
Carvajal: „Ich erlebe eine meiner besten Phasen“
SEVILLA. Real Madrids Rechtsverteidiger-Position war in den letzten Jahren immer wieder Gegenstand von Debatten. Daniel Carvajal war und ist beim spanischen Rekordmeister grundsätzlich zwar gesetzt, doch der 31-Jährige tat sich oft schwer, über einen längeren Zeitraum auf einem konstant hohen Level zu performen – oder war aufgrund vor allem muskulärer Verletzungen verhindert. In dieser Saison vermag der in Leganés geborene Rechtsverteidiger bei den Blancos jedoch gänzlich zu überzeugen – und das konstant.
„Ich fühle mich sehr gut, erlebe eine meiner besten Phasen“, sagte Carvajal nach dem 1:1 gegen den FC Sevilla. Er selbst war es, der Real Madrid mit seinem ersten Saisontor per Kopf wenigstens einen Punkt rettete. „Hoffentlich geht es so weiter, dass ich der Mannschaft helfen kann“, meinte er hinterher. Bereits vor ein paar Wochen hatte er konstatiert: „Ich befinde mich in einer fantastischen Form. Sowohl defensiv als auch offensiv.“
Von der Kapitänsbinde beflügelt
Man könnte auch meinen: Die Kapitänsbinde beflügelt Carvajal regelrecht. Zwar ist Nacho Fernández erster Kapitän und Luka Modrić Stellvertreter, doch Nacho und Modrić finden sich meist auf der Ersatzbank wieder. Weil in der Rangordnung Carvajal folgt, darf sich er in der Regel die Kapitänsbinde über den Arm streifen. „Ich bin sehr stolz darauf, einer der Kapitäne der Mannschaft zu sein. Als ich an der Reihe war, die Binde zu tragen – man muss sich mal vorstellen, wie stolz ich war“, sagte Carvajal unlängst und bestätigte die Vermutung: „Mir gibt das zusätzliche Kraft.“
Es ist aber nicht nur die Kapitänsbinde, die Carvajal zusätzliche Kraft verleiht. Der Routinier hat bereits vor längerer Zeit eine Änderung vorgenommen, die Disziplin verlangt und sich positiv auf seine Leistungen auswirken sollte. „Ich habe die Tür zu Dingen geschlossen, die mich beeinflussen könnten: Ich trainiere, ruhe mich aus und esse“, hatte er bereits Ende 2021 verlauten lassen und verraten: „Ich habe eine seltsame, strenge, glutenfreie und weizenfreie Diät. Ich muss zum Beispiel jeden Tag Brokkoli essen, damit es mir gut geht.“ Es scheint jedenfalls zu helfen – und Carvajal nachhaltig stärker zu machen.
Ein Anführer auf dem Platz
Carvajal präsentierte sich in den letzten Wochen als defensiver Verlässlichkeitsfaktor und souveräner Zuarbeiter für die Offensive. Das beste Beispiel dafür lieferte er in Sevilla. „Überragend“ war er dort, titelte etwa die spanische Sportzeitung MARCA. Ein Punkt, der unterdessen nicht zu unterschätzen ist: Carvajal spielte nicht nur bravourös mit, wenn er selbst den Ball forderte und bekam, sondern war obendrein „der Chef ohne Ball“, wie ihm die AS bescheinigte. Ein echter Kapitän eben.
Zweifelsfrei erlebt Carvajal eine der besten Phasen seiner Karriere – möglicherweise sogar die beste. Und diese soll noch etwas andauern. Dann erübrigen sich Debatten über die Rechtsverteidiger-Position, obschon perspektivisch Handlungsbedarf – nicht zuletzt angesichts eines adäquaten Ersatzes – besteht. „Mir verbleiben noch viele Vertragsjahre (bis 30. Juni 2025; d. Red.) und hoffentlich werde ich meine Karriere hier beenden können“, sagte Carvajal kürzlich selbst: „Bei Real Madrid zu sein, ist für einen Fußballer das Größte. Und ich glaube, der Moment, wenn du den Klub verlässt, muss einer der schwierigsten sein, die es gibt.“ Doch so weit ist es ja noch nicht. Gott sei Dank, so wie Carvajal momentan auftritt.
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