Interview

„Sein Problem waren …“: Ancelotti über Hazard, Bale und Reals Erfolg

Carlo Ancelotti erklärt im Podcast seines früheren Chelsea-Profis John Obi Mikel das Scheitern von Eden Hazard bei Real Madrid. Ebenso bezieht der 65 Jahre alte Stellung zum unrühmlichen Ende von Gareth Bale als Königlicher. „Carletto“ erklärt unter anderem auch das Arbeitsklima und den damit einhergehenden Erfolg der Mannschaft, spricht zudem über Jude Bellingham, Toni Kroos und Sohn Davide.

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Ancelotti im Podcast seines Ex-Spielers John Obi Mikel – Screenshot: YouTube/@ObiOnePodcast

„Umfeld, in dem wir arbeiten, muss sauber sein“

CARLO ANCELOTTI über…

…das Arbeitsklima bei Real Madrid: „Das Umfeld, in dem wir arbeiten, muss sauber sein. Ohne Diskussionen, ohne Probleme. Ich will natürlich zu 100 Prozent respektiert werden, aber um respektiert zu werden, musst du selbst erst einmal Respekt zeigen. Unser Ziel ist es, das Umfeld sauber zu halten. Keine Diskussionen mit Spielern, Managern… Ich bin sehr darauf fokussiert. Keine Negativität. Die Beziehung ist sehr wichtig. Strategien sind nicht das Wichtigste in meinem Job, es sind die Beziehungen. Der Spieler muss eine professionelle Beziehung zu mir haben, dazu ist er gezwungen. Aber er wird nicht dazu gezwungen, ein persönliches Verhältnis zu haben. Für mich ist es wichtiger, eine persönliche Beziehung zu haben, denn die professionelle ist erzwungenermaßen. In persönlichen Beziehungen sprichst du nicht zu einem Spieler, sondern zu einem Menschen. Das ist ein großer Unterschied.“

…seine Zukunft nach Real: „Ich denke, es wird der letzte Klub sein. Wenn sich die Möglichkeit einer Nationalmannschaft ergibt