Reportage

Der Arribas-Nachfolger: Ist Nico Paz die Zukunft Real Madrids?

Seit zehn Jahren warten die Fans von Real Madrid vergeblich auf ein Talent, dass den Sprung aus der eigenen La Fábrica ohne Umwege in den Profibereich schafft. Mit Nico Paz ist nun ein sehr interessantes Eigengewächs mit den Profis in den USA, dem dieses Szenario mal wieder zuzutrauen wäre.

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Nico Paz
Als 2004er-Jahrgang gehört Nico Paz zu den spannendsten Talenten in La Fábrica – Foto: MARK FELIX/AFP via Getty Images

Jahr für Jahr schafft es La Fábrica neue Talente hervorzubringen und für den Profibereich zu entwickeln. Jedoch ist es einige Zeit her, dass ein Talent den direkten Sprung von der Castilla in den Profibereich geschafft hat. Fran García ging den Umweg über Rayo Vallecano, auch Lucas Vázquez und Dani Carvajal empfahlen sich per Leihe für ihre Rückkehr zum größten Klub der Welt. Der letzte Spieler, dem der direkte Sprung von der Castilla zur ersten Mannschaft gelang, war Jesé Rodríguez in der Saison 2013/14. Die Hoffnungen der Madridistas in naher Zukunft einen Canterano im Estadio Santiago Bernabéu zu sehen sind mit Nico Paz mal wieder etwas größer. Der Youngster ist als einziger Nachwuchsakteur mit den Profis im Trainingslager und kann sich dort für Profieinsätze empfehlen. Er gehört außerdem zu der goldenen Generation des Jahrgangs 2004, die mit Coach Álvaro Arbeloa in der letzten Saison das historische Triple holte.

Nico Paz: Arribas’ Nachfolger und Argentiniens Hoffnung

Für den jungen Argentinier steht in der kommenden Saison eine schwere Aufgabe an, denn er wird sich in der Castilla bei Vereinslegende Raúl González Blanco für höhere Aufgaben empfehlen und Leistungsträger Sergio Arribas ersetzen müssen. Mit Arribas wird der Schlüsselspieler der letzten drei Jahre den königlichen Nachwuchs (voraussichtlich) verlassen, der Spanier erzielte in der vergangenen Saison überragende 18 Treffer und bereitete sieben weitere Tore vor.

Die freigewordene Arribas-Position ist vom Spielerprofil wie gemacht für Nico Paz, denn der Argentinier fühlt sich auf der „Zehn“ am wohlsten und kann aus dieser Position in der Offensive Gefahr erzeugen. Hier wird es für den Linksfuß jedoch wichtig sein, der Mannschaft seinen Stempel aufzudrücken und seine Statistik in die Höhe zu schrauben. In der vergangenen Castilla-Saison erzielte der 18-Jährige in 17 Partien – er durfte erst gegen Saisonende regelmäßig ran, als die U19-Saison beendet war – nur zwei Treffer und gab drei Assists, darunter jedoch ein Tor in den Aufstiegs-Playoff, als er den verletzten Arribas bereits vertreten hat. Sportlich ist vor allem mit seinem starken linken Fuß großes Verbesserungspotential vorhanden. Seine Torgefährlichkeit bewies der Argentinier vor allem in der vergangenen Youth-League-Saison, als ihm fünf Treffer in sieben Spielen gelangen.

Neben seinen Leistungen für Real Madrid konnte der offensive Mittelfeldspieler auch in seiner Heimat Argentinien bereits eine erste Duftmarke hinterlassen. Bei der Qualifikation zur U20-Weltmeisterschaft 2023 war Nico Paz einer der wenigen Lichtblicke einer schwachen Albiceleste und das, obwohl er der jüngste Spieler im Kader war. Des weiteren durfte der Youngster auch schon bei einer Trainingseinheit der A-Nationalmannschaft mit Spielern wie Lionel Messi mitwirken, nicht wenige Medien aus der argentinischen Heimat setzen in Paz – spanisch für Frieden – große Hoffnung für die fußballerische Zukunft des Weltmeisters.

Stärken und Schwächen des Nico Paz

Die Stärken von Nico Paz sind identisch mit denen seines Vorgängers Sergio Arribas: Ein unglaublich beeindruckender linker Fuß, mit dem er immer wieder Torgefahr erzeugen kann, dazu ist er technisch enorm beschlagen. Dies ermöglicht es dem 18-Jährigen sich auch auf engstem Raum und gegen mehrere Gegenspieler zu behaupten, durch seine enge Ballführung ist es sehr schwer den Argentinier vom Ball zu trennen. Einen Vorteil, den er gegenüber Sergio Arribas hat, ist sein Kopfballspiel. Arribas war aufgrund seiner 1,74 Meter kein Kopfballspezialist, Nico Paz hingegen ist mit 1,86 Meter auch in der Luft gefährlich.

Paz und Kroos
Toni Kroos ist von der Qualität von Nico Paz begeistert – Foto: imago

Jedoch gibt es neben den angesprochenen Stärken einige Bereich in denen der in Santa Cruz de Tenerife (Spanien) geborene Spieler arbeiten muss. Vor allem in seiner Defensivbewegung scheint noch viel Luft nach oben zu sein. Im Jugendbereich und in der Castilla fällt die fehlende Defensivarbeit nicht so sehr auf, weil die Mannschaften Real Madrids den Gegnern oft überlegen sind, bei den Profis ist die Situation jedoch eine andere. Auch in den Vorbereitungsspielen – gegen Milan spielte er 26, gegen United 18 Minuten – gab es einige Situationen in denen Nico Paz in die Defensive eher zurück trabte anstatt sich um die sofortige Balleroberung zu bemühen und sich durch Kampfgeist für weitere Einsätze zu empfehlen.

