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Neues vom Negreira-Gate: Untersuchungen abgeschlossen, Richter glaubt an Korruption

Der Causa Negreira ist nicht zurück, sie war nie weg: Nachdem die Guardia Civil ihre monatelangen Untersuchungen abgeschlossen hat und fürchtet, dass Spaniens Schiedsrichter tatsächlich nicht unparteiisch waren, fürchtet auch der verantwortliche Richter Joaquín Aguirre, dass es sich um „systematisch Korruption“ gehandelt hat. Bewiesen geschweigedenn verurteilt ist dadurch aber noch nichts.

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joan laporta negreira fc barcelona
Rund um Barça-Präsident Joan Laporta wird die Luft dünner – Foto: getty images, Bilder: El Mundo

Guardia Civil fürchtet nicht unparteiische Schiedsrichter

Es kommt wieder Bewegung in das sogenannte Negreira-Gate, also rund um den möglichen Korruptionsskandal des FC Barcelona, der 18 Jahre lang den Vizepräsidenten des spanischen Schiedsrichterwesens bezahlt hat. Denn wie EL MUNDO schon am Samstag berichtete, hat die Guardia Civil ihre Untersuchungen abgeschlossen und kommt zu dem Entschluss, dass Spaniens Schiedsrichterei jahrelang nicht unparteiisch war.

Rückblick: Im Februar waren durch Ermittlungen des Finanzamts dubiose Zahlungen an José María Enríquez Negreira ans Licht gekommen. Schlussendlich wurde aufgedeckt, dass von 2001 bis 2018 rund 7,3 Millionen Euro an den mittlerweile 77-Jährigen gingen. Zwar hieß es von Barça, dies sei für Beratung gewesen im Umgang mit Schiedsrichtern, aber aufgrund versuchter Verschleierungen und vieler Verstrickungen in der Causa, sind Zweifel bis heute da. Zumal Negreira zu der damaligen Zeit eben ein offizielles Amt bekleidete (von 1994 bis 2018) und als er aus diesem Amt ausschied, hörten auch die Zahlungen auf. Stattdessen wurden dubiose O-Töne von ihm geleakt, wie nach Reals Meisterschaft 2020, als er sich an Barça gewendet und gesagt haben soll: „Ich kann euch bei den Schiedsrichtern helfen.“

Die Vorwürfe sind Monate her, seitdem wurde ermittelt – nach der Staatsanwaltschaft auch von der Guardia Civil. Laut dieser gab es Zahlungen, „um etwas zu verschleiern“, wie EL MUNDO berichtet. So kommt mittlerweile wieder jeden Tag etwas neues ans Licht, so soll beispielsweise Negreiras ebenfalls involvierter Sohn Javier Enríquez Romero die Provisionszahlungen des FC Barcelona abgerechnet und getarnt haben als „Beratung für Designprojekte“ bei Immobilien.

Wegen alle dem und noch mehr schlägt die spanische Bürgergarde nicht nur Alarm aufgrund „großer sozialer Besorgnis“. Sie fürchtet auch, dass dieser Fall – sofern die Straftaten nachgewiesen werden können – „zu einem Glaubwürdigkeitsverlust in Bezug auf die Sauberkeit und Ehre des spanischen Königssports“ führen könnte. Ebenso wie zu „sportlichen und außersportlichen Konsequenzen auf nationaler und internationaler Ebene“ für den FC Barcelona.

Laporta trat gegen Real, Real konterte mit Video

Barça selbst wies bislang jegliche Korruptionsvorwürfe von sich. Mehr noch: In Person von Joan Laporta – der Katalane ist nicht nur einer der vier Präsidenten ist, unter denen die Negreira-Überweisungen geschahen, er vervierfachte sogar die Zahlungen – wurde sogar um sich getreten. So warf Laporta im April unter anderem Real Madrid vor, ein Verein zu sein, „der historisch durch Schiedsrichterentscheidungen bevorteilt“ und „aufgrund seiner Nähe zur Regierung als Klub der jeweiligen Regierung angesehen“. Statt mit haltlosen Anschuldigungen, konterte Real Madrid mit einem Video und Belegen, dass eher Barça als Regime-Klub bezeichnet werden kann.

