Analyse

Fünf Erkenntnisse zu Real Madrids erstem Saison-Viertel

Das erste Saison-Viertel ist quasi um, Real Madrid hat elf Pflichtspiele hinter sich gebracht – und das überwiegend erfolgreich. Zeit, um ein erstes Fazit zu ziehen und fünf Erkenntnisse genauer zu beleuchten.

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Toni Kroos Jude Bellingham
Kroos’ Rolle im Wandel und Bellingham als Überflieger – Fotos: Getty Images

Innenverteidigung-Sorgen? Zur Not regelt’s Tchouaméni

Éder Militão? Verletzt! David Alaba? Angeschlagen! Nacho Fernández? Gesperrt! Weil bei Real Madrid gleich drei der vier nominellen Innenverteidiger für den 9. LaLiga-Spieltag gegen CA Osasuna nicht zur Verfügung standen, trieben die Blancos vermeintliche Defensivsorgen um. Trainer Carlo Ancelotti hatte somit zu improvisieren und entschied sich für Aurélien Tchouaméni neben Antonio Rüdiger in der Abwehrzentrale. Und der Franzose, eigentlich im defensiven Mittelfeld eingeplant, erledigte die Aufgabe in der Innenverteidigung mit Bravour. „Tchouaméni hat als Innenverteidiger ein exzellentes Spiel gemacht. Es war sein erstes Mal“, bescheinigte Ancelotti hinterher voller Lob. Der 4:0-Sieg gegen Osasuna hat bewiesen: es geht auch mal mit Tchouaméni in der Innenverteidigung – wenn die Personalsituation es zwingend erfordert. Dass die Entscheider der Königlichen im zurückliegenden Transferfenster nach Militãos erlittenem Kreuzbandriss keinen Transfer fürs Abwehrzentrum mehr tätigten, mutet mittlerweile nicht mehr großartig sorgenbehaftet an.

Bellingham übertrifft alle Erwartungen

Erstmals seit Eden Hazard, der 2019 für 115 Millionen Euro vom FC Chelsea kam und bis heute Real Madrids Rekordtransfer ist, gab der spanische Rekordmeister im Sommer über 100 Millionen Euro für einen Neuzugang aus: für Jude Bellingham, der von Borussia Dortmund geholt wurde. Während Hazard im Dress des weißen Balletts nie zu überzeugen vermochte und während seiner vier Jahre gerade mal auf sieben Tore und zwölf Vorlagen in 76 Pflichtspielen kam, stellt Bellingham nicht nur den Belgier in den Schatten. Denn Bellingham legte bei Real Madrid sogar einen stärken Start als Cristiano Ronaldo hin. Nach acht Einsätzen in LaLiga steht der 20-Jährige bei acht Toren und zwei Vorlagen. CR7 traf nach seiner Ankunft von Manchester United im Sommer 2009 in den ersten acht Spielen in der Primera División „nur“ siebenmal und steuerte eine Vorlage bei. Dass der Engländer derart furios bei Real Madrid beginnen würde, damit rechneten wohl die allerwenigsten. Er sei geboren, um für Real Madrid zu spielen, attestierten ihm Nacho und Vinícius. Trotz seines jungen Alters trumpft Bellingham im Real-Jersey auf wie ein Galáctico – und scheint noch einige Rekorde und große Namen in den Schatten zu stellen.

Elf Spiele, zehn Siege: Es gibt nicht viel zu meckern

Was wurde sich im Sommer darüber echauffiert, als sich abzeichnete, dass Real Madrid nach Fran García, Brahim Díaz, Bellingham, Joselu, Arda Güler und Kepa Arrizabalaga keinen Neuzugang mehr holen würde. Trotz der Abgänge von Tormaschine und Kapitän Karim Benzema und Marco Asensio rüsteten die Madrilenen im Angriff nicht mehr namhaft auf. Dass die Verantwortlichen dafür eine böse Quittung erhalten würden, mochten einige Fans prophezeien. Doch nach elf Saisonspielen gibt die Bilanz dem Klub recht: zehn Spiele wurden gewonnen, lediglich eines verloren. Das zwar ausgerechnet im Derby gegen Atlético und de facto gegen den neben Napoli bislang auf dem Papier stärksten Gegner, auf den die Merengues bis dato in dieser Saison trafen. Doch die Niederlage gegen den Stadtrivalen war vielmehr Ancelottis taktischen Fehlern geschuldet. Es ist meine Schuld, räumte der Italiener auf der anschließenden Pressekonferenz ein.

