Jetzt kann auch Real Madrid nicht mehr schweigen. Nach einer „denkwürdigen“ Rede von Luis Rubiales, der nach etlichen Fehltritten nicht vom Amt als Verbandspräsident zurücktreten wollte und wird, hat der spanische Rekordmeister am Freitagabend „endlich“ Stellung bezogen. In einer offiziellen Stellungnahme teilt Real Madrid mit, nicht Rubiales zu unterstützen – so wie es beispielsweise der FC Barcelona weiter tun will – sondern denjenigen, der Rubiales nun vors Gericht ziehen will. Die Mitteilung im Wortlaut:
Unser Verein unterstützt voll und ganz die Entscheidung des Präsidenten des Consejo Superior de Deportes (Oberster Sportrat), Víctor Francos, der diesen Fall unverzüglich an das Tribunal Administrativo del Deporte weiterleiten wird.
Real Madrid hat von nun an volles Vertrauen in die Maßnahmen der zuständigen Instanzen, in diesem Fall des Consejo Superior de Deportes.
Unser Verein unterstützt unsere Frauenfußballmannschaft und wiederholt seine Glückwünsche zu dem historischen Erfolg des Gewinns der Weltmeisterschaft und wird sich weiterhin für die Entwicklung und das Wachstum des Frauenfußballs in unserem Land einsetzen.
Comunicado Oficial. #RealMadrid
— Real Madrid C.F. (@realmadrid) August 25, 2023
Beim Finale der Frauen-Fußballweltmeisterschaft am Sonntag hatte Rubiales mehrfach für Aufregung gesorgt, nicht nur bei dem nicht einvernehmlichen Kuss mit Jenni Hermoso, sondern auch durch andere obszöne, vulgäre Gesten. Seitdem hatten einige Personen aus Sport und Politik – Premierminister Pedro Sánchez, Iker Casillas, Isco Alarcón – aber auch nach und nach einige LaLiga-Klubs – FC Getafe, Real Sociedad, Atlético, Osasuna, FC Girona – sowie FIFA, Liga F, Spielergewerkschaft AFE und andere Parteien sich klar gegen Rubiales gestellt und Konsequenzen gefordert, aber Real Madrid und andere Klubs verhielten sich neutral. Man wollte offensichtlich die RFEF-Versammlung am Freitagmittag abwarten, in der Hoffnung, dass Rubiales nach diversen Eklats selbst ein Einsehen hätte. Hatte er nicht, weswegen nun Real Madrid aktiv wird, wenn auch mit etwas Verspätung.
Der 46-jährige Rubiales wollte von Fehlern am Freitag nicht viel wissen, sprach stattdessen von „sozialem Mord“ und „falschem Feminismus“, beschuldigte „Druck von Medien und Politik“ und bellte schlussendlich fünf Mal ins Mikrofon: „Ich werde nicht zurücktreten!“ Und bekam dafür nicht nur Applaus, sondern auch stehende Ovationen von seinen Kollegen und Mitarbeitern im Verband, darunter auch die Trainer der Männer- und Frauen-Nationalmannschaften. Zu Ende ist die Geschichte damit noch nicht, denn sowohl die FIFA-Disziplinarkommission können noch intervenieren, als auch die entsprechenden Organe in Spanien.

Die nun aktiv werdenden Klubs, aber auch andere Persönlichkeiten (neben etlichen Spielerinnen positionierten sich inzwischen auch Spieler wie Borja Iglesias, David de Gea oder Hector Bellerín) könnten den Stein doch noch ins Rollen bringen, um Rubiales aus dem Amt zu heben. 2018 hatte er dieses übernommen, aber seitdem immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt – von der kurzfristigen Entlassung Julen Lopeteguis, über die Verschiebung der Supercopa nach Saudi-Arabien und den geheimen Abmachungen mit einem damals aktiven Spieler (Gerard Piqué) bis zu angeblichen über den Verband abgesetzten privaten Feiern, privaten Reisen und Spionage-Aufträgen. Der aufgezwängte Kuss, den Rubiales als „Bussi“ herunter spielte und gar Hermoso die Schuld in die Schuhe schob, war da nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Eigentlich, denn noch bleibt der Spanier im Amt, dank der Unterstützung seines Verbands.
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