Was ist eigentlich mit dem FC Bayern München los? Spielerisch tritt die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel in der bisherigen Saison trotz elf Erfolgen nach 15 Partien meist durchwachsen auf, am Mittwoch setzte es in der zweiten Runde des DFB-Pokals sogar eine 1:2-Blamage gegen den 1. FC Saarbrücken, den Tabellen-15. der 3. Liga. Obendrein wirkt die Vereinsführung bereits seit Monaten unsouverän.
Dietmar Hamann, Ex-Profi des deutschen Rekordmeisters, schlägt kritische Töne an und sieht die Bayern keineswegs auf Augenhöhe mit etwa Real Madrid. „Sie haben kein gutes Bild abgegeben. Sie haben dieses hochgelobte Transfergremium ausgerufen und gesagt: Es kommt nichts mehr raus. Ich glaube, es kamen mehr Informationen raus als je zuvor. Und dann hat man sich einfach schwach verkauft. Ob das (Benjamin) Pavard ist, ob das (Josip) Stanišić ist, dann die Geschichte mit (João) Palhinha. Ich habe mir gedacht, als das passiert ist: Kannst du dir das vorstellen bei Real Madrid, dass einer auf dem Platz steht, mit dem Trikot auf dem Trainingsgelände rumläuft und drei Stunden später im Flieger zurück nach London sitzt?“, verglich er die Situation bei dem Pay-TV-Sender SKY mit den Königlichen, deren Verantwortliche öffentlich kaum auftreten und die wenig durchdringen lassen.
Es entstehe bei Bayern der Eindruck, „dass du nicht mehr in der Lage bist, einen Spieler von Fulham zu holen. Einen 28-jährigen Portugiesen, den in München bis vor sechs Monaten noch keiner gehört hat. Du bist bereit, 20, 25 Millionen über Marktwert zu bezahlen – und selbst den bekommst du nicht“, bemängelte Hamann das zu kurzfristige Handeln.
Tuchel oder Team? ????Das sind für Hamann die Verantwortlichen der FCB-Blamage ???? https://t.co/dEyRwV3FHj#SkyPokal #FCB
— Sky Sport News (@SkySportNews) November 2, 2023
Tuchel hatte im Sommer zunächst vergeblich einen Neuzugang für das defensive Mittelfeld verlangt, seinem dort vorhandenen Spielermaterial das nötige Profil abgesprochen, es so geschwächt. In der finalen Woche des Transfermarkts wollte die Führungsriege dem Coach den Gefallen dann doch tun, Palhinha wurde auf den letzten Drücker zum Medizincheck nach München eingeflogen. So wie weitere geplante Last-Minute-Deals platzte der Wechsel jedoch, weil die Londoner derart schnell keinen Ersatz fanden.
Pavard hatte indes seit geraumer Zeit eine Vertragsverlängerung abgelehnt, da er eine Karriereveränderung anstrebte. Mit der Begründung, der Franzose sei damit nicht an die Bosse herangetreten, wurde der Leih-Transfer von Josip Stanišić zu Bayer Leverkusen bewilligt. Wenig später verabschiedete sich der wechselwillige Pavard wie erwartet, ihn zog es zu Inter Mailand. Die Münchner hatten so zwei Akteure verloren, die jeweils als Rechts- und Innenverteidiger agieren können – ohne entsprechenden Ersatz.
Weil die verletzungsgeplagte Abwehr personell am Stock geht, tauchte der vereinslose Jérôme Boateng zwischenzeitlich wieder an der Säbener Straße auf, um mitzutrainieren, sich fit zu halten. Durch das Gedankenspiel, dem 35-Jährigen einen Vertrag für kurze Dauer zu geben, entstand das nächste Störgeräusch. Weite Teile der Anhängerschaft protestierten erfolgreich gegen eine Rückkehr, Boateng muss sich nämlich wegen des Vorwurfs der Beleidigung und Körperverletzung gegen seine Ex-Freundin vor Gericht verantworten.
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