
„Türkische Community hat Mannschaft mitbekommen“
MADRID. Ein ganzes Fußballspiel hat er in der Summe inzwischen hinter sich. Arda Güler kommt bei Real Madrid samt der Einberechnung der Nachspielzeiten bislang auf 100 Minuten, die sich auf vier Einsätze verteilten. Zu wenig, wenn es speziell nach den türkischen Fußballfans geht. Sie sind stolz auf ihr 18 Jahre altes Juwel, verfolgen es gespannt.
In den Kommentarbereichen der sozialen Netzwerke äußern sie ihren Unmut in Massen. Wenn der Spielgestalter etwa wieder mal nicht zum Zug kam, er auf dem Platz nicht angespielt wurde. Toni Kroos verriet in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“, den er mit Bruder Felix aufnimmt: „Ich muss sagen, dass es definitiv so ist, dass man das in der Mannschaft schon mitbekommen hat, dass da sehr viel türkische Community mit ihm am Start, mit ihm zu Real Madrid gewechselt ist. Türkische Fußballfans sind ein sehr, sehr emotionales Publikum. Sie sind natürlich sehr, sehr stolz, da einen 18-Jährigen von Fenerbahçe jetzt bei Real zu haben. Ich glaube, da sind sie auch ein bisschen ungeduldig. Sie wollen natürlich so schnell wie möglich, dass er viel spielt. Dagegen spricht auch nichts. Da sind sie sehr emotional, auch dass dann teilweise auch Mitspieler, wenn sie ihn mal nicht anspielen oder was auch immer, angegangen worden sind. Das kriegt man dann schon mit. Man nimmt es in der Mannschaft eher ein bisschen belustigend auf.“
Toni Kroos erklärt, worauf es für Arda Güler ankommt
Man habe mit Carlo Ancelotti „einen Trainer, der das sicherlich gut managen wird. Das macht er schon, wie er das denkt, so wie er ihn gerade sieht, so wie er ihn entwickeln und einbauen will. Je nachdem, wie er sich präsentiert“, so der 34-Jährige. Dem Youngster hat er seit dessen Ankunft im letzten Sommer bereits reichlich Tipps mit auf den Weg gegeben.
„Ich habe ihm immer gesagt, dass er marschieren und arbeiten muss. Das ist etwas, das in der Mannschaft gut ankommt. So eine Mannschaft guckt natürlich auch erstmal: Wer kommt da? Die sieht dann auch relativ schnell, dass der etwas Besonderes hat. Aber in der Mannschaft wirst du nur respektiert, akzeptiert und unterstützt, auch in dem Alter schon, wenn du auch bereit bist, zu marschieren, zu ackern und dich eben nicht versuchst, auf deinem Talent auszuruhen. Ich glaube, das hat er verstanden“, berichtete Kroos.
Toni Kroos: Arda Güler hat „riesengroßen Fußball-IQ“
Güler könne „mit Sicherheit noch ein paar Schritte machen. Ich glaube, dass er auf einem guten Weg ist und hoffe für ihn, dass das eine gute Geschichte bei Real wird. Seine fanatischen Fans können davon ausgehen, dass auch alle anderen ihn unterstützen. Wenn man ihn mal nicht anspielt, ist es nichts gegen ihn, nichts gegen seine Anhängerschaft“, versicherte der Routinier schmunzelnd.
Ancelotti gibt immer wieder zu verstehen, der Neuzugang habe angesichts des jungen Alters noch alle Zeit der Welt, sich in Spanien zu beweisen. Gleichzeitig drängt eine ganze Nation darauf, ihn triumphieren zu sehen. Kroos: „Natürlich ist es viel Druck, das weiß er auch, er hatte auch keinen einfachen Start, war quasi ein halbes Jahr dauerhaft verletzt. Ich glaube, dass man ihn an den ‚Erwachsenenfußball‘ ranführen wird und muss. Dass er körperlich Schritte macht, das macht er auch gerade. Er hat auf jeden Fall etwas, das man nicht lernen kann: einen riesengroßen Fußball-IQ, Fußballverständnis, einen sehr guten ersten Kontakt, sehr gute Ballannahme, gute Übersicht, technisch sehr stark. Er wird glaube ich ein Spieler sein, der sehr, sehr gut im kleinen Raum spielen kann, Sachen gut lösen kann. Er bringt auf jeden Fall etwas mit und ich hoffe, dass seine Leute, die er mitgebracht hat, ihm die nötige Zeit geben und auch Real, ihn sich entwickeln zu lassen. Aber natürlich birgt das immer so ein bisschen eine Gefahr, dass du als Spieler ungeduldig, unzufrieden wirst.“
Arda Güler „denkt jetzt nicht schon, er hat es geschafft“
Der Weltmeister von 2014 rät zu Gelassenheit, immerhin fällt ihm kein anderer 18-Jähriger ein, der beim weißen Ballett auf Anhieb zum Stammspieler avancierte. „Gut, Jude (Bellingham) war 19, ist 20 geworden, ist aber von der ganzen Erfahrung, die er vorher hatte und vom ganzen Körperbau, sich wehren zu können, noch mal eine andere Nummer. Wenn er verletzungsfrei, geduldig bleibt und so viel arbeitet wie aktuell, glaube ich, dass er für Real Madrid ein sehr guter und wichtiger Spieler werden kann und auch wird. Weil er auch jemand ist, der sehr, sehr offen ist, der fragt: Warum machst du das? Der auch lernen will. Er denkt jetzt nicht schon, er hat es schon geschafft, weil er hier ist. Er ist ein angenehmer Zeitgenosse. Wenn die Rahmenbedingungen für so einen 18-Jährigen stimmen, eine gewisse Geduld beibehalten und nicht zu viel Druck aufgebaut wird, hat er eine gute Chance, Jahr für Jahr immer eine bessere Rolle hier zu spielen“, so Kroos über Güler.
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