
„Defensiv der beste Linksverteidiger der Welt“
MADRID. Das Lob nahm unerwartet überschwängliche Formen an. Er sei „der beste Linksverteidiger der Welt“, wurde Ferland Mendy neulich in einer Pressekonferenz von Carlo Ancelotti geadelt. „Defensiv“, merkte der Trainer von Real Madrid dabei jedoch noch an – und auch nur dann, wenn er sich „in einer optimalen Verfassung“ befinde.
Ancelotti hält auf den auch am Donnerstag beim 2:0 gegen den FC Getafe wieder stabilen Franzosen offensichtlich große Stücke, zumal auch er seinen Anteil an der in dieser Saison so sicheren Defensive besitzt. In 20 der 32 Pflichtspiele wirkte Mendy mit, von den insgesamt nur 30 Gegentoren in sämtlichen Wettbewerben fielen mit ihm auf dem Platz bloß 15. Eines ging dabei speziell auf das Konto des 28-Jährigen: der zwischenzeitliche 1:2-Anschluss des FC Barcelona im Finale der Supercopa de España, als er den Ball hoch per Kopf so klärte, dass dieser zur Vorlage für Robert Lewandowski wurde.
Die offene Frage: Kommt Alphonso Davies vom FC Bayern?
Vor dem verlorenen Copa-del-Rey-Achtelfinale bei Atlético (2:4 n. V.) äußerte sich „Carletto“ dann nicht erneut ganz so ausgelassen, als er in einem weiteren Mediengespräch gleich wieder mit seiner Nummer 23 konfrontiert wurde. In der Fragestellung ging es nämlich auch um einen potentiellen Konkurrenten ab der kommenden Saison: Alphonso Davies. An dem Kanadier, der seinen bis zum 30. Juni 2025 laufenden Vertrag beim FC Bayern München vermutlich nicht verlängert, sind die Königlichen offenbar stark interessiert.
„Ich muss darauf schauen, was ein Spieler auf dem Platz und im Training macht. Ferland macht es bislang sehr gut. Ich weiß nicht, wie lange er noch Vertrag hat. Es ist nicht mein Problem. Wichtig für ihn ist, dass er in einer guten körperlichen Form ist und der Mannschaft etwas gibt. Im Moment trägt er viel bei“, meinte Ancelotti lobend, aber dennoch trocken. Ob der 64-Jährige von der Führung womöglich dazu angehalten wurde, öffentlich nicht so von Mendy zu schwärmen, um Davies und dessen Management nicht zu verunsichern? Möglich.
Real Madrid vor Grundsatzentscheidung
Real steckt in einer Zwickmühle, steht auf der Position vor einer Grundsatzentscheidung für die nahe Zukunft. Denn: So wie Davies in München ist Mendy in Madrid ebenso nur noch bis Mitte 2025 an den Verein gebunden. Der Franzose muss befürchten, für den offensiv stärkeren Bayern-Profi möglicherweise geopfert zu werden. Die Führung der Merengues sehnt sich nach der Marcelo-Ära wieder nach mehr Angriffsstärke auf der linken Seite.
Und sie macht bis dato scheinbar keine Anstalten, die Zusammenarbeit mit Mendy auszubauen – obwohl es längst an der Zeit wäre. Seine sportliche Qualität wird geschätzt, seine Verletzungsanfälligkeit sorgt jedoch immer wieder für Ernüchterung. In viereinhalb Jahren steht der unscheinbare Zeitgenosse aus Meulan-en-Yvelines bei lediglich 153 Pflichtspieleinsätzen, da er andererseits um die 60 Partien verpasste. Dem 14-fachen Champions-League-Sieger bietet bald sich die letzte Gelegenheit, mit einem Verkauf noch eine Ablöse einzunehmen. Packt er sie beim Schopfe?
Real Madrid: Mendy, García – und Davies? Wohl kaum
Dass wiederum die Verträge von Vinícius Júnior, Rodrygo Goes, Eduardo Camavinga, Federico Valverde und Éder Militão, die zuvor teilweise auch noch über 2025 hinaus liefen, verlängert wurden, kann man auch so deuten: Real ist auf der linken Abwehrseite zumindest mal ins Grübeln geraten. Neben Davies gibt es mit Miguel Gutiérrez offenbar noch einen weiteren Akteur, über den die Chefetage nachdenkt. Das Madrider Eigengewächs spielt beim Meisterschaftsrivalen FC Girona eine starke Saison, hat sich dort als Profi etabliert und wäre ziemlich einfach zurückzuholen. Die Blancos halten nämlich noch 50 Prozent der Rechte an dem 22-Jährigen, könnten ihn also für die Hälfte der vertraglich festgeschriebenen Ablösesumme verpflichten. Der Preis läge dann angeblich bei acht Millionen Euro.
Über dieses Verfahren bestellte Real erst zur laufenden Saison Fran García von Rayo Vallecano zurück. Ein weiteres Eigengewächs, das hinten links agiert. Auch an ihm und seiner noch erhofften Entwicklung liegt es, dass man Mendy wohl gerne abgeben und er selbst auch kaum bleiben würde, sollte der bei Bayern seit Wochen schwächelnde Davies tatsächlich losgeeist werden. Eine Leihe oder gar ein Verkauf von García im Sommer ist prinzipiell ausgeschlossen, drei Linksverteidiger wären jedoch einer zu viel.
Und wenn es mit Davies nicht klappt? Dann ist einiges denkbar. Auch, dass Mendy nächste Saison auf sein Vertragsende zusteuert, folglich ablösefrei Abschied nimmt. Oder verlängert er doch noch? Dann dürfte Ancelotti wohl ohne angenommene Einwände so oft wie er möchte behaupten, es sei „der beste Linksverteidiger der Welt“, den er im Kader habe.
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