Das neue System hat sich durchgesetzt

Womit man auch gleich beim System wäre. Ancelotti entschied sich bereits in der Saisonvorbereitung dafür, vom 4-3-3 abzuweichen und ein 4-4-2 mit Raute zu etablieren. Und das hat sich bislang bewährt. Real Madrid tritt souverän und erfolgreich auf und weiß so speziell Bellingham in Szene zu setzen und von dessen Qualitäten zu profitieren. Dass die bislang einzige Niederlage gegen Atlético auf einen Systemfehler zurückzuführen ist, stritt Ancelotti indes ab. Dass wir es nicht gut gemacht haben, liegt nicht am System, das wird sich nicht ändern, bekräftigte der Übungsleiter der Blancos. Ancelotti wurde unterdessen dafür bestraft, mit seiner Aufstellung zu viel riskiert zu haben; Aurélien Tchouaméni und Joselu standen nicht in der Startelf – ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.

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Mal Kroos, mal Modrić – so kann’s gehen!

Im Derby standen dagegen Toni Kroos und Luka Modrić das bis dato einzige Mal in dieser Saison gemeinsam in der Startformation. Und das harmonierte nicht wirklich, sodass Ancelotti Modrić bereits zur Pause runternahm. Eine andere Variante wirkt dagegen sinnvoller: mal startet Kroos, mal Modrić. Daneben ist Platz für Eduardo Camavinga, Tchouaméni und Federico Valverde, die ihre Aufgabe allesamt gut machen und deshalb aus der Aufstellung des spanischen Rekordmeisters kaum wegzudenken sind. Während Kroos dadurch bisher auf 538 Spielminuten kommt, sind es bei Modrić mit 391 Minuten weniger. Um den kroatischen Weltfußballer von 2018 nach zuvor drei Bankplätzen in Folge zu besänftigen, ließ Ancelotti ihn gegen Osasuna mal wieder von Beginn ran. Modrić zahlte es mit einer ordentlichen Leistung zurück, während Kroos später in die Partie kam und ebenfalls überzeugte. So kann es also bei Real Madrid gehen – und insbesondere in den großen Spielen wird die Erfahrung der beiden essenziell sein.

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Kommentare
Diese Mannschaft ist noch nicht bei 100 Prozent und hat eine fast makellose Bilanz. Bin übrigens auch von Kepa positiv überrascht. Das A und O scheint aber für mich das Management von Carlo zu sein, der es schafft Mannschaften zu formen, die einfach harmonieren. Alleine wenn man sieht wie die Jungs sich auf dem Platz und auch in Social Media pushen und unterstützen wirkt das wie ein eingeschworener Haufen, bei dem auch die Neuen wie Bellingham und Joselu sich nahtlos einfügen.

Wenn man bedenkt, dass "Experten" aus Deutschland Jude noch vom Wechsel abrieten, meinten er wäre zu jung, zu unreif, zu sehr Selbstdarsteller, der von Modric und Kroos in die Schranken gewiesen werden würde... Alles Bullshit: Jeder in Madrid ist nicht nur von seiner Performance sondern auch von seinem Auftreten angetan. Mittlerweile hört man folglich natürlich auch nichts dergleichen mehr. Nur noch Lobeshymnen...
 
