Analyse

Vor dem Clásico: Die Barça- und Real-Stars im Head-to-Head-Vergleich

Trotz einiger Personalausfälle auf beiden Seiten wird der Clásico wie immer auch eines sein: ein Schaulaufen der Stars! Vor dem Spitzenspiel am Samstagabend vergleicht REAL TOTAL die möglichen Startformationen von Real Madrid und Barcelona.

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Wer hat im Clásico die stärkere Startelf? Fotos: imago images

Tor: Courtois vs. Ter Stegen

Deutschlands Nummer zwei, Marc-André ter Stegen, gehört zur Elite der Torhüter-Riege und ist eine wichtige Stütze für die Abwehr der Katalanen. Zweifellos trifft dasselbe auch auf den Schlussmann der Königlichen zu, der durch beständige Leistungen sowie die Ruhe in seiner Ausstrahlung zu überzeugen weiß. Was Ter Stegen vielleicht in puncto fußballerischer Qualität besser macht, hat der Belgier seitens der Merengues Vorteile durch seine Spannweite und trumpft in der Strafraumbeherrschung auf. Auch die Zahlen der beiden sind vergleichbar, beide wurden wettbewerbsübergreifend bisher 36 Mal überwunden, wobei Courtois sechs Spiele häufiger das Tor hütete und damit eine bessere Quote aufweist. Er ist in Top-Form und auf die Frage, ob es sich um sein Karriere-Hoch handelt erwiderte der Belgier salopp mit „das kann sein“. Finden wir übrigens auch, deshalb steht er in diesem Vergleich hauchdünn vorne.

Sieger: Thibaut Courtois. 1:0.

Rechtsverteidiger: Vázquez vs. Dest

Die Rechtsverteidigerposition bei den Königlichen ist von Zinédine Zidane durch eine gelungene Improvisations-Kunst elegant besetzt worden, wo Lucas Vázquez nun schon seit mehreren Wochen überzeugende Arbeit abliefert. So hat sich die vermeintliche Offensivkraft vom Offensiv-Joker zum Dauerbrenner gemausert und sich eine deutlich verbesserte Hand für den noch offenen Vertragspoker erkämpft. Sergiño Dest auf der anderen Seite ist mit seinen 20 Jahren bereits ein Leistungsträger seiner Farben geworden und kommt seit seiner Verpflichtung von Ajax im vergangenen Sommer immer besser in Fahrt, wobei er zuletzt gegen Real Sociedad gar mit einem Doppelpack glänzte. Weil Vázquez gerade in der Defensive nicht immer ganz frei von Fehl und Tadel ist – beim Liverpool-Gegentor traf ihn die meiste schuld – und gelegentlich im Stellungsspiel Schwächen offenbart, sitzt hier der in der Niederlande geborene US-amerikanische Nationalspieler im Dienste des FC Barcelona am längeren Hebel.

Sieger: Sergiño Dest. 1:1.

Innenverteidiger: Militão vs. Mingueza

Éder Militão war schon von Kritikern als kostspieliges Missverständnis verschrien, doch glücklich ist, wer auf so einen Backup-Innenverteidiger zurückgreifen kann. Begünstigt durch die Ausfälle von Ramos und Varane lastet viel Verantwortung auf dem Brasilianer, der 2019 für schlappe 50 Millionen Euro in die spanische Hauptstadt wechselte. Doch der Verteidiger weiß zu überzeugen: Wird er gebraucht, wie zuletzt gegen Eibar oder Liverpool, ist er zur Stelle. Ihm gegenüber steht in Óscar Mingueza ein katalonisches Eigengewächs, welches sich zum Stammspieler gemausert hat und von Trainer Koeman viel Vertrauen in Form von Spielzeit geschenkt bekommt. Der einstige Youth-League-Sieger hat als Abgänger der berüchtigten „La Masia“ zweifellos eine hervorragende Grundausbildung, doch die Erfahrung auf höchstem Niveau fehlt dem spanischen U21-Nationalspieler bisher.

Sieger: Éder Militão. 2:1.