Erst Castilla, dann Profiteam?

2016 als Zwölfjähriger aus Teneriffa verpflichtet, besitzt Nico Paz bei den Verantwortlichen von Real Madrid ein hohes Standing und auch Toni Kroos äußerte sich nach der ersten gemeinsamen Trainingseinheit des 18-Jährigen mit der ersten Mannschaft gegenüber der MARCA beeindruckt: „Dieser Junge sollte jeden Tag mit uns trainieren, weil er hervorragend ist.” Auch Trainer Carlo Ancelotti ist von der Qualität des jungen Argentiniers begeistert: „Er hat die Perspektive, um in der ersten Mannschaft zu spielen. Er macht es bei Arbeloa (in der U19; d. Red.) sehr gut und hat es die paar Male, die er von Raúl eingesetzt wurde (zweite Mannschaft), auch sehr gut gemacht.“

Ein weiterer Beweis für das Vertrauen der Verantwortlichen in den Argentinier ist auch, dass er als einziger Nachwuchsspieler mit dem ersten Team ins Trainingslager in die USA gereist ist. Auch im Laufe der Saison dürfte der 18-Jährige des Öfteren mit der ersten Mannschaft trainieren und vielleicht auch mal im Kader bei Pflichtspielen stehen.

Jedoch hat Real Madrid mit Arda Güler einen nicht minder talentierten offensiven Mittelfeldspieler verpflichtet, der aufgrund der Ablöse und der bereits gesammelten Erfahrung im Profibereich deutlich vor Paz anzusiedeln ist. Nichtsdestotrotz besitzt der Südamerikaner alle Möglichkeiten, um bei Real Madrid seinen Weg zu gehen – zumindest die nächsten zwei Jahre in der Castilla. Die Königlichen haben seinen Vertrag in diesem Jahr erst bis 2027 verlängert und alle Anfragen anderer Vereine kategorisch ausgeschlagen, da sie an ihr Talent glauben. Mit diesem Vertrauen im Rücken könnte der argentinische U20-Nationalspieler rein theoretisch der erste Spieler seit über zehn Jahren werden, dem der Sprung zu den Profis ohne Umwege gelingt.

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Kommentare
Wie so oft wird es nicht allein auf den Spieler ankommen. Schön, dass man ihn in die USA mitnimmt aber wird er auch Spielzeit bekommen? Dahingehend wird er hoffentlich nicht der Arribas Nachfolger, sondern spielt dann in der A Elf. Notfalls eben bei einem Leihklub.

Danke BTW für den Artike, freu mich immer über Castilla Themen.
 
Paz hat sicherlich ein grosses Potenzial, doch die Auftritte haben mMn vor allem auch gezeigt, dass er körperlich noch mindestens eine Schippe drauflegen muss. Zudem ist mir für mich nicht ganz klar, wie sein Entwicklungsplan aussehen soll. Wenn er den gleichen Weg wie Arribas einschlagen sollte, hat Real leider wieder ein riesiges Talent verschwendet. Ich würde Paz genau noch eine Saison bei der Castilla behalten, aber danach soll und muss ein Wechsel per Leihe an einen Erstliga-Verein folgen. Wie und ob er bei Reals Profimannschaft landen wird, wird sich noch zeigen.
 
Ich schlage da gern nochmal in die selbe Kerbe vom Barca-Match. Der FC Barcelona macht da vieles richtig und wir bekommen keine Eigengewächse in den Profikader. Auch wenn wir eine sehr gute Akademie zu haben scheinen, die europaweit mit die meisten Spieler in die Profiligen bringt, ist es aber so, dass das unserer 1. Mannschaft nichts bringt, bzw. nur indirekt durch die generierten Transfererlöse. Das mag Vereinspolitik sein oder Unvermögen. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Trotzdem muss ich sagen beneide ich Barca ein wenig dafür.
 
Barca macht das im Moment aber auch gezwungenermaßen weil sie kein Geld für andere Spieler haben.
Man muss aber sagen: Hätten wir nicht Ancelotti und Zidane sondern Guardiola oder Tuchel als Trainer hätten es schon längst Talente in den Profikader geschafft! Und Spieler wir Arribas oder Paz würden zur ersten Mannschaft gehören und vielleicht sogar irgendwann Stammspielen.

Hätten wir Guardiola a
Ich schlage da gern nochmal in die selbe Kerbe vom Barca-Match. Der FC Barcelona macht da vieles richtig und wir bekommen keine Eigengewächse in den Profikader. Auch wenn wir eine sehr gute Akademie zu haben scheinen, die europaweit mit die meisten Spieler in die Profiligen bringt, ist es aber so, dass das unserer 1. Mannschaft nichts bringt, bzw. nur indirekt durch die generierten Transfererlöse. Das mag Vereinspolitik sein oder Unvermögen. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Trotzdem muss ich sagen beneide ich Barca ein wenig dafür.
 
Die Talente und das System sind der Grund weswegen ich mich so auf die Zeit nach Ancelotti freue. Bei allem was er geleistet hat, hätte er mMn nach der letzten Saison gehen müssen.
Er bremst einfach unsere Talente und die Entwicklung eines Spielsystems für die Zukunft. Die Durchlässigkeit aus der Castilla wird mit einem Alonso oder Raúl direkt besser sein.
Bei Arribas habe ich das dumme Gefühl wir werden es ähnlich wie bei Hakimi bereuen keinen Platz im Kader für ihn gefunden zu haben.
 

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