Der vergangene Sommer hat die sogenannte „Loan Army” der Königlichen frisch durchgemischt. Mit Borja Mayoral, Martin Ødegaard oder auch Takefusa Kubo haben drei Spieler die Blancos endgültig verlassen. Andere Akteure – egal ob verliehen oder vorerst verkauft – besitzen noch die Möglichkeit auf eine Real-Zukunft und erhoffen sich bis dahin über eine Leihe zu einem anderen Klub die notwendige Spielpraxis zu erhamstern, um sich langfristig einen Status bei den Merengues zu erspielen. Wie und ob ihnen das gelingt, zeigen wir mit einem Blick auf die jeweiligen Wege von Reinier Jesus, Antonio Blanco, Brahim Díaz und Miguel Gutiérrez.
Reinier Jesus: ausgeliehen nach Girona bis Juni 2023

Auf seine zwei Jahre bei Borussia Dortmund blickte der 20-Jährige erst kürzlich in einem Interview beim Fernsehsender „Globo Esporte“ zurück und bezeichnet diese als „verlorene Jahre, die nicht wiederkommen werden“ und beklagt sich über die fehlenden Einsätze: „Einige Leute haben beim Training gesagt: ‚Du trainierst sehr gut, Glückwunsch, weiter so‘. Und sie haben mich nicht spielen lassen. Ich habe es nicht verstanden. Ich habe gut trainiert und sie ließen mich nicht spielen“, so Jesus. Nach zwei Jahren im Ruhrpott soll es nun der Nordosten Kataloniens sein, wo der in Brasilía geborene Offensivmann endlich sein Können demonstrieren will. Doch auch dort scheint der Motor bisher zu stottern. Nach einem ordentlichen Start an den ersten sechs Spieltagen warfen den 20-Jährigen muskuläre Probleme zurück. Darauf folgten zwei Kurzeinsätze – unter anderem beim 1:1-Unentschieden gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber Real Madrid – um anschließend die letzten beiden Spiele des Kalenderjahres nicht für den Kader berücksichtigt zu werden. Da mögen bereits schlimme Erinnerungen an seine „Deutschland-Odysee” aufkommen, doch soweit ist es noch nicht.
Denn noch kann die Situation des Offensivmannes als positiv eingestuft werden: In der ersten Halbserie hat er schon deutlich mehr Spielanteile als bei der Borussia erhalten und bei einem 20-Jährigen sind etwaige Rückschläge teilweise auf dem Programm. Für den Klub läuft es derweil ganz ordentlich, mit 16 Zählern liegt man auf einem soliden 13. Tabellenplatz. Dazu gibt es noch weitere erfreuliche Nachrichten: Da mit Vinícius Júnior, Éder Militão und Rodrygo Goes alle drei Nicht-EU-Spieler endlich die spanische Staatsbürgerschaft erhielten, wäre zukünftig wieder ein Platz frei für den Südamerikaner. Dafür müsste allerdings dessen Formkurve wieder ansteigen, denn ein Tor und kein einziger Assist in drei Monaten bei Girona sind dann doch bei all der Jugend recht mau. Auch die 27 Prozent aller möglichen Spielminuten sind bisher deutlich zu wenig, um großes Interesse aus der spanischen Hauptstadt zu entfachen.
Antonio Blanco: ausgeliehen nach Cádiz bis Juni 2023

Im tiefsten Süden Spaniens, nämlich beim FC Cádiz, hat Antonio Blanco bis auf Weiteres seine fußballerische Heimat gefunden. Um Spielpraxis zu sammeln, verlieh Real Madrid den defensiven Mittelfeldspieler für ein Jahr ohne zusätzliche Kaufoption an die Andalusier. Nach dieser Spielzeit an der Atlantikküste soll sein Vertrag bei den Königlichen noch bis zum 30. Juni 2024 laufen. Übermäßiges Selbstvertrauen wird Blanco allerdings im sonnigen Andalusien noch nicht gesammelt haben: Nach 14 Spieltagen stehen dem Spanier erst vier Einsätze zu Buche und mit dem vorletzten Tabellenplatz seiner Mannschaft schmückt sich der Mittelfeldspieler auch nicht gerade mit Ruhm. Abstiegskampf von der Ersatzbank aus – so lautet die aktuelle Realität.
Im neuen Jahr muss sich tunlichst etwas an der Situation des einmaligen spanischen A-Nationalspielers ändern, denn seit Anfang September kommt der 22-Jährige in der Liga auf keinen Startelfeinsatz und lediglich schlappe 24 Einsatzminuten. Verletzungen scheinen dabei kein Grund für dessen Nicht-Berücksichtigung zu sein, weshalb es auch keinerlei Ausreden gibt. Über die volle Distanz durfte Blanco zudem überhaupt noch nicht in dieser Spielzeit agieren, was auch nicht gerade für das Vertrauen vom Trainer spricht. Das wird also noch ein sehr langer Weg für den in Montalbán geborenen Spieler, der schleunigst seine persönliche Kehrtwende einläuten sollte, sonst wird der Zug Real Madrid für ihn schon bald abgefahren sein.
Brahim Díaz: ausgeliehen zu AC Mailand bis Juni 2023

