
Marcelo und Isco im Bernabéu: Die letzten 20 Minuten
MADRID. Für einen Augenblick wird sich so manch Fan von Real Madrid an das Jahr 2014 zurückerinnert haben. An einen Moment im damaligen Finale der UEFA Champions League, als die Königlichen in Lissabon gegen ihren Stadtrivalen Atlético 0:1 zurücklagen und sich irgendwann Marcelo und Isco zeitgleich an der Seitenlinie auf ihre Einwechslungen warteten. Das wiederholte sich am Freitagabend. Nicht in einem Endspiel im eigentlichen Sinne, dafür jedoch in einem für sie persönlichen Endspiel.
Ebenso wie Gareth Bale, der sich gar nicht erst im Estadio Santiago Bernabéu blicken ließ, sind auch der Brasilianer und der Spanier nur noch bis zum 30. Juni an den Klub gebunden. Zum Abschluss der LaLiga-Saison gegen Real Betis haben sie dementsprechend jeweils ihren letzten Einsatz im Fußballtempel an der Concha Espina absolviert.
Ancelotti: „Isco beendet fantastische Real-Karriere“
Marcelo ist mit seinen 34 Jahren zwar erpicht darauf, zumindest noch eine weitere Spielzeit als Profi des weißen Balletts zu erleben, jedoch gilt es als praktisch sicher, dass Reals Chefetage ihm diesen Wunsch nicht erfüllen wird. Im Fall von Isco gibt es noch weniger Zweifel, vielmehr hat Carlo Ancelotti dessen Abgang im Anschluss an das 0:0 gegen die Andalusier bestätigt: „Er beendet bei Real Madrid eine fantastische Karriere.“
„Carletto“ ließ beide Reservisten ab der 70. Minute im Bernabéu noch einmal mitwirken. Während es um den Mittelfeldakteur jedoch erstaunlich ruhig blieb und er außer Applaus bei seiner Hereinnahme keinerlei Sprechchöre von den Rängen erhielt, wurde der Kapitän immer wieder mit Rufen der Fans gefeiert. Erst recht nach dem Schlusspfiff, als sich in der Mitte des Spielfelds dann selbst einige Mitspieler vor ihm verneigten und Marcelo dem Madridismo gestenreich für die Zuneigung dankte.
https://www.youtube.com/watch?v=E-0sFPMrzRQ
Marcelo kämpft praktisch vergeblich
Auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, wusste jeder: Hier verabschiedet sich gerade eine absolute Ikone, der Spieler mit den meisten Titeln in der Vereinsgeschichte (24), von der großen Bühne Bernabéu. „Wir wissen natürlich, dass sein Vertrag ausläuft“, meinte Thibaut Courtois. „Er ist eine Legende, hat mir einen Champions-League-Titel weggeschnappt und hoffentlich können wir jetzt nächsten Samstag zusammen einen gewinnen.“
Ein Triumph, den der für viele Jahre beste Linksverteidiger der Welt am Samstag kommender Woche liebend gerne mit seinen Blancos bejubeln würde. Nüchtern betrachtet hat er ihn aber nach schon vier abgeräumten Henkelpokalen gar nicht mehr wirklich nötig.
Das gilt auch für Isco. Der Andalusier, mit seinen 30 Jahren eigentlich noch im besten Fußballer-Alter, konnte sich nie über einen längeren Zeitraum hinweg als Stammspieler bezeichnen, war speziell bis Mitte 2018 aber auch so ein nicht selten bedeutender Eckpfeiler einer heldenhaften Ära. „Er hat wichtige Partien und Endspiele bestritten, immer seine Qualität gezeigt. Ich wünsche ihm das Beste“, so Ancelotti, unter dem der einst noch wesentlich ambitioniertere Spielgestalter im Jahr 2013 debütiert hatte. Gegen Betis.
Der Kreis schließt sich nun. Gegen Betis. Neun Jahre mit Isco, satte 15 sogar mit Marcelo – und dann wäre da ja auch noch der wie verschollen wirkende Bale, der mit einer Saison Unterbrechung seit 2013 da gewesen ist: Es sind nicht irgendwelche Spieler, deren Zeit bei dem weißen Ballett dem Ende entgegengeht. Es sind Urgesteine, die der Madridismo so schnell nicht vergessen wird. Insbesondere den Wuschelkopf, die ewige Nummer 12.
Community-Beiträge