
„Wurde fast gezwungen, verletzt zu spielen“
MADRID. Drei Jahre lang hat die Schwedin Kosovare Asllani das weiße Trikot getragen. Im Sommer 2019 verabschiedete sich die Stürmerin von ihrem Heimatverein Linköpings FC und unterschrieb bei Real Madrid, damals noch CD Tacón. Seither bestritt die 32-Jährige 95 Partien, schoss dabei 36 Tore und legte 18 Treffer selbst vor. Zuletzt war sie es, die im letzten Heimspiel der Liga Iberdrola ihr Team gegen Villarreal mit ihrem Treffer noch in die Champions League beförderte.
Ihr Abschied von Real jedoch ist eher düster. Der Vertrag läuft am 30. Juni aus und die abschließenden Worte an ihren baldigen Ex-Verein sprechen eine deutliche Sprache. „Der Klub liegt mir sehr am Herzen, aber ich habe das Gefühl, dass er in den falschen Händen ist“, übte sie im Kreise ihrer Nationalmannschaft scharfe Kritik.
Das sind harte Worte, doch die Offensivspielerin wird noch deutlicher und beschuldigt den Klub sogar, fahrlässig mit der Gesundheit der Spielerinnen umgegangen zu sein: „Es ist schwierig, ins Detail zu gehen. Ich denke, dass es im Verein eine Kultur gibt, die für die Spielerinnen nicht gesund ist. Ich habe das selbst erlebt, als man mich fast gezwungen hat, verletzt zu spielen und ich keine Hilfe bekommen habe. Der Vorstand hat nicht auf das medizinische Team gehört, und am Ende war es eine Entscheidung, die ich treffen musste, um eine längere sportliche Karriere zu haben. Das Umfeld für die Spielerinnen wurde sehr ungesund und gefährlich.“
Kosovare Asllani: „Einem Spitzenklub nicht angemessen“
Nicht umsonst spielte Asllani bereits letzten Sommer mit dem Gedanken, den Verein zu verlassen, „aber ich habe ihm eine letzte Chance gegeben“, wird sie in der MARCA zitiert. „Du willst etwas bewirken, weil es ein großartiger Verein ist und du zum Erfolg beitragen willst. Ich habe einen großen Anteil an der Geschichte des Vereins und habe viel für ihn getan, aber leider ist das Umfeld nicht gesund, und das denke nicht nur ich. Es gibt unglaublich viele Spielerinnen, die viel durchmachen mussten, was nicht richtig und einem Spitzenklub nicht angemessen ist.“
„Ich rede, weil es sonst niemand getan hat“
Weiter sagt sie: „Ich denke, ich habe von Anfang an viel für den Verein getan, aber ich habe gesehen, dass er die Spielerinnen in all diesen Jahren nicht gut behandelt hat. Es hat viele Fälle gegeben. Für mich ist es wichtig, meine Meinung zu äußern, da es sonst niemand getan hat. Ich habe versucht, die Dinge zu ändern, aber die Atmosphäre, die dort geschaffen wurde, ist schlecht. Es war kein Zufall, dass ich mich dort verletzte und einen Rückschlag erlitt, denn man wird ständig gezwungen, verletzt oder krank zu spielen. Das ist kein gesundes Umfeld.“
Vor allem Wille und Ehrgeiz hielten die Schwedin also im Verein und so auch weitere Spielerinnen, die sich bis jetzt nur noch nicht trauten, darüber zu sprechen. Asllani jedenfalls hat das Schweigen jetzt gebrochen und kehrt Real Madrid Femenino den Rücken. Enttäuscht und mit einem deutlichen Appell an die Führungsetage.
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