
Galatasaray scheu, Madrid kontrolliert und effektiv
MADRID. Gala gegen Gala oder Kampf und Krampf? So lautete die Frage vor diesem mit Spannung erwarteten Tanz im Viertelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League. Fast 10.000 Gäste-Fans sorgten für eine ungewohnte, aber für die Türken doch bestens bekannte Atmosphäre im Reich der Königlichen, deren Favoritenrolle gegen im Vorfeld mutige und selbstbewusste Istanbuler gar nicht so erdbebensicher schien. Beide Teams bereiteten sich auf einen hitzigen Kampf vor, aber José Mourinho wusste, wie er den leidenschaftlichen Galatasaray-Kämpfern den Zahn ziehen konnte – durch absolute Kontrolle und ganz ruhiges Spiel – alles, um den Gegner nicht zum Tanz zu bitten. Statt riskante Pässe zu spielen und damit Sneijder, Drogba und Co. zu ihrem berüchtigten Konterspiel einzuladen spielte Madrid sehr bedacht – Karim Benzema ließ sich bewusst oft fallen oder suchte den sicheren Weg hinten rum, um einerseits weiter im sicheren Ball zu bleiben und die Geduld der teilweise ungestümen Türken weiter auf die Prüfung zu stellen, aber auch um Platz für Cristiano Ronaldo zu schaffen. Der Portugiese links und Ángel Di María waren die einzigen mit echtem Zug auf Fernando Musleras Kasten. Nach den anfänglichen Warnschüssen durch den zu Beginn extrem motivierten Argentinier sollte es dann aber Madrids Tormaschine sein, der die erste echte Chance versenkte. In der 9. Minute zeigten sich zwei Dinge: 1. wie passiv und ungewohnt körperfern Galatasaray verteidigte und 2. wie der königliche Angriffs-Apparat eingestellt ist und funktioniert. Schon als Mesut Özil den Alonso-Pass im ungefährlichen Mittelfeld erhielt, schien kein Türke auf den Deutschtürken zugeordnet – bei dessen Ballannahme schaltete die Offensive: Ronaldo startete, Benzema ließ sich fallen. Von Gegenspielern weiterhin weit und breit keine Spur, da steckte die 10 auf die 7 durch, der war ebenso seinem Bewacher entwichen, zwei Schritte in den Strafraum und der Lupfer mit links über Muslera neben den langen Pfosten war wunderschöne Formsache.
Guten Morgen Istanbul – die Rot-Gelben erwachten allmählich. Das Spiel wurde intensiver, körperlicher, aber Real hielt dagegen. Die ersten beiden Schüsse der Türken gab Didier Drogba ab. Raphaël Varane war nicht immer auf der Höhe mit dem Iborer, der seinen jungen Bewacher in der ersten Szene gleich mal „alt“ aussehen ließ – aber Diego López war im Notfall stets zur Stelle. Von dem von Ronaldo abgelösten Top-Stürmer der Königsklasse Burak Yilmaz war wenig bis gar nichts zu sehen – auch wenn die Türken nach 45 Minuten quantitativ mehr Chancen auf dem Zettel hatten, Real bot ihnen dennoch wenig an. Das lag nicht nur an der sicheren Spielweise in der Offensive, sondern auch an der Hintermannschaft. Dort fiel besonders die Überraschung der Startelf auf: Michaël Essien durfte für Álvaro Arbeloa rechts verteidigen. Hinten solide und nie zu langsam überzeugte der Ghanaer gerade in der Bewegung nach vorne, er gab den Stürmern Futter und sollte selbst noch zwei Glanzmomente haben. Erst der Beinschuss gegen den blassen Sneijder, der zur Halbzeit ausgewechselt wurde, und wenig später die Flanke zum 2:0. Ein ums andere Mal wurde dem Allrounder viel zu viel Platz und Zeit gewährt, seine schöne Flanke in der 29. Minute fand ihr Ziel und mal wieder zeigte sich, wie inkonsequent Galatasaray verteidigte. Zwei Verteidiger orientierten sich auf Ronaldo, kamen nicht an die Kugel, die landete bei Benzema und der musste vom Eck des 5-Meter-Raums nurnoch auf den kurzen Pfosten zielen und treffen. Mourinhos Plan ging auf, aus der Ruhe kam die Kraft, aus der Ordnung die Tore – die Gäste (ob auf den Rängen oder auf dem Platz) machten wenig Anstalten, sich hier noch zu wehren. Der Rest der ersten Spielhälfte wurde daher locker runter gespielt, Ronaldo noch mit einem typisch-tückischen Freistoß auf Musleras Tordach, López noch einmal mit klasse Parade gegen Emmanuel Eboué.
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Königliches Tor-Trio schießt Gala nach Hause
Überraschend zahm trug es sich aber auch in der zweiten Halbzeit zu – von bissigen Löwen aus Istanbul nichts zu sehen. Real war von Wieder-Anpfiff an dem dritten Tor näher als die Türken dem ersten – nie zwingend, aber nach wie vor kontrolliert, bravo! Benzema und Ronaldo rissen weiterhin Gräben in der gelbgefährdeten Defensive und sollten einige Türken doch mal sich ihrer Leidenschaft erinnern, stellten Essien, Ramos und Co. ihre Körper dazwischen. Die nächsten Gelegenheiten gingen auf Ronaldos Freistoß-Konto und Di María, der frei vor Galas Schlussmann das Spielgerät nicht ganz unter Kontrolle bekam. Überraschend war auch, mit wie wenig Aufwand die Merengues zum Teil agieren mussten. Sie spielten schlichtweg klüger – was aber auch am gebrochenen Willen des türkischen Tabellenführers lag. Dass ihnen auch die Hoffnungen auf eine Überraschung im Rückspiel am 9. März in Istanbul genommen wurden, dafür sorgte Gonzalo Higuaín. Er kam für Benzema, der Mourinhos Aufgaben 65 Minuten lang erfüllte, und versenkte gleich seine erste Chance, einen Alonso-Freistoß aus dem Halbfeld in der 73. Minute. Auch der Argentinier hatte eher türkische Bewunderer als Bewacher bei seinem schicken Kopfball in den Winkel. Das Spiel war entschieden, das Rückspiel – auch wenn das kein Vereinszugehöriger bestätigen wird – so ziemlich auch, jetzt ging es nur noch um ein anderes Thema: Gelb-Sperren! Sergio Ramos holte sich seine dritte gelbe Karte noch ab, Burak Yilmaz ließ er ebenfalls eine zukommen, Xabi Alonso wird ebenfalls in Istanbul aussetzen.
José Mourinho darf zufrieden sein. Weder seine ehemaligen Jungs Drogba oder Sneijder noch Freund Fatih Terim konnten ihn heute ärgern. Er stellte sein Team perfekt auf Galatasaray ein, das man heute bewusst in keinen offenen Faustkampf einlud, sondern es stattdessen ganz ruhig ausspielte und dann gezielt zuschlug. Zusätzlich tankten beide Stürmer Selbstvertrauen, was will man mehr? Ein Tanz war das heute nur zwischen tödlicher Schlange und zahmen Löwen – Real siegt und ehe es auf Klassenfahrt nach Istanbul geht, kommt am Samstag um 18 Uhr UD Levante zum 30. Spieltag der Liga BBVA (LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).
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