Also wir stehen schon megagut da. Wir haben bis auf eine Niederlage ALLE Spiele gewonnen, sind Tabellenführer und in der CL mit 6 vom 6 Punkten ebenfalls auf dem Weg Richtung KO-Runde.

Die bitteren Ausfälle wurden gut kompensiert und die Jungen entwickeln sich prächtig.

Damit war nicht zu rechnen.

Ich bin verdammt stolz auf diese Mannschaft.
 
Großes Chapeau an Carlo, was er aus diesem Kader herausgeholt und diese einzigartige Teamchemie aufgebaut hat! Bei aller (berechtigten) Kritik an ihm, ich weiß nicht, ob es viele Trainer gibt, die das mit so einem Kader und solchen Typen so erfolgreich machen können! Sicherlich gibt es hier und da noch ein paar Dinge, die man besser machen könnte, aber bis jetzt, wie gesagt, Chapeau.

Hier noch ein Beleg dafür :

For Real Madrid's success, the atmosphere in the dressing room has been key. A club worker has said that he’s never seen a dressing room like this. The good vibes with which they arrive, the jokes and the desire to do great things. @relevo
 
Großes Chapeau an Carlo, was er aus diesem Kader herausgeholt und diese einzigartige Teamchemie aufgebaut hat! Bei aller (berechtigten) Kritik an ihm, ich weiß nicht, ob es viele Trainer gibt, die das mit so einem Kader und solchen Typen so erfolgreich machen können! Sicherlich gibt es hier und da noch ein paar Dinge, die man besser machen könnte, aber bis jetzt, wie gesagt, Chapeau.

Hier noch ein Beleg dafür :

For Real Madrid's success, the atmosphere in the dressing room has been key. A club worker has said that he’s never seen a dressing room like this. The good vibes with which they arrive, the jokes and the desire to do great things. @relevo

Ach komm sind wir doch ehrlich: Die Kritik an Carlo von uns Fans/Laien ist doch größtenteils UNBERECHTIGT. Er macht das wirklich hervorragend und so ein „vercoachen“ wie gegen Atlético passiert halt und gehört auch zum Geschäft. Klar hätte auch ich ihn „würgen können“ für das Herausnehmen bin Tchua und Joselu und das stellen von Jude in den Sturm, aber er hielt es in dem Moment halt für das Richtige.

Grande Carlo !
 
Ach komm sind wir doch ehrlich: Die Kritik an Carlo von uns Fans/Laien ist doch größtenteils UNBERECHTIGT. Er macht das wirklich hervorragend und so ein „vercoachen“ wie gegen Atlético passiert halt und gehört auch zum Geschäft. Klar hätte auch ich ihn „würgen können“ für das Herausnehmen bin Tchua und Joselu und das stellen von Jude in den Sturm, aber er hielt es in dem Moment halt für das Richtige.

Grande Carlo !
Ganz unberechtigt ist sie nicht, also aus meiner Sicht, aber aus Prinzip alles zu kritisieren, um etwas zu kritisieren, das geht echt zu weit.
 
Bin ebenfalls sehr erfreut, halte mich trotzdem kühl, den 2015 und 2022 starteten wir ebenfalls furios und am Ende...

Einfach weiter arbeiten, hoffen dass der Verletzungsteufel uns gnädiger als zuletzt behandelt und die kommenden Auswärtsspiele in Sevilla/Murkselona bewältigen. Hoffentlich bringt uns die Nati-Pause nicht aus dem Rhythmus.
 
Großes Chapeau an Carlo, was er aus diesem Kader herausgeholt und diese einzigartige Teamchemie aufgebaut hat! Bei aller (berechtigten) Kritik an ihm, ich weiß nicht, ob es viele Trainer gibt, die das mit so einem Kader und solchen Typen so erfolgreich machen können! Sicherlich gibt es hier und da noch ein paar Dinge, die man besser machen könnte, aber bis jetzt, wie gesagt, Chapeau.

