
Innenverteidigung-Sorgen? Zur Not regelt’s Tchouaméni
Éder Militão? Verletzt! David Alaba? Angeschlagen! Nacho Fernández? Gesperrt! Weil bei Real Madrid gleich drei der vier nominellen Innenverteidiger für den 9. LaLiga-Spieltag gegen CA Osasuna nicht zur Verfügung standen, trieben die Blancos vermeintliche Defensivsorgen um. Trainer Carlo Ancelotti hatte somit zu improvisieren und entschied sich für Aurélien Tchouaméni neben Antonio Rüdiger in der Abwehrzentrale. Und der Franzose, eigentlich im defensiven Mittelfeld eingeplant, erledigte die Aufgabe in der Innenverteidigung mit Bravour. „Tchouaméni hat als Innenverteidiger ein exzellentes Spiel gemacht. Es war sein erstes Mal“, bescheinigte Ancelotti hinterher voller Lob. Der 4:0-Sieg gegen Osasuna hat bewiesen: es geht auch mal mit Tchouaméni in der Innenverteidigung – wenn die Personalsituation es zwingend erfordert. Dass die Entscheider der Königlichen im zurückliegenden Transferfenster nach Militãos erlittenem Kreuzbandriss keinen Transfer fürs Abwehrzentrum mehr tätigten, mutet mittlerweile nicht mehr großartig sorgenbehaftet an.
Bellingham übertrifft alle Erwartungen
Erstmals seit Eden Hazard, der 2019 für 115 Millionen Euro vom FC Chelsea kam und bis heute Real Madrids Rekordtransfer ist, gab der spanische Rekordmeister im Sommer über 100 Millionen Euro für einen Neuzugang aus: für Jude Bellingham, der von Borussia Dortmund geholt wurde. Während Hazard im Dress des weißen Balletts nie zu überzeugen vermochte und während seiner vier Jahre gerade mal auf sieben Tore und zwölf Vorlagen in 76 Pflichtspielen kam, stellt Bellingham nicht nur den Belgier in den Schatten. Denn Bellingham legte bei Real Madrid sogar einen stärken Start als Cristiano Ronaldo hin. Nach acht Einsätzen in LaLiga steht der 20-Jährige bei acht Toren und zwei Vorlagen. CR7 traf nach seiner Ankunft von Manchester United im Sommer 2009 in den ersten acht Spielen in der Primera División „nur“ siebenmal und steuerte eine Vorlage bei. Dass der Engländer derart furios bei Real Madrid beginnen würde, damit rechneten wohl die allerwenigsten. Er sei „geboren, um für Real Madrid zu spielen“, attestierten ihm Nacho und Vinícius. Trotz seines jungen Alters trumpft Bellingham im Real-Jersey auf wie ein Galáctico – und scheint noch einige Rekorde und große Namen in den Schatten zu stellen.
Elf Spiele, zehn Siege: Es gibt nicht viel zu meckern
Was wurde sich im Sommer darüber echauffiert, als sich abzeichnete, dass Real Madrid nach Fran García, Brahim Díaz, Bellingham, Joselu, Arda Güler und Kepa Arrizabalaga keinen Neuzugang mehr holen würde. Trotz der Abgänge von Tormaschine und Kapitän Karim Benzema und Marco Asensio rüsteten die Madrilenen im Angriff nicht mehr namhaft auf. Dass die Verantwortlichen dafür eine böse Quittung erhalten würden, mochten einige Fans prophezeien. Doch nach elf Saisonspielen gibt die Bilanz dem Klub recht: zehn Spiele wurden gewonnen, lediglich eines verloren. Das zwar ausgerechnet im Derby gegen Atlético und de facto gegen den neben Napoli bislang auf dem Papier stärksten Gegner, auf den die Merengues bis dato in dieser Saison trafen. Doch die Niederlage gegen den Stadtrivalen war vielmehr Ancelottis taktischen Fehlern geschuldet. „Es ist meine Schuld“, räumte der Italiener auf der anschließenden Pressekonferenz ein.
Das neue System hat sich durchgesetzt
Womit man auch gleich beim System wäre. Ancelotti entschied sich bereits in der Saisonvorbereitung dafür, vom 4-3-3 abzuweichen und ein 4-4-2 mit Raute zu etablieren. Und das hat sich bislang bewährt. Real Madrid tritt souverän und erfolgreich auf und weiß so speziell Bellingham in Szene zu setzen und von dessen Qualitäten zu profitieren. Dass die bislang einzige Niederlage gegen Atlético auf einen Systemfehler zurückzuführen ist, stritt Ancelotti indes ab. „Dass wir es nicht gut gemacht haben, liegt nicht am System, das wird sich nicht ändern“, bekräftigte der Übungsleiter der Blancos. Ancelotti wurde unterdessen dafür bestraft, mit seiner Aufstellung zu viel riskiert zu haben; Aurélien Tchouaméni und Joselu standen nicht in der Startelf – ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.
Mal Kroos, mal Modrić – so kann’s gehen!
Im Derby standen dagegen Toni Kroos und Luka Modrić das bis dato einzige Mal in dieser Saison gemeinsam in der Startformation. Und das harmonierte nicht wirklich, sodass Ancelotti Modrić bereits zur Pause runternahm. Eine andere Variante wirkt dagegen sinnvoller: mal startet Kroos, mal Modrić. Daneben ist Platz für Eduardo Camavinga, Tchouaméni und Federico Valverde, die ihre Aufgabe allesamt gut machen und deshalb aus der Aufstellung des spanischen Rekordmeisters kaum wegzudenken sind. Während Kroos dadurch bisher auf 538 Spielminuten kommt, sind es bei Modrić mit 391 Minuten weniger. Um den kroatischen Weltfußballer von 2018 nach zuvor drei Bankplätzen in Folge zu besänftigen, ließ Ancelotti ihn gegen Osasuna mal wieder von Beginn ran. Modrić zahlte es mit einer ordentlichen Leistung zurück, während Kroos später in die Partie kam und ebenfalls überzeugte. So kann es also bei Real Madrid gehen – und insbesondere in den großen Spielen wird die Erfahrung der beiden essenziell sein.
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