Sergio Ramos
Sergio Ramos traf per Strafstoß im Hinspiel, wird aber bei diesem Aufeinandertreffen verletzungsbedingt nicht mitmischen können – Foto: imago images / Cordon Press/Miguelez Sports

Innenverteidiger: Nacho vs. Lenglet

Wie Abwehr-Pendant Militão ist auch Nacho Fernández Backup in der königlichen Defensive – mit dieser Rolle arrangiert sich der Spanier allerdings seit Jahren hervorragend. Was ihm manchmal an Sicherheit gegenüber seinen Kollegen im Abwehrzentrum fehlt, kann er in aller Regel mit seinem Herzblut und viel Leidenschaft wettmachen – dafür sprechen auch 1,6 abgefangene Bälle pro Ligaspiel. Clément Lenglet auf der anderen Seite gehört mittlerweile wieder zum Stammpersonal der Katalanen, schwimmt aber im illustren Ensemble eher mit, als dass er Ausrufezeichen zu setzen weiß. In den meisten Statistiken zeigt der Franzose eher durchschnittliche Werte auf und gerade gegen wendige Spieler hat der Verteidiger zudem in der Vergangenheit immer wieder Unsicherheiten offenbart, weshalb er kaum in große Fußstapfen wie die von Puyol, Mascerano oder Piqué treten wird. Dazu kommen schon einige verschuldete Elfmeter – so wie im ersten Clásico.

Sieger: Nacho Fernández. 3:1.

Linksverteidiger: Mendy vs. Alba

Schnell und viel Power Richtung gegnerisches Tor: Das alles verbindet Ferland Mendy und Jordi Alba. Während Mendy gar dem „ewigen Marcelo“ dessen Stammplatz streitig machen konnte, ist Alba bereits seit Jahren nicht mehr wegzudenken bei der „Blaugrana“. Abgesehen davon, dass Alba kaum in der Lage ist, einen Einwurf regelkonform auszuführen, zeigt der Spanier nahezu keine Schwächen und spielt speziell in diesem Kalenderjahr groß auf. Bei Mendy, der an einem guten Tag seinem Kontrahenten in nichts nachsteht, fehlt an dieser Stelle noch etwas die Konstanz, wodurch ein kleines Plus bei der Koeman-Elf verbucht werden kann, zumal Alba mit bereits drei Toren und vier Assists in LaLiga wahrlich torgefährlich für einen Defensivmann werden kann.

Sieger: Jordi Alba. 3:2.

Nacho Fernández bringt reichlich Erfahrung mit ins Clásico, aber auch Jordi Alba weiß genau, wie der Hase läuft – Foto: imago images / Cordon Press/Miguelez Sports

Mittelfeld: Casemiro vs. Busquets

Sergio Busquets ist das letzte Überbleibsel aus dem überragenden Mittelfeld-Trio um Xavi, Iniesta und seiner Person. Auch ohne die beiden kongenialen Partner hat Busquets zweifelsfrei enorme Qualitäten und gehört weiterhin zur Weltklasse, gerade als „Staubsauger“ vor der Abwehr und geschickter Spielgestalter. Dennoch befindet sich Casemiro seit einigen Monaten in einer Form, bei welcher der scheinbar auch etwas in die Tage – 33 Jahre wird er im Sommer alt – gekommene Busquets nicht mehr auf voller Linie mithalten kann. In der Defensive sind beide Akteure für ihre Teams nahezu unverzichtbar, aber Casemiro schafft es zudem auch immer wieder nicht nur die vorletzten oder letzten Pässe zu liefern, sondern reiht sich in wichtigen Spielen gerne auch selbst mit in die Torschützenliste ein. In LaLiga kommt der Brasilianer für die Königlichen auf durchschnittliche 1,3 Torschüsse pro Spiel und erzielte somit bereits fünf Treffer. Eine Statistik, in welcher Busquets völlig leer ausgeht. Auch bei den erfolgreichen Tacklings pro Spiel (2,6 zu 1,5 pro Spiel) ist der „Sechser“ bei den Königlichen effizienter. Casemiro ist agiler und vielseitiger – daher: leichter Vorteil für den Brasilianer.

Sieger: Casemiro. 4:2.

