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Reals Zukunft? So lief 2022/23 bei den Leihgaben und anderen

Nach der Saison heißt es bei REAL TOTAL Abschlusszeugnisse abholen! Das gilt auch für die vier Akteure, welche nicht im weißen Dress, sondern auf Leihbasis oder übergangsmäßig bei anderen Klubs ihr Glück gesucht – und teilweise auch gefunden – haben. Hier lest ihr im Überblick, wie die Saison in der Ferne für die (teils) verliehenen Blancos gelaufen ist und bekommt eine Einschätzung, wie es vielleicht für die Spieler weitergehen könnte.

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Die sogenannte Loan Army” war im vergangenen Sommer zwar etwas gestutzt worden, doch trotzdem befanden sich interessante Akteure – egal ob verliehen oder vorerst verkauft – bei anderen Vereinen, um dort ihr Glück zu finden – und im Idealfall sogar ein Ticket zurück an die Concha Espina zu ziehen. Ob und wie es den Spielern ergangen ist, zeigen wir mit einem Blick auf die jeweiligen Wege von Reinier Jesus, Antonio Blanco, Brahim Díaz und Miguel Gutiérrez.

Reinier Jesus: Leihe nach Girona bis Juni 2023

Reinier Jesus Real Madrid
Nach wirklich grausamen Monaten für Reinier konnte der Brasilianer wenigstens den Saisonabschluss versöhnlich gestalten – Foto: Alex Caparros/Getty Images

Bereits im Zwischenzeugnis nach der Winterpause fiel die Bewertung über den Karriereverlauf von der einstigen Verheißung nahezu vernichtend aus. Fast vier Monate lang – Anfang November bis Ende Februar – erhielt Reinier keine einzige Minute auf dem Rasen, stand meistens nicht einmal im Kader seiner Mannschaft. Der Brasilianer musste dem neutralen Beobachter schon leid tun. Umso schöner ist es nun festzustellen, dass der Saison-Endspurt nicht nur für FC Girona ordentlich verlief, sondern auch der 21-Jährige einen versöhnlichen Abschluss in Katalonien gestalten konnte: Sein Jokertor am letzten Spieltag wird Balsam auf die gescholtene Seele gewesen sein, um zumindest ein kleines positives Gefühl mit in den Sommer nehmen zu können. Denn unter dem Strich führte dieser Treffer auch schon zur Verdoppelung seines mauen Tore-Kontos, mit seinem Assist am vorletzten Spieltag kommt er schließlich auf drei magere Scorerpunkte: Sehr wenig für einen Offensivmann, der allerdings auch nur schlappe 14 Prozent Startelfquote in dieser Saison vorzuzeigen hat.

Auch wenn die Leihe von Reinier zum 30. Juni auslaufen wird und er ab diesem Moment theoretisch wieder nach Madrid zurückkehrt, wo er wiederum ein Arbeitspapier bis 2026 besitzt, wird er nach einer derartigen Spielzeit in den Plänen von Carlo Ancelotti wohl kaum eine Rolle spielen. Dafür gibt es schlichtweg zu wenige, bis keine Argumente. Deshalb wird der Sommer entweder von der Suche nach einem neuen Leih-Interessenten oder gar mit dem Verkauf des Akteurs definiert werden – die Geduld in Madrid könnte sich nach nun drei schwachen Jahren tatsächlich dem Ende entgegen neigen. Vergangenen Sommer kursierten Gerüchte um Interesse von Benfica, auch der FC Turin wurde als möglicher Abnehmer kolportiert – konkret wurde es allerdings bis dato von keiner Seite aus. Finanziell wird es für die Blancos derweil keinen Segen mehr zu erwarten geben: Von den ursprünglichen 30 Millionen Euro, die Real Madrid einst für den Brasilianer auf den Tisch geblättert hat, sind nur noch drei Millionen Euro an Marktwert übrig.

Antonio Blanco: Leihe zu Alavés bis Juni 2023

Im tiefen Süden von Spanien, nämlich beim FC Cádiz, wollte Antonio Blanco zumindest vorübergehend seine fußballerische Heimat finden, um Spielpraxis zu sammeln. Die auf ein Jahr befristete Spielzeit wurde allerdings bereits nach der Hinrunde jäh abgebrochen, nachdem magere vier Einsätze – verteilt auf 249 Minuten – dem Spanier gegönnt waren. In Folge dessen ging es einen vermeintlichen Schritt zurück in die Segunda División zu Deportivo Alavés, um im Idealfall anschließend wieder zwei Schritte vorwärts gehen zu dürfen. Und bisher, so scheint es zumindest, rentiert sich der Schachzug auch: Als Stammspieler erhielt er die notwendige Spielpraxis, um sich für eine Rückkehr nach Madrid zu empfehlen, wo sein Arbeitspapier bis zum 30. Juni 2024 läuft. Die Möglichkeit, seine Zeit in Alavés zusätzlich zu vergolden bekommt er am Samstag: Denn da steht er mit seinen Farben im Playoff-Finale um den Aufstieg in LaLiga.

