Historie

Kroos forderte vom FC Bayern zehn Mio. Euro – Hoeneß: „Fang mal deinen Berater ein“

Vier Millionen Euro an Gehaltszahlungen trennen Toni Kroos und den FC Bayern München 2014 von einer Vertragsverlängerung. Berater Volker Struth erzählt in seinem Buch „Meine Spielzüge: Aus der Kohlensiedlung zum erfolgreichsten Spielerberater Deutschlands“ von den damals schwierigen Verhandlungen mit dem deutschen Rekordmeister und einem bereits fertigen Kontrakt von Manchester United.

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Hoeneß kritisierte Kroos zuletzt erst nach der EM – Foto: IMAGO / Pressinphoto / Future Image

Kroos-Berater erzählt in Buch von Bayern-Verhandlungen

MADRID. Seit inzwischen mehr als sechs Jahren befindet sich Toni Kroos bei Real Madrid – und glücklicher könnte er dort kaum sein. Trotz des bereits langen Aufenthalts des deutschen Mittelfeldstrategen in Spanien werden die Umstände, die damals zu seinem Abgang vom FC Bayern München geführt hatten, immer wieder in der Öffentlichkeit behandelt.

Jetzt ist so ein Moment mal wieder gekommen. Denn: Berater Volker Struth veröffentlicht am Donnerstag (28. Oktober) über den Piper-Verlag sein Buch „Meine Spielzüge: Aus der Kohlensiedlung zum erfolgreichsten Spielerberater Deutschlands“. Auszüge daraus hat der Geschäftsführer der Agentur Sports360 vorab in der in der BILD-Zeitung abbilden lassen.

In einem geht es um den Bayern-Abgang von Kroos, die damals schwierigen Verhandlungen mit den Bossen des deutschen Rekordmeisters und einen unterschriftsreifen Vertrag von dem seinerzeit bekanntermaßen unter David Moyes stark interessierten Manchester United.

„Sechs Millionen Euro brutto pro Jahr bot der FC Bayern“

„Ich habe nie mit Uli Hoeneß verhandelt. Vielleicht lag es daran, dass ihm die operative Rolle seit seinem Aufstieg vom Manager zum Präsidenten des FC Bayern einfach nicht mehr zufiel. Jedenfalls war Karl-Heinz Rummenigge mein Ansprechpartner beim FC Bayern.

Im September 2013 saßen wir uns wieder einmal in seinem Büro an der Säbener Straße gegenüber. Toni Kroos‘ Kontrakt lief in 20 Monaten aus. Bayern wollte verlängern, Toni war nicht abgeneigt zu verlängern. Dummerweise hatten wir völlig unterschiedliche Vorstellungen von seinem Gehalt. Sechs Millionen Euro brutto pro Jahr bot der FC Bayern. Hatten sie vergessen, dass ich wusste, was sie Mario Götze bezahlten? Zehn Millionen verlangte ich.

Toni Kroos
Vor dem Real-Wechsel spielte Kroos 205 Mal für Bayern – Foto: IMAGO / Sven Simon

Niemand wurde laut, niemand war unterschwellig beleidigt. In aller Sachlichkeit glaubten sowohl Rummenigge wie auch ich, dass der andere eben keine Ahnung von Toni Kroos hatte. ‚Dann noch einen schönen Tag‘, wünschte ich Rummenigge und flog wieder nach Köln. Unser Austausch hatte nur 30 Minuten gedauert.

Bayerns Trainer Pep Guardiola kämpfte um Toni, als er hörte, die Vertragsgespräche stockten. ‚Ich brauche dich hier‘, sagte er zu Toni.

Ich gehe davon aus, dass Guardiola das auch Rummenigge vermittelte. Davon war allerdings nichts zu spüren, als ich im November 2013 für ein zweites Gespräch nach München kam.

„Herr Rummenigge, wir rücken nicht von den zehn Mio. ab“

‚Sechs Millionen Euro sind ein faires Gehalt für Tonis Stellenwert‘, argumentierte Rummenigge.

‚Das sehe ich anders.‘

‚Das weiß ich.‘

‚Toni ist für Guardiolas Spiel genauso wichtig wie Lahm, Robben oder Ribéry. Er gehört in ihre Gehaltskategorie.‘

Ich würde sagen, diesmal dauerte das Gespräch höchstens 29 Minuten.