Mittelfeld: Modrić vs. Pedri

Der 18-jährige Pedri, den der FC Barcelona aus Las Palmas für seine Dienste verpflichten konnte, ist zweifelsohne ein Juwel, dem eine große Zukunft bevorsteht. Trotz jungen Alters ist der Spanier schon Stammspieler und kommt bisher bereits auf neun Torbeteiligungen. Von diesem Knaben werden wir sicher noch viel hören und er hat das Zeug dazu, sowohl in diesem, als auch in vielen weiteren Clásicos den Königlichen auf Nerv zu gehen. Aber: Wir leben im hier und jetzt – und da gehört Luka Modrić mit seinen 35 Jahren nach wie vor zu den Allerbesten seiner Zunft. Über den Kroaten muss kein Wort mehr zu dessen unzähligen Qualitäten verloren werden und gerade in Partien wie dem Clásico zeigt der Spielmacher, dass er Nerven wie Drahtseile hat. Auch wenn Modrić fast doppelt so alt ist wie sein Gegenüber, noch ist die Nummer 10 der Königlichen der entscheidende Faktor und hat damit den Vorteil auf seiner Seite.

Sieger: Luka Modrić. 5:2.

Ferland Mendy
Der junge Pedri bringt alles an Potential mit, was man für eine große Karriere benötigt, dei relevanten Statistiken wie Passgenauigkeit, Dribblings und Key-Pässe macht ihm Modrić jedoch noch was vor – Foto: imago images / ZUMA Wire

Mittelfeld: Kroos vs. De Jong

Zwischen Toni Kroos und Frenkie de Jong gibt es große Analogien zum Duell zwischen Pedri und Modrić. Auch Frenkie de Jong wird eine großartige Zukunft prognostiziert und seine Fähigkeiten hat er trotz jungen Alters schon auf der größten Bühne unter Beweis gestellt. Dennoch ist Toni Kroos – sicherlich auch aufgrund seines Alters – der komplettere Spieler. Die Agilität De Jongs besitzt Kroos zwar nicht, aber sein Auge für den Mitspieler, die Passsicherheit und das Lenken des Spiels – alles auch erst unter der Woche gegen den FC Liverpool zur Schau gestellt – ist ausgeprägter denn je. De Jong kann zwar in jedem Spiel den Unterschied ausmachen und sorgt gerne für Highlights, aber über 90 Minuten ist Kroos einfach der Denker und Lenker auf dem Spielfeld und hat deshalb seine Nase vorne. Das zeigt auch: Kroos gibt die meisten Key-Pässe in LaLiga ab (2,4), ist der Feldspieler mit meisten langen Bällen (8,5) und der Stammspieler mit den besten Pässen (93,5 Prozent). Während der Niederländer in der Hinrunde oft offensiv glänzen konnte, wurde er zuletzt oft als Innenverteidiger eingesetzt – leichtes Spiel für Kroos.

Sieger: Toni Kroos. 6:2.

Rechtsaußen: Asensio vs. Messi

Nach langer Verletzung ist Asensio endlich zurück und scheint Spiel für Spiel näher an seine alte Weltklasse-Form zu finden, inzwischen trifft er auch wieder in aller Regelmäßigkeit, zuletzt in vier Partien, was ihm noch nie gelungen war. In diesem Duell kann Asensio jedoch vermutlich Formkurven darbieten, wie er will, sich auf den Kopf stellen und rot anlaufen: Wir sprechen hier über einen Vergleich mit Lionel Messi! Man kann über den Argentinier viel erzählen und sein Verhältnis zum Club ist nicht mehr ungetrübt wie einst, aber dieser Messi ist offensiv immernoch das Beste, was LaLiga zu bieten hat (meiste Tore, 23, und meiste Vorlagen, zehn) und ist jederzeit in der Lage, die besten Abwehrreihen in Slalomstangen zu verwandeln und damit auch die größten Spiele im Alleingang zu entscheiden. Wie gesagt: Messi ist einfach Messi. Schade für Asensio, schade für alle Madridistas – aber toll für einen Clásico.

Sieger: Lionel Messi. 6:3.

El Clasico
Karim Benzema ist ein Torgarant und weiß genau, wie man im Cláscio für Unruhe sorgt – Foto: imago images / ZUMA Wire