Ob hingegen die zweite spanische Liga die richtige Plattform für einen Sprung an die Concha Espina ist, sei dahingestellt. Das wird also definitiv ein sehr langer Weg für den 22-Jährigen, der durch seinen Transfer im Winter zumindest das weniger schmeichelhafte Kuriosum vollbracht hat, gleich zwei Mal aus der Copa del Rey auszuscheiden (1. Runde mit Cádiz, Achtelfinale mit Alavés). Dass er zumindest als ein relevanter Backup im Madrider Kader fungieren kann, scheint jedoch mehr als fraglich, da die jüngste Vita von Blanco erstmal noch kein Statement in puncto unvermeidliche Rückkehr birgt. Auch in dieser Causa darf ein spannender Sommer erwartet werden: Bereits vergangenes Jahr streckten unter anderem SD Eibar und der FC Getafe vorsichtige Fühler nach dem defensiven Mittelfeldspieler aus und womöglich gibt es auch wieder interessierte Abnehmer für die jetzige Transferperiode. Bevor das jedoch geklärt wird, heißt es erst noch Daumen drücken für das Playoff-Rückspiel. Und wer weiß? Vielleicht gelingt der Coup mit Alavés und die Leihe wird verlängert oder doch die eher unwahrscheinlichere Variante einer Rückkehr tritt ein. Alles kann, nichts muss…

Brahim Díaz: Leihe zu Milan bis Juni 2023

Keine Spekulationen gibt es um den in Andalusien geborenen Spanier mit marokkanischen Wurzeln, der bereits seit Sommer 2020 bei AC Mailand seine Fähigkeiten zeigen durfte und bei den Lombarden sein sportliches Glück gefunden hat. Mit den „Rossoneri“ gewann er 2022 die italienische Meisterschaft und steuerte dazu einen enormen Beitrag bei, wodurch der inzwischen 23-Jährige übrigens schon Meister in drei Ligen geworden ist. Nun führt sein Weg zurück nach Madrid, wo er die Tage bereits seinen Medizincheck absolviert hat und auch den Medien vorgestellt wurde: Ich bedanke mich für die Zuneigung und dafür, dass ich dafür in Betracht gezogen werde, um Geschichte beim besten Klub der Welt zu schreiben”, lauteten ein paar seiner ersten Worte während der Vorstellung bei seinem neuen Arbeitgeber und demonstrierte bei dieser Gelegenheit in nahezu jeder Silbe seine Motivation: „Ich weiß, was dieses Trikot bedeutet, wie es ist, dieses Wappen zu tragen und Real Madrid zu repräsentieren. Ich kehre besser vorbereitet zurück und habe Lust, mich selbst zu übertreffen, habe Lust, dass der Ball rollt und dass der Anspruch von Real Madrid, der beste Klub der Welt, mich im Alltag begleitet.”

Denn, auch wenn Brahim mit Milan den Scudetto nicht verteidigen konnte, drang er mit seinen Rossoneri bis in das Halbfinale der Königsklasse vor, wo man erst Stadtrivalen Inter Mailand unterlag. Auch mit der erneuten Qualifikation zur Königsklasse verabschiedet sich der Andalusier gebührend aus Italien und sagt selbst zu dieser Zeit: „Die drei Jahre bei Milan, einem großen Klub, haben mir sehr weitergeholfen. Ich habe mich sehr entwickelt, bin sowohl auf als auch neben dem Platz gereift. Wir sehen jetzt einen Brahim, der sich sehr verbessert hat, der mit viel Lust zurückkommt. Ich komme zurück, um bei Real Madrid erfolgreich zu sein.“ Seine 71-prozentige Startelfquote zeugt zudem von seiner wichtigen Rolle, die er bei Milan eingenommen hatte. Den internationalen Beweis ist er also nicht mehr schuldig, jetzt fehlt nur noch der letzte Step zum Stammspieler an der Concha Espina, welche ihm Präsident Florentino Pérez augenscheinlich durchaus zutraut und neben verbalen Vorschusslorbeeren auch den ohnehin bis 2025 laufenden Kontrakt bereits langfristig bis 2027 verlängert hat: „Niemand soll daran zweifeln, dass wir eine Mannschaft zusammenstellen, die Hunger auf neue Erfolge hat. Heute kehrt zu Real Madrid einer von uns zurück”, heißt es in der Begrüßung des Präsidenten. Seine Gabe am Ball, die Technik und seine jüngsten Erfahrungen lassen darauf schließen, dass er nun auch so weit ist. Tritt dieser Fall ein, darf sich jeder Madridista auf einen neuen Magier im Bernabéu freuen.