Richter glaubt an systematische Korruption

Nach dieser Schlammschlacht im April wurde es jedoch wieder ruhig im Negreira-Gate. Bis jetzt, so soll selbst der verantwortliche Richter Joaquín Aguirre mittlerweile von „systematischer Korruption“ ausgehen, wie EL PAÍS am Dienstagmittag veröffentlicht hat. So soll aus den Ermittlungen hervorgehen, dass Negreira seine Position ausgenutzt haben, um „gleichgesinnte“ Schiedsrichter zu bevorzugen, um diesen „relevante Spiele in Liga oder Pokal sowie international zu leiten oder sogar die Kategorie zu erhalten, damit sie ihr Einkommen auf sehr deutliche Weise erhöhen.“ Laut EL PAÍS hält dies der Richter für eine „neuartige Methode“ des Schiedsrichterkaufens, in der es gar nicht um direkte Zahlungen geschweigedenn einzelne Partien gehe. Auch dieser Vorwurf stand schon länger im Raum: Bestimmte Schiedsrichter, die über einen langen Zeitraum eher nach dem Gusto Negreiras (und des FC Barcelonas) gepfiffen haben sollen, bekamen eher mal Finals, Clásicos oder Länderspiele zugeteilt oder wurden eher für internationale Wettbewerbe abgestellt. In diesem jahrelang aufgebauten Netzwerk wurden Nahestehende eher begünstigt, andere Schiedsrichter stiegen eher ab.

Und während Real Madrid bereits als einziger Klub ankündigte, in diesem Fall als Kläger aufzutreten, können dies nun auch andere Vereine tun. Denn das angeblich korrumpierte Schiedsrichterwesen in Spanien hätte Auswirkungen auf alle Vereine gehabt, nicht nur auf Barcelona und Real Madrid.

Klare Beweise sind all das trotzdem noch nicht. Zwar glaubt der Richter, dass Barças Überweisungen an Negreira aufgrund dessen „relevanter Funktionen“ speziell beim Ernennen der Schiedsrichter stammen, nicht etwa durch seine „Güte seiner Berichte“, aber: erstmal muss klar bewiesen werden, dass Negreira und der Verband CTA die Schiedsrichter nach anderen Kriterien ernannt haben, als erlaubt. Und trotzdem, so EL PAÍS, auch wenn die genauen Zahlungen an bestimmte Schiedsrichter, die zu bestimmten Spielmanipulationen geführt haben könnten, nicht genau nachgewiesen werden könnten, könnten die fast sieben Millionen Euro dennoch pauschal ein Verbrechen der Sportkorruption darstellen. „Der FC Barcelona hat zwischen 2001 und 2018 (…) an Vizepräsident Negreira zwischen 70.000 und 700.000 Euro pro Jahr gezahlt. Angesichts der Tatsache, dass einer der drei Vizepräsidenten des Gremiums, das an jedem Spieltag die Schiedsrichter benennt und über Auf- und Abstieg entscheidet, bezahlt wurde, und ohne die genauen Beträge, die er erhalten hat, zu nennen, muss entschieden werden (und das wird in Kürze geschehen), ob es sich dabei um ein Verbrechen handelt, und zwar um welches Verbrechen, warum und zu welchem Zweck diese Zahlungen geleistet wurden“, wird der Richter zitiert.

Also: Die Causa Negreira war nie weg, sie nimmt jetzt erst Fahrt auf durch die Untersuchungen und ersten Richterempfehlungen. Ein Ende geschweigedenn klare Urteile sind allerdings noch nicht abzusehen. So lange bleibt der Verdacht bestehen, dass der FC Barcelona 18 Jahre lang das spanische Schiedsrichterwesen korrumpiert hat.

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von
Nils Kern

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Kommentare
Wahnsinn… man kann gar nicht so viel essen wie man kotzen möchte… man hatte ja immer eine Vermutung aber die Anzeichen verdichten sich nun immer mehr… Sollte eine Schuldspruch erfolgen, so müssen Farca sämtliche Titel aberkannt werden in diesem Zeitraum… mindestens!!
 
