenn es Klopp offensiver angehen möchte, dann stehen die Chancen für Jota ziemlich gut“, erklärt der Österreicher und verrät auch: „Wenn man die Fans fragt, sollte Jota den Vorzug vor Firmino bekommen.“

Im Gegensatz zum CL-Finale 2018 könnte Firmino nur auf der Bank sitzen – Foto: IMAGO / PA Images

„Klopps Stuhl wackelt nicht mal ansatzweise“

Trotz der kleinen sportlichen Krise in Liverpool sieht Tanasic den Trainer aber noch lange nicht am Wackeln: „Sein Stuhl ist nicht mal ansatzweise am Wackeln!“ Nicht so wie damals 2015, als seine Zeit in Dortmund endete. „Er hat sich einen absoluten Legendenstatus erarbeitet und den wird ihm so schnell auch keiner wegnehmen. Die Parallelen zu Dortmund sind für Medien ein großes Thema, aber Klub-nahe Journalisten und Fans sehen da keine Parallelen, weil die Konstellationen – Corona, Verletzungen, gewonnene Titel – komplett andere waren.“

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Ziel: CL-Qualifikation

Der Liverpool-Experte findet sogar, „dass aktuell wieder etwas Stabilität reingekommen ist. Eigentlich geht’s aktuell nur noch darum, sich wieder für die Champions League zu qualifizieren. Die Champions League selbst ist ein kleines Plus, wenn man’s schafft gut, wenn nicht auch nicht so schlimm. Denn er hat sie gewonnen und dieses Image des Final-Verlierers abgegeben, daher wird er noch sehr lange Trainer bleiben.“

„So einen Mann aufgrund einer kleinen Schwächephase gehen zu lassen, wär absolut fatal“, findet er und erklärt: „Man darf nicht alles auf den Ausfall von Van Dijk reduzieren, aber es hatte einen maßgeblichen Anteil, dass dieses Konstrukt zusammen gefallen ist. Und Klopp ist bekannt, nicht unbedingt Geld in die Hand zu nehmen und gleich neue Spieler zu kaufen. Er hat an seine Spieler und die Nachwuchsspieler geglaubt, das ist in die Hose gegangen, aber an seinem Status gibt es nichts zu rütteln.“

„Fabinho im Mittelfeld kann Real weh tun“

„Die größte Schwäche“ sieht er „in der Innenverteidigung, wobei sich Kabak immer mehr zurecht findet in seiner Rolle.“ Er persönlich hofft, dass „Fabinho weiter vorne“ eingesetzt wird, weil man „dann eine offensivere Mannschaft sehen“ werde. Denn Fabinho in der Innenverteidigung, das bedeutete zuletzt eher eine Schwächung für Liverpool: „Er macht den Job grandios, aber auf der anderen Seite fehlt er auf der Sechs. Und wenn er da spielt, ist Liverpool eine andere Mannschaft. Sofern Fabinho und Thiago auf der Acht ihre Rollen einnehmen, sehe ich da sehr große Chancen, Real weh zu tun.“

Ohne Ramos, Hazard und Co. straucheln auch die Blancos, aber „Real ist Real und wer glaubt, dass Real angeschlagen ist, das kann man zwar so sehen, aber ein angeschlagener Boxer ist auch immer sehr gefährlich und Real abzuschreiben, wäre ein großer Fehler“, weiß auch Tanasic.

„Salah und Mané nicht unverkäuflich“

Bei den „Reds“ befinden wie immer auch Salah und Sadio Mané speziell im Fokus, standen sie doch schon oft in Verbindung mit einem Transfer an die Concha Espina. „Es ist keiner unverkäuflich“, stellt Tanasic hinsichtlich möglicher Transfers klar und ergänzt: „Wenn das nötige Kleingeld für Salah überwiesen wird, glaube ich, dass viele Fans damit überhaupt kein Problem hätten. Es wäre kein Schock, wie damals, als Torres zu Chelsea verschwunden ist. Hoffentlich bleibt er, aber wenn er den Schritt setzen will nach Spanien, dann wäre es kein Schock.“

Zumal Liverpool auch gute Erfahrungen mit Spielerwechseln gemacht habe: „Man hat gesehen, wie die Investitionen von Coutinho eingesetzt wurden und so glaube ich, dass Klopp wieder den richtigen Mann finden würde.“

Mané hingegen habe „zuletzt gezeigt, dass er sehr glücklich in Liverpool ist, aber rein vom Gefühl her, wäre eher Salah der, der abwandern könnte, auch weil er zuletzt kein Bekenntnis zu Liverpool äußern wollte. Salah wäre verkaufbar, auch Firmino – es ist keiner mehr unberührbar.“

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Passend zur „In(terview)ception“ habe auch ich Tanasic ein paar Fragen beantwortet. Themen: Reals Erfahrung und CL-Modus, die Zukünfte von Varane und Ramos, mögliche Schlüsselduelle im Hinspiel, auf welchen Liverpool-Spieler die Blancos besonders aufpassen müssen, das Duell Alisson-Courtois, Eden Hazards Zustand und mögliche Rotationen von Zinédine Zidane. Wer meine Antworten wissen will, kann bei redfellas.org lesen oder die Audio-Datei (oben) anhören.

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von
Nils Kern

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