Miguel Gutiérrez: Vertrag bei Girona bis Juni 2027

Miguel Gutiérrez hat sich in Katalonien behauptet und beweist dort regelmäßig seine Erstliga-Tauglichkeit – Foto: IMAGO / Shutterstock

Dass der 21-Jährige die vakante Stelle als Linksverteidiger nach dem Abgang von Marcelo nicht ausfüllen kann, schien damals die Meinung von Carlo Ancelotti über den potentiellen Schützling zu sein, weshalb der gebürtige Madrilene im Sommer 2022 für vier Millionen Euro Ablöse zum FC Girona wechselte. „Am Anfang ist es etwas schwer, von Zuhause wegzugehen. Vor allem nach so einer langen Zeit in Madrid”, sagte Gutiérrez zu dieser Entscheidung, der zuvor zwar mehrfach bei den Blancos mit trainierte, sich aber auch selbst immer als Teil der Castilla verstand. Die Luftveränderung scheint sich jedoch für den Spieler ausgezahlt zu haben: Der Linksverteidiger war absolut gesetzt (34 Einsätze in LaLiga) und konnte neben seinen vier Torvorlagen auch zwei eigene Treffer bejubeln. Der 21-Jährige weiß mit seinen Tiefenläufen und Dribblings absolut zu überzeugen und spielt somit eine elementare Rolle bei den Katalanen, die sich als bester Aufsteiger – unter anderem auch durch die Leistungen des Spaniers – recht zügig allen Abstiegsängsten entziehen konnten und auf einem ordentlichen zehnten Tabellenplatz die Spielzeit beendeten. Europa war sogar nur vier Punkte entfernt, da spielte speziell die junge Außenverteidigung um Gutiérrez und Arnau Martínez eine entscheidende Rolle.

Es klingt also so weit vielversprechend, was der Linksfuß im Nordosten Spaniens vorzuweisen vermag, für die Merengues hat diese Personalie allerdings einen deftigen Haken: Gutiérrez ist bis 2027 an Girona gebunden, womit es in naher Zukunft nicht zwingend nach Rückkehr in seine Heimatstadt aussieht. Rest-Hoffnung für die Zukunft bleibt dennoch: Weil die Merengues jedoch 50 Prozent der Rechte am Spieler bei dessen Transfer behalten konnten, ist ein Comeback noch vor 2027 nicht kategorisch ausgeschlossen. Zudem ist erst kürzlich mit Fran García ein Ex-Canterano für die Linksverteidiger-Position zurück in die Hauptstadt gelotst worden, weshalb vorerst auch kein Bedarf herrschen dürfte. Und trotzdem: Sollte sich Gutiérrez bei Girona weiter als konstant erweisen, könnte möglicherweise doch noch eine Rückholaktion stattfinden und der Mann aus Madrid wieder nach Hause kommen. Fran García ist gleichzeitig bestes Beispiel dafür, dass dieser Fall eintreten kann, aber auch der wahrscheinliche Grund, dass diese Thematik für diesen Sommer eher vom Tisch ist.

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von
Christian Graber

Anhänger der Königlichen seit dem bitteren Halbfinalaus in der Champions League-Saison 2001 gegen die Bayern und seitdem Verehrer der Klubphilosophie. Spezifische Kenntnisse des Fußballmarktes in Lateinamerika und bekennender Freund der "Joga-Bonito-Kultur".

Kommentare
Für mich wäre ein idealer Transfersommer, wenn man Mendy verkaufen und Gutierrez zurückholen kann. Ich habe nichts gegen den Franzosen, aber er ist so verletzungsanfällig und die linke Seite besetzt mit den beiden Spanier klingt sehr vielversprechend. Blanco würde ich noch ein Jahr bei einem anderen Spanischen Verein parken, damit sein Marktwert noch etwas steigt und dann verkaufen. Beim aktuellen Monster-Mittelfeld sehe ich absolut keine Chance für ihn, es sei denn, er möchte den ewigen Backup spielen. Bei Renier muss man wohl hoffen, dass man wenigstens noch etwas für ihn erhält. Hat einfach nicht sein sollen und für ihn wäre es auch besser, dass er einen Verein findet, bei dem er immer spielen kann, egal in welcher Liga sich das Team befindet. Der Junge braucht Spielpraxis.
 

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