Wenn am Ende rauskommt, dass der FCB hier schuldig ist, wäre das an Genugtuung kaum zu übertreffen, schließlich fühlen sich die Katalanen in ihren sportlichen Minderwertigkeitskomplex seit jeher benachteiligt und wittern bei jedem Pfiff in einem Madrid-Match eine zentralspanische Verschwörung … trotzdem wäre das für die Liga natürlich image-technisch eine Katastrophe und die Folgen kaum abzusehen. Spannend jedenfalls, ob und wie es hier weitergeht.
 
Hat jemand dieses spanische Video zur Hand, in welchem aufgezeigt wird, wie Schiris durch Entscheidungen gegen Barca plötzlich keine Top-Spiele mehr pfeifen durften usw?
 
Wenn sich das wirklich nachhaltig Beweisen lassen kann , so hart wie es den Spanischen Fußball dann auch trifft , kann man nur noch von Aberkennung aller Titel in diesem Zeitraum und den Zwangsabstieg reden . Damit würden auch die Lichter beim Fc Negreira aus gehen , oder die Club-Statuten auf Arabisch umgeschrieben werden .

Schande für den Spanischen Fußball !!!!
 
Das alles zu beweisen glaube ich ,ist ziemlich komplex und vielleicht nahezu unmöglich .solange gilt die Unschuldsvermutung ,und farca kann weiter lustig behaupten ,das real bevorzugt wird.Wie Ehrenlos barca geworden ist.Seh jetzt schon wieder laporta in der nächsten PK und nur heult „Real Madrid Real Madrid Real Madrid „ .
Anstatt sie mit den Behörden (egal welchen ) zusammen arbeiten um eine lückenlose Aufklärung voranzutreiben ,spielen sie das Opfer .Aber das lässt natürlich auch Rückschlüsse zu.
 
Wenn am Ende rauskommt, dass der FCB hier schuldig ist, wäre das an Genugtuung kaum zu übertreffen, schließlich fühlen sich die Katalanen in ihren sportlichen Minderwertigkeitskomplex seit jeher benachteiligt und wittern bei jedem Pfiff in einem Madrid-Match eine zentralspanische Verschwörung … trotzdem wäre das für die Liga natürlich image-technisch eine Katastrophe und die Folgen kaum abzusehen. Spannend jedenfalls, ob und wie es hier weitergeht.

Wie Narzissten
Haben immer Recht
 
Ich muss gestehen etwas Mitleid habe ich schon mit den Cules. Zunächst einmal erzählen die jahrelang von eine bestimmten Zeit, diese nennen sie auch dann „Prime“ oder auch das beste FCB aller Zeiten. Mit angeblich den besten Spieler aller Zeiten. Nun wissen wir, selbst wenn es keine Beweise gibt, stinkt die Sache dermaßen, dass ich als FCB Fan schon wieder gar keinen Bock hätte Fan zu sein. Schon gar nicht wäre ich stolz auf diese genannte zeit. Echt traurig, und dass es tatsächlich noch welche gibt die den Vergleich wagen RM /FCB, zeigt schon alles.
Barca und Real trennen nicht nur Welten sondern Universen.
 
was ich noch schockierender finde ist das einfach nichts passiert, alle schiris dürfen in der ersten liga bleiben nichts ändert sich und man macht einfach wetier.

Eigentlich müssten alle schiris von erster bis dritter liga neu gemischt werden. Das verfahren wie sie topspiele erhalten müsste auch komplett neu aufgerollt werden. Wer sagt den das barca aufgehört hat? Wenn du jahrzehnte lang damit durch kommst, können wir dann wirklich davon ausgehen das es mit dem ruhestand dieser person aufgehört hat? Wer sagt denn nicht das gerade einer da hockt der ein guter freund von negreira ist und sich auch gerade die taschen mit barca geld stopft.

kann verstehen wenn man juristisch probleme hat alles zu 100% zu beweisen. Aber die anzeichen das was passiert ist, sind doch schon imens und jedem menschen klar bewusst. Der verband macht aber nichts und schaut einfach zu.
 

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