Hier noch ein Beleg dafür :

Ich

For Real Madrid's success, the atmosphere in the dressing room has been key. A club worker has said that he’s never seen a dressing room like this. The good vibes with which they arrive, the jokes and the desire to do great things. @relevo

Ach komm sind wir doch ehrlich: Die Kritik an Carlo von uns Fans/Laien ist doch größtenteils UNBERECHTIGT. Er macht das wirklich hervorragend und so ein „vercoachen“ wie gegen Atlético passiert halt und gehört auch zum Geschäft. Klar hätte auch ich ihn „würgen können“ für das Herausnehmen bin Tchua und Joselu und das stellen von Jude in den Sturm, aber er hielt es in dem Moment halt für das Richtige.

Grande Carlo !

Ich halte halt nichts davon, berechtigte Kritik im Nachhinein wieder relativieren zu wollen. Atletico geht zu 90% auf Carlos Kappe und das hat er auch selber nach dem Spiel zugegeben. Es kann passieren, aber wenn es im bis dahin wichtigsten und schwierigsten Saisonspiel passiert und der Trainer bisher tragende Stützen der Saison draussen lässt oder auf andere Positionen schiebt, um einen 38-jährigen Modric irgendwie in die Startelf zu bekommen, fällt es mir schwer, das unter "Ausrutscher" durchlaufen zu lassen. Sowas kann eine Mannschaft komplett aus dem Gleichgewicht werfen.

Zu Carlos und der Mannschaft's Kredit hat es das nicht getan und man hat die Lehren daraus gezogen und die 4 Spiele bisher alle souverän und deutlich besser gespielt. Und insgesamt ist die Stimmung im Team wirklich gut und alle helfen einander. Ich meckere viel an Carlo herum, aber das ist eines der Dinge, die er perfektioniert hat. Er könnte es ja, er ist nicht umsonst 4-facher CL Sieger und Meister in allen 5 Topliegen geworden, er müsste es einfach mal 100% konsequent durchziehen. Dann passieren auch so Ausrutscher wie gegen Atletico nicht mehr oder zumindest wird das Risiko kleiner.
 
Vor der Saison war mein Gedanke, puh das könnte schwierig werden (aber gut leicht war es noch nie), doch ich freute mich wie immer auf die Saison und vertraue in Ancelotti, denn das Vertrauen hat er sich verdient und dafür liebe ich die Mannschaft einfach zu sehr. Vorschusslorbeeren sozusagen. Danach kann ich immer noch kritisieren.

Jetzt nach 11 Spielen die teilweise sicher ausbaufähig waren, freue ich mich sehr über 10 Siege, 15 Tore der beiden Neuzugänge Joselu und Bellingham und eine richtige Mannschaft die eine Chemie hat, die seinesgleichen sucht, wieder die Chemie, die uns die CL 22 gebracht hat.

Danke dafür Carlo. Allein das ist es schon wert, jedes Spiel anzusehen, auch wenn das Spiel selber ab und an spielerisch weniger schön ist.

Es sind noch viele Schritte zu gehen diese Saison - dann wird erst abgerechnet. Derweil könnte ich aber nur auf hohem Niveau kritisieren und dann lasse ich es lieber und erfreue mich an Platz 1 in CL und La Liga. Am Ende wünsche ich mir Titel für Carlo und danach Alonso 2024/25 auf der Bank.
 
Für mich gibt es noch eine weitere Erkenntnis, nämlich, dass die Jungs Bock aufs Toreschiessen haben. Ich habe den Eindruck, dass viel öfters der Abschluss gesucht wird, was mir natürlich sehr gefällt. Dass die Torausbeute leider teilweise etwas bedenklich war, ist natürlich ärgerlich, aber die Einstellung stimmt. Wenn sich Rodrygo von seinem Formtief erholt hat und Valverde, Kroos oder Tchou etwas glücklicher im Abschluss werden, wird das noch eine torreiche Saison. Zudem sollte man auch erwähnen, dass auch die neue Generation diese Remontada-Gen hat.
 

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