
Gegenseitige Liebe: Applaus von und für Sergio Ramos
MADRID. Das Estadio Santiago Bernabéu ist der Ort für einen Fußball, der im Optimalfall traumhaft und erfolgreich sein soll. In der Heimstätte von Real Madrid fallen jedoch auch oftmals Pfiffe von den Zuschauerrängen. Oder genauer: immer – und das auch schon weit vor dem Anpfiff. Sobald die gegnerischen Akteure zum Aufwärmen aus den Katakomben hinauskommen, entlädt sich für eine kurze Weile eine spürbare Negativität in die Richtung der einen Spielfeld-Hälfte. Einfach aus Prinzip, weil es eben Kontrahenten sind, die den Lieblingen der Madridistas den anvisierten Sieg streitig machen wollen.
Am Sonntag war das gegen den FC Sevilla nicht anders. Doch nachdem man um 20.26 Uhr, 34 Minuten vor dem Startschuss dieses Duells am 26. Spieltag von LaLiga, mit dem andalusischen Kollektiv fürs Erste fertig war, erhielt ein Profi des Rivalen viel Liebe von den Tribünen: Sergio Ramos. Der spanische Abwehr-Star, inzwischen 37 Jahre alt, suchte den Kontakt zu den Real-Fans, klatschte mit erhobenen Händen, winkte ihnen zu – und bekam als Reaktion ebenso viel Beifall. Das gleiche dann kurz darauf auf der anderen Seite, wo er seine rechte Hand voller Zuneigung zwischendurch auch noch auf sein Herz legte. Und nicht zuletzt bei der Verlesung der Startformationen sowie Reservisten um 20.50 Uhr.
Da war sie also wieder, diese Legende, die mit 671 Pflichtspielen, 101 Toren, 40 Vorlagen und 22 Titeln zweifellos zu den ganz Großen in der Geschichte der Blancos zählt. Ramos trat erstmals seit seinem Abschied im Sommer 2021 im Fußballtempel an der Concha Espina auf, diesmal eben als Gegner. Dieser war er für Real bereits beim 1:1 am 21. Oktober, da allerdings im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán.
Modrić und Ramos tauschen Trikots: „Freund, mein Bruder“
Während der 90 Minuten samt Nachspielzeiten tat er alles dafür, Real zu ärgern und zumindest ein Unentschieden abzutrotzen – beinahe erfolgreich, bis Luka Modrić in der 81. Minute der 1:0-Endstand gelang. Vor und nach der Partie war dem Ex-Kapitän des weißen Balletts, der im Geschehen bei Ballkontakten auch einige wenige Pfiffe kassierte, aber sichtlich die Freude über das Wiedersehen mit langjährigen Weggefährten anzusehen.
Als sich die Teams im Tunnel zum Einlauf versammelten, umarmte er mit Ausnahme von Aurélien Tchouaméni jeden Real-Starter. Wenig später bei der Seitenwahl Nacho Fernández ein weiteres Mal. Beide führten ihre Teams als Kapitäne an. Jesús Navas, der eigentliche Sevilla-Anführer: „Sergio pochte während der Woche darauf, der Kapitän zu sein.“ Reals Nummer 6 ist nebenbei bemerkt der Nach-Nach-Nachfolger von Ramos als Spielführer der Merengues, zwischendurch hatten noch Marcelo und Karim Benzema die Binde am Arm. Nach dem Schlusspfiff gab es dann unter anderem einen Trikottausch mit Modrić, gemeinsam mit Lucas Vázquez der beste Freund von Ramos aus dem Ancelotti-Team.
Der Kroate: „Er ist mein Freund, mein Bruder. Er ist ein Weltklasse-Spieler und zeigt das immer noch. Auch wenn alle uns immer das Alter einreden wollen, zeigt er weiterhin, dass er auf einem extrem hohen Niveau ist. Es war wie immer schön, ihn zu sehen. Er hat ein tolles Spiel gezeigt. Ich habe gestern und heute mit ihm gesprochen und er war sehr erfreut, hierher zurückzukehren. Die Fans haben sich gefreut, ihn wieder zu sehen. Sergio ist eine Legende des Weltfußballs und vor allem Real Madrids.“
https://www.youtube.com/watch?v=lI0DDYi6J0g
Sergio Ramos aktiv im Bernabéu: Gibt es das noch mal?
Der Real-Held früherer Tage verzichtete an diesem für ihn besonderen Abend folglich aber darauf, sich auch noch interviewen zu lassen. Es war übrigens nicht sein erster Bernabéu-Besuch nach der Trennung, bekanntermaßen hatte er sich das Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel zwischen Real und Paris Saint-Germain im März 2022 in der ersten Reihe hinter den Ersatz- und Trainerbänken angesehen. Ramos war damals nach einer Verletzung ebenso wie im Hinspiel noch nicht wieder einsatzfähig gewesen, sodass sich die Szenen vom Sonntag eben nicht bereits vor zwei Jahren abgespielt hatten. Bleibt es eine einmalige Geschichte oder passiert es noch mal? Dafür müsste der Routinier erst einen neuen Vertrag in Sevilla kriegen. Dieser ist nämlich bloß bis zum 30. Juni gültig.
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