Angriff: Benzema vs. Dembélé

Auch im Duell der französischen Angreifer gibt es einige Gegensätze aufzuzählen, jedoch zeigen sich auch Parallelen auf. Wie einst Benzema – jedoch eher bei der Nationalmannschaft – gilt Dembelé häufig als Sorgenkind und wurde teils schon als Fehleinkauf verschrien. Dennoch muss der beidfüßige Angreifer niemanden von seinem Talent überzeugen, denn das war selbst von dessen Kritikern kaum in Frage gestellt worden. Weil der Angreifer, der einst für den BVB in der Bundesliga wirbelte, unter Koeman nun vermeintlich auch im Kopf allmählich auf einem Top-Level angekommen ist, wird er auch für das katalonische Angriffsspiel eminent wichtig (fünf Tore, zwei Assists in LaLiga). Und zuletzt wurde er sogar mehr und mehr im Zentrum eingesetzt! Wie Griezmann und Messi ist auch Dembélé in der Lage, ein Spiel ohne große Momente binnen weniger Sekunden auf den Kopf zu stellen, wie zuletzt bei seinem Treffer kurz vor Schluss gegen Valladolid. Trotz all dieser Fähigkeiten ist Routinier Benzema allerdings auch in der Form seines Lebens und ein Erfolgsgarant für die Königlichen – neun Treffer in seinen letzten acht Partien belegen das. Er steht richtig, beweist immer den notwendigen Riecher, arbeitet für seine Hinterleute mit und entscheidet wichtige Spiele mit seinen bisher 18 Liga-Treffern und sechs weiteren Assists (nur Messi hat mehr Scorer-Punkte). Ein Mann für den Clásico eben!

Sieger: Karim Benzema. 7:3.

Linksaußen: Vinícius vs. Griezmann

Vinícius Júnior und Antoine Griezmann: Bis auf den leichten Hang zur Extravaganz zuweilen auf, häufig aber auch neben dem Platz, herrschen zwischen den beiden deutliche Unterschiede vor: Der eine ist jung, schnell, hat die Zukunft vor sich, der andere ist wohlwollend im „besten Fußballeralter” (30 Jahre), hat bereits nahezu alles gewonnen und glänzt durch seine Routine, gerade vor dem Tor. Vinícius konnte gegen Liverpool (endlich) zeigen, dass er auch weiß, wo die Kiste steht und mal wieder in einem wichtigen Spiel treffen – wie im letzten Clásico vor Fans (2:0). Jetzt muss er noch demonstrieren, dass er ebenso in der Lage ist, dies in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Der Mann mit dem blonden Zopf hingegen muss grundsätzlich kaum noch etwas unter Beweis stellen, sich dennoch mit zahlreichen Kritikern auseinandersetzen, die ihn beim FC Barcelona für fehl am Platz halten. Einer davon ist Klublegende Hristo Stoichkov: „Immer wenn Griezmann auf dem Platz steht, spielt Barcelona mit einem Mann weniger.” Dennoch ist der Franzose brandgefährlich, zeigt eine deutlich aufsteigende Formkurve und kann zum Zünglein an der Waage werden, wenn es darauf ankommt. Mit 14 Scorer-Punkten in LaLiga liegt er nicht nur in dieser Kategorie gegen Viní (sechs Scorer-Punkte) vorne.

Sieger: Antoine Griezmann. 7:4.

Real Madrid
Es wird sicher wieder eine umkämpfte Begegnung auf höchstem Niveau, und am Ende wieder Details entscheidend sein – Foto: imago images / ZUMA Wire

FAZIT: Auch wenn das Resultat mit 7:4 fast etwas deutlich zugunsten der Königlichen ausfällt, wird trotzdem ein Tanz auf Messers Schneide erwartet. Es sind Nuancen, die diese Akteure voneinander unterscheiden und häufig ist letztlich die Tagesform dafür verantwortlich, wer als Sieger des Clásicos vom Rasen geht. Während die Katalanen in der Offensive eher ihre Stärken haben, punkten die Königlichen im Mittelfeld und trotz einiger Ausfälle sogar in der Defensive. Wir werden sehen, ob alle Akteure ihre Leistungen abrufen können, dann werden wir das erwartet heiße Spitzenspiel erleben.

„Combined XI“: Courtois – Dest, Militão, Nacho, Alba – Modrić, Casemiro, Kroos – Messi, Benzema, Griezmann.

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von
Christian Graber

Anhänger der Königlichen seit dem bitteren Halbfinalaus in der Champions League-Saison 2001 gegen die Bayern und seitdem Verehrer der Klubphilosophie. Spezifische Kenntnisse des Fußballmarktes in Lateinamerika und bekennender Freund der "Joga-Bonito-Kultur".

Kommentare
Hallo hallo ein guter Artikel danke dafür aber ich muss sagen die combi XI schaut echt schwach aus im vergleich zu dem was vor paar Saisons da unterwegs war trotzdem mega vorfreude auf das Spiel und bin echt gespannt wie unsere Jungs sich dieses mal anstellen hoffe wir dürfen jubeln!
 

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