Ich versuchte, es Karl-Heinz Rummenigge im Januar 2014 ein drittes Mal zu erklären. ‚Also gut, als eine Geste, um unsere Wertschätzung für Toni Kroos auszudrücken, sind wir bereit, ihm etwas entgegenzukommen. 6,5 Millionen Euro brutto können wir ihm anbieten.‘

‚Herr Rummenigge, wir rücken nicht von den zehn Millionen Euro ab.‘

„Mit hochrotem Kopf marschierte Hoeneß auf Toni zu“

Ich hatte keine Stoppuhr dabei, aber war ich diesmal nach 28 Minuten aus dem Büro?

Das war der Moment, in dem sich Uli Hoeneß auf seine Art in die Verhandlungen einschaltete. Am 2. Februar 2014, nach einem 5:0-Sieg im besten Guardiola-Stil über Eintracht Frankfurt, war Toni Kroos auf dem Weg in die Umkleidekabine. Mit hochrotem Kopf marschierte Hoeneß auf Toni zu und rief ohne jegliche Einleitung: ‚Fang mal deinen Berater ein! Du kriegst hier nie zehn Millionen!‘

‚Ich brauch den nicht einzufangen‘, antwortete Toni. ‚Wir sind da einer Meinung.‘

Dann würde Toni Kroos nächstes Jahr wohl eher nicht mehr für Bayern spielen.

„Toni Kroos sagte Manchester United zu“

Wir informierten die großen Vereine Europas: Toni Kroos war auf dem Markt. Ich hatte das Gefühl, die wollten uns das zuerst gar nicht glauben. Wie, Bayern ließ Toni Kroos gehen, den perfekten Mann für Guardiolas Fußball? Irgendwann glaubten sie es doch. Im April 2014 schickte Manchester United Toni Kroos einen unterschriftsreifen Vertrag. Ich schickte Uniteds Geschäftsführer Ed Woodward ein Päckchen Klüppelberger Törtchen aus der Kölner Traditionskonditorei.

Es geht immer darum, wie sehr sich ein Fußballer wertgeschätzt fühlt. Manchester Uniteds Trainer David Moyes hatte Toni persönlich besucht, sein Werben und Uniteds handfestes Vertragsangebot waren eindeutige Liebessignale. Toni Kroos sagte Manchester United zu.

Ich legte meine Kopie von Uniteds Vertrag in den Bürosafe. Und da liegt sie noch heute, ohne Unterschrift von Toni. Am 22. April 2014 wurde David Moyes als Trainer von Manchester United entlassen. Wir konnten mit der Vereinssuche für Toni Kroos von vorne beginnen.“

Die Suche endete mit der Unterschrift in Madrid. 324 Mal hat der Taktgeber seitdem für Real gespielt, 22 Tore erzielt, 80 vorbereitet und 14 Titel gewonnen. Sein Vertrag läuft bis 2023.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Diese Einblicke hinter die Kulissen des Vertragsgeschäfts, entblößen die handelnden Personen umso mehr. Einen Angestellten zwischen Tür und Angel so anzusprechen, ist schon sehr banal und zeigt dass der Fußballbetrieb, mehr oder weniger ein Hort der Geist-, Stil- und Formlosigkeit zu sein scheint. Perez mit seinen SL Ausführungen, oder im Umgang mit Di Maria, ist leider auch keinen Deut besser.
 
Diese Einblicke hinter die Kulissen des Vertragsgeschäfts, entblößen die handelnden Personen umso mehr. Einen Angestellten zwischen Tür und Angel so anzusprechen, ist schon sehr banal und zeigt dass der Fußballbetrieb, mehr oder weniger ein Hort der Geist-, Stil- und Formlosigkeit zu sein scheint. Perez mit seinen SL Ausführungen, oder im Umgang mit Di Maria, ist leider auch keinen Deut besser.

wie es bei real zu geht weiß ich nicht aber glaube schon das hoeneß schon ein spezieller typ ist um es mal nett zu beschreiben. Perez kann man viel vorwerfen aber real madrid ist bei solchen verhandlungen eigentlich immer sehr seriös und verfolgt klare linien die spieler wissen oft schnell ob sie wirklich gebraucht werden oder nicht und wissen auch das real kein verein ist der alles bezahlt und akzeptiert. Wir haben sogar den cr7 transfer ohne großen wirbel schnell abgesegnet bekommen und mit schwierigen beratern hatten wir die letzten jahre auch sehr oft zu tun aber der verein ist da auch stets seriös geblieben und hat sich nicht auf so einen kindergarten wie hoeneß herabgelassen.
 

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