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Kosovare Asllani ätzt: Real Madrid „ist in falschen Händen“

Am 30. Juni läuft der Vertrag von Kosovare Asllani bei Real Madrid aus. Die Schwedin beendet damit eine dreijährige Karriere in Spanien, auf die sie allerdings kritisch zurückblickt und vor allem mit der Vereinsführung hart ins Gericht geht.

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Kosovare Asllani Real Madrid
Asllani macht Real für ihren Verletzungsrückfall verantwortlich – Foto: IMAGO / Sports Press Photo

„Wurde fast gezwungen, verletzt zu spielen“

MADRID. Drei Jahre lang hat die Schwedin Kosovare Asllani das weiße Trikot getragen. Im Sommer 2019 verabschiedete sich die Stürmerin von ihrem Heimatverein Linköpings FC und unterschrieb bei Real Madrid, damals noch CD Tacón. Seither bestritt die 32-Jährige 95 Partien, schoss dabei 36 Tore und legte 18 Treffer selbst vor. Zuletzt war sie es, die im letzten Heimspiel der Liga Iberdrola ihr Team gegen Villarreal mit ihrem Treffer noch in die Champions League beförderte.

Ihr Abschied von Real jedoch ist eher düster. Der Vertrag läuft am 30. Juni aus und die abschließenden Worte an ihren baldigen Ex-Verein sprechen eine deutliche Sprache. „Der Klub liegt mir sehr am Herzen, aber ich habe das Gefühl, dass er in den falschen Händen ist“, übte sie im Kreise ihrer Nationalmannschaft scharfe Kritik.

Das sind harte Worte, doch die Offensivspielerin wird noch deutlicher und beschuldigt den Klub sogar, fahrlässig mit der Gesundheit der Spielerinnen umgegangen zu sein: „Es ist schwierig, ins Detail zu gehen. Ich denke, dass es im Verein eine Kultur gibt, die für die Spielerinnen nicht gesund ist. Ich habe das selbst erlebt, als man mich fast gezwungen hat, verletzt zu spielen und ich keine Hilfe bekommen habe. Der Vorstand hat nicht auf das medizinische Team gehört, und am Ende war es eine Entscheidung, die ich treffen musste, um eine längere sportliche Karriere zu haben. Das Umfeld für die Spielerinnen wurde sehr ungesund und gefährlich.“

Kosovare Asllani: „Einem Spitzenklub nicht angemessen“

Nicht umsonst spielte Asllani bereits letzten Sommer mit dem Gedanken, den Verein zu verlassen, „aber ich habe ihm eine letzte Chance gegeben“, wird sie in der MARCA zitiert. „Du willst etwas bewirken, weil es ein großartiger Verein ist und du zum Erfolg beitragen willst. Ich habe einen großen Anteil an der Geschichte des Vereins und habe viel für ihn getan, aber leider ist das Umfeld nicht gesund, und das denke nicht nur ich. Es gibt unglaublich viele Spielerinnen, die viel durchmachen mussten, was nicht richtig und einem Spitzenklub nicht angemessen ist.“

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„Ich rede, weil es sonst niemand getan hat“

Weiter sagt sie: „Ich denke, ich habe von Anfang an viel für den Verein getan, aber ich habe gesehen, dass er die Spielerinnen in all diesen Jahren nicht gut behandelt hat. Es hat viele Fälle gegeben. Für mich ist es wichtig, meine Meinung zu äußern, da es sonst niemand getan hat. Ich habe versucht, die Dinge zu ändern, aber die Atmosphäre, die dort geschaffen wurde, ist schlecht. Es war kein Zufall, dass ich mich dort verletzte und einen Rückschlag erlitt, denn man wird ständig gezwungen, verletzt oder krank zu spielen. Das ist kein gesundes Umfeld.“

Vor allem Wille und Ehrgeiz hielten die Schwedin also im Verein und so auch weitere Spielerinnen, die sich bis jetzt nur noch nicht trauten, darüber zu sprechen. Asllani jedenfalls hat das Schweigen jetzt gebrochen und kehrt Real Madrid Femenino den Rücken. Enttäuscht und mit einem deutlichen Appell an die Führungsetage.

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Kommentare
Keine Ahnung wie es bei der Damenmannschaft ist. Bei den Herren ist das auf jeden Fall nicht so. Bale, Hazard, Jovic und wie sie auch alle heissen sind jahrelang auf der Bank wegen Verletzungen aber durften danach trotzdem mit der Nationalmannschaft verreisen.
 
Das wundert mich ehrlich gesagt nicht, Damen Fußball ist gerade erst so richtig in Aufwind und ich habe nicht das Gefühl das Real so viel Wert darauf legt. Vermutlich braucht es solche Meldungen damit es sich nach und nach verbessert.
 
Das wundert mich ehrlich gesagt nicht, Damen Fußball ist gerade erst so richtig in Aufwind und ich habe nicht das Gefühl das Real so viel Wert darauf legt. Vermutlich braucht es solche Meldungen damit es sich nach und nach verbessert.
Man hat die Entwicklung im Frauenfußball sehr lange verpennt und hat dann aufgrund des Drucks der Sponsoren eine Damenmannschaft zusammengekauft. Jetzt versucht man wohl mit sllen Mitteln den Erfolg zu erspielen. Asllani kann sich solche Aussagen aufgrund ihrer Werbeverträge noch leisten. Die anderen Mädels sind wahrscheinlich nur froh, dass sie mit Fußball ihr Lebensunterhalt verdienen können.. Der Frauenfußball hat noch einen weiten Weg vor sich.
 
Von Frauenfussball mag ich nur die US Mädels. Und ich freue mich immer wenn die deutschen bei der Frauen WM rauafliegen
 
Man sollte sich in der Entwicklung vom Frauenfussball ein Beispiel beim FC Bayern nehmen was die Schaffung professioneller Strukturen angeht.
 

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