Brahim Díaz ist zum heutigen Stand der Dinge die wohl interessanteste Personalie im Portfolio der königlichen „Loan-Army”. Der in Andalusien geborene Spanier mit marokkanischen Wurzeln suchte bereits im Sommer 2020 bei AC Mailand in Italien sein Glück und scheint es auch offensichtlich dort gefunden zu haben. Mit den „Rossoneri“ gewann er 2022 sogar die italienische Meisterschaft und steuerte dazu auch einen durchaus beachtlichen Beitrag bei. Damit ist der inzwischen 23-Jährige übrigens schon Meister in drei Ligen geworden. Im August ging der Malagueño mit den Italienern nun in seine dritte und womöglich auch letzte Saison, sein Leihvertrag läuft am 30. Juni 2023 aus – was danach passiert? Weiter offen.
Aktuell steht Brahim mit Milan auf dem zweiten Tabellenplatz und ist damit ärgster Verfolger von SSC Neapel, die allerdings bereits acht Punkte Vorsprung auf deren Konto ausweisen können. Selbst wenn es nicht mit der Titelverteidigung für AC Mailand klappen sollte, ist mit einer Startelfquote von 67 Prozent zumindest Brahim voll auf Kurs. Vier Treffer gelangen zudem dem leichtfüßigen 1,71 Meter-Mann bereits in dieser Spielzeit, welcher mit dieser Form nicht aus dem Kader wegzudenken ist. Da die Italiener auch noch in der Königsklasse vertreten sind, kann sich der offensive Mittelfeldspieler bereits jetzt auf allerhöchstem Niveau beweisen und akklimatisieren. Und wer weiß? Eventuell kommt es auch noch zum Aufeinandertreffen mit Brahim in der Champions League. Und wenn nicht, sehen wir den Feingeist womöglich ab der kommenden Saison im Estadio Santiago Bernabéu auflaufen – dann auch entsprechend mit dem richtigen Trikot.
Miguel Gutiérrez: Vertrag bei Girona bis Juni 2027

Dass der 21-Jährige die vakante Stelle als Linksverteidiger nach dem Abgang von Marcelo ausfüllen kann, schien Carlo Ancelotti seinem Schützling Miguel Gutiérrez noch nicht zuzutrauen, weshalb der gebürtige Madrilene im Sommer für vier Millionen Euro Ablöse zum FC Girona wechselte. „Am Anfang ist es etwas schwer, von Zuhause wegzugehen. Vor allem nach so einer langen Zeit in Madrid. Erstmals bei der ersten Mannschaft trainierte ich unter (Julen) Lopetegui mit, das ist schon lange her. Dann war ich unter (Zinédine) Zidane eine längere Zeit dabei. Ich habe es nie geschafft, den Status des Spielers der ersten Mannschaft zu erlangen, ich gehörte zur Castilla“, so der Spieler über seine Rolle bei den Profis an der Concha Espina, der damit jedoch „kein Problem“ hatte. Der Wechsel scheint sich jedoch für den Spieler bisher auszuzahlen: Bis auf die letzte Paarung des Jahres kam der Linksverteidiger immer zum Einsatz und konnte bisher schon drei Torvorlagen beisteuern. Der 21-Jährige weiß mit seinen Tiefenläufen und Dribblings absolut zu überzeugen und spielt somit auch in Girona bisher eine deutlich gewichtigere Rolle als Kollege Reinier Jesus.
Es klingt also soweit vielversprechend, was der 21-Jährige in Katalonien vorzuweisen vermag, für die Merengues hat diese Personalie allerdings noch einen Haken: Gutiérrez ist bis 2027 an die Katalanen gebunden, womit es in naher Zukunft nicht zwingend nach Rückkehr in seine Heimatstadt aussieht. Da die Königlichen allerdings 50 Prozent am Spieler bei dessen Transfer behalten konnten, ist eine Rückkehr nicht ganz ausgeschlossen. Sollte dieser sich bei Girona weiter als konstant erweisen, könnte möglicherweise eine Rückholaktion stattfinden und der Madrider-Junge wieder nach Hause kommen.
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