
Jović spielt nur noch, wenn andere nicht können
MADRID. Weil Karim Benzema laut Carlo Ancelotti „müde“ war und „sich noch nicht erholt“ hatte, wollte der Italiener gegen Atlético Mariano Díaz im Sturmzentrum zum Einsatz kommen lassen. Aus dem geplanten Vorhaben wurde allerdings nichts. Der Dominikaner hatte „Probleme im hinteren Oberschenkel“ und habe sich folglich nicht wohl gefühlt, berichtete Ancelotti, „also habe ich Luka Jović auflaufen lassen“.
Zwar habe auch Jović noch einen Tag zuvor „Probleme mit einer Magen-Darm-Grippe“ gehabt, so Ancelotti, „doch er spielte“. Jedoch wirkte der Serbe verstimmt – mal wieder. Der 24-Jährige präsentierte sich lustlos und fahrig. Erneut weckte der Ex-Frankfurter den Eindruck, als wäre er ein Fremdkörper in der Mannschaft: Seine Kollegen wussten nicht so recht, wie sich ihn bedienen sollten. Nicht aber nur weil Real Madrid durchwachsen auftrat, sondern weil Jović Defizite mit seinen Kollegen schlichtweg nicht abgestimmt agierte.
Kalte Geste von Ancelotti Richtung Jović
Mit etwas mehr Konzentration im Torabschluss hätte der serbische Nationalspieler sogar doppelt treffen können (45.+2., 50.) – aber es sollte nicht sein. Seine Körpersprache war dafür deutlich: Sobald ihm nichts gelang, verschloss er schnurstracks die Augen und riss seinen Kopf enttäuscht nach oben. Ancelotti schlug derweil die Hände über dem Kopf zusammen: Ein ebenso klares Zeichen. Und umso mehr schiefging, desto mehr schwand bei Jović das Selbstvertrauen – ein Teufelskreis. Nach mehreren erfolglosen Szenen nahm Ancelotti den Angreifer in Minute 61 runter (REAL TOTAL-Note 5,5).
Und deutlicher hätte der Coach der Königlichen dabei nicht signalisieren können, wie es um Jović und Real Madrid steht: Kalt und unglücklich. Ancelotti ging ein paar Schritte auf den Offensivmann zu, klatsche lediglich locker ab – auf den ersten Blick nichts Besonderes. Dann aber drehte sich Ancelotti zur Seite, ging ein paar Schritte auf den ebenfalls ausgewechselten Casemiro zu, klatsche mit beiden Händen mit dem Brasilianer ab und umarmte diesen schätzungsweise fünf Sekunden – ein ganz anderes Bild im Vergleich zu Jović. Zumal dies im Dezember 2021 noch anders aussah: Ancelotti nahm Jović beim 2:0 in der Champions League gegen Inter runter und drückte ihn herzlich.
Die Zeichen stehen schon länger auf Trennung
Was sich der Serbe bei diesen Szenen angesichts seines ohnehin schon enttäuschenden Arbeitstags wohl nur gedacht haben mag? Schwer vorstellbar, dass er noch voller Zuversicht geprägt ist, bei Real Madrid doch noch zum Glück zu finden. Die Saison neigt sich dem Ende zu und lediglich 534 Minuten aus 18 Pflichtspieleinsätzen stehen für diese Saison auf seinem Konto. Und vor dem unverhofften Startelfeinsatz gegen Atlético war er knapp drei Monate zum Zuschauen verdammt.
Vor dem Auswärtsspiel im Wanda Metropolitano kam Jović für die Blancos zuletzt am 12. Februar beim 0:0 gegen den FC Villarreal zum Einsatz – das aber auch nur 16 Minuten. So ist es kein Wunder, dass er in dieser Saison erst ein Tor für die Merengues erzielt hat, in seinen insgesamt 50 Pflichtspielen, seit er 2019 für 60 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt nach Madrid kam, erst drei. In der Rangordnung ist er mittlerweile sogar hinter Mariano zurückgefallen und nur noch Option drei für die Besetzung der Mittelstürmer-Position.
Bezeichnend auch, dass derweil andere ihre Chance nutzen: Daniel Ceballos hatte einen ebenso schwierigen Saisonstart, erkämpfte sich in den letzten Wochen aber immer mehr Spielzeit. „Er hat sich mehr Minuten verdient“, sagte Ancelotti im April über den Spanier. Ein Satz, der über Jović nicht fällt. Eine Trennung zeichnet sich schon seit geraumer Zeit ab. Die Frage dürfte wohl nur lauten, wann und zu welchen Konditionen sie erfolgt. Vertraglich ist er jedenfalls noch bis 2025 an Real Madrid gebunden.
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