
Nach dieser glorreichen Saison mit dem Titel in der Champions League und in LaLiga, fast schon heldenhaften Aufholjagden nach so einigen schwachen ersten Halbzeiten steht wohl eines fest: Diese Erfolge erreichte das Team nur, weil es immer als Einheit agierte und auch in etwas kritischeren Phasen die Ruhe bewahrte. Niemand wollte sich aufspielen, keiner auf Biegen und Brechen individuell herausstechen und doch behält man in dieser Saison 2021/22 einige Namen im Gedächtnis, die ihren Verlauf und das Resultat unweigerlich prägten.
REAL TOTAL wählte gemeinsam mit den Lesern nach jedem der 38 Spieltage und allen Partien in Champions League, Copa del Rey sowie Supercopa jeweils den Spieler des Spiels. Mal war die Wahl schon beim Blick auf das Ergebnis deutlich, in anderen Spielen war es alles andere als einfach, einen Gewinner herauszupicken, eben weil in dieser Saison vor allem das Zusammenspiel und die Mentalität jedes Einzelnen so entscheidend war.
Vinícius und Benzema: das perfekte Sturmduo
Ein Name fiel trotzdem immer und immer wieder: Vinícius Júnior. Am Ende ist es der Brasilianer, der auf der linken Außenbahn jede Woche aufs Neue für Unruhe sorgte, der in dieser Saison in allen Wettbewerben elf Mal zum Spieler des Spiels gekrönt wurde. Schon zu Beginn war der 21-Jährige mit seinen schnellen Läufen auf dem Flügel sehr auffällig, brachte Dynamik ins Spiel. Einen Kritikpunkt musste sich Viní aber gefallen lassen: Oft agierte der Brasilianer noch zu verspielt, versuchte häufig, Aktionen mit Dribblings allein zu Ende zu bringen, anstatt den Blick nach oben zu richten und seine Offensivkollegen im Strafraum zu suchen.
Eben dieser Kritikpunkt rechtfertigt aber jetzt am Ende der Saison seinen ersten Platz: Der Flügelflitzer lernte mannschaftsdienlicher zu spielen und agierte wesentlich effektiver. Besonders einer profitierte von diesen Fortschritten, denn ihm wurde von Vinícius regelmäßig eine Bühne geboten: Torschützenkönig Karim Benzema. Sieben Mal hieß es für den 34-Jährigen: Spieler des Spiels. Darunter zählen natürlich die drei legendären Aufholjagden gegen PSG, den FC Chelsea und Manchester City.
Das Duo hat dieses Jahr wohl so gut harmoniert wie kein anderes in Europa. Von Vinícius‘ insgesamt 16 Vorlagen gingen zehn, also 62 Prozent, direkt an den Franzosen. Umgekehrt sah das gar nicht erheblich anders aus: Sieben von 15 Vorlagen des Stürmers fanden den Brasilianer, das entspricht 47 Prozent aller vorgelegten Tore.
Thibaut Courtois: Der Finalretter
All diese Zahlen täuschen allerdings nicht darüber hinweg, dass in der Offensive nicht durchgehend das große Feuerwerk stattfand. Im Gegenteil: Es gab zahlreiche Spiele, in denen vor allem in den ersten 45 Minuten wenig ging, der Gegner aber gab 100 Prozent. Da kommt die Nummer drei der Liste ins Spiel: Thibaut Courtois. Der zwei Meter große Belgier wurde ebenfalls in sieben Partien zum Spieler oder wohl eher zur Lebensversicherung des Spiels gewählt. Darunter: zwei Finalspiele. Zuletzt zeigte Reals Keeper seinen unglaublichen Wert natürlich im Endspiel der Champions League.
Ebenfalls unvergessen: Courtois‘ phänomenale Elfmeterparade im Supercopa-Endspiel gegen Athletic im Januar dieses Jahres. Wer erinnert sich nicht an diese 89. Minute, in der Real Madrid bereits mit 2:0 führte und plötzlich beging Éder Militão im Strafraum ein vermeintliches Foul am Gegenspieler. Der Innenverteidiger musste mit Rot vom Platz und ein Tor des Athletic Club konnte noch alles ändern. Rául García trat an, schoss halb hoch in die Mitte, Courtois sprang in die von sich aus linke Ecke und: riss wie aus dem nichts den Fuß mit Wucht nach oben und blockte so den Schuss ab. Wenige Minuten später hielten die Blancos den ersten Titel der Saison in der Hand.
Modrić und Militão: technische Raffinesse und defensive Stabilität
Die Auflistung bestätigt noch einmal das große Gleichgewicht was im Jahr 2021/22 in Real Madrids Team herrschte. Den Erfolg der Mannschaft nur an der grandiosen Zusammenarbeit zwischen Benzema und Vinícius festzumachen, wäre zu einseitig betrachtet. Aus diesem Grund fiel die Wahl ganze sechs Mal auf Mittelfeldstratege Luka Modrić, der mit seinen genialen Pässen und der hohen Qualität bei Distanzschüssen immer Farbe ins Spiel der Blancos brachte. Toni Kroos stand diesem in wenig nach. Wenn auch stellenweise weniger dynamisch und offensiv, verstand es der Deutsche, die nötige Ruhe ins Spiel zu bringen, aber auch in vielen Momenten, mit perfekten Pässen nach vorn Zeichen zu setzen. Éder Militão, wenn auch phasenweise wackelig, schaffte es aber vor allem, wenn es darauf ankam, gemeinsam mit David Alaba die Abwehr zusammenzuhalten, hob sich durch seine physische Präsenz und Kopfballstärke hervor.
Wären noch die Rohdiamanten Federico Valverde, Rodrygo Goes und Eduardo Camavinga zu erwähnen. Wenn auch „statistisch“ hier nicht sichtbar, gab es nicht wenige Spiele in denen wohl auch diese Akteure den Titel Spieler des Spiels verdient hätten oder sehr nah dran waren. Das Trio verkörperte in dieser Spielzeit den Inbegriff eines guten Jokers, schaffte nahezu immer, ein manchmal etwas träge wirkendes Real, wieder in die Gänge zu bringen.
Fazit und Abstimmung
Die Auswertung aller Spiele krönt Vinícius mehr oder weniger automatisch zum besten Spieler der Saison – aber ob das auch die Leser so sehen? Mit Karim Benzema und Thibaut Courtois teilen sich zwei andere herausragende und mehr als entscheidende Akteure den zweiten Platz. Wer das weiße Ballett aber die ganze Saison über mitverfolgt hat, weiß trotzdem: Diese beiden Titel entstanden nicht rein durch individuelle Klasse, sondern konstantes und immer wieder auf Optimierung ausgelegtes Arbeiten eines Teams, das oft nicht den besseren Fußball spielte, aber mental nie versagte. Zeit für eine Umfrage! Wer war für dich der beste Madrilene in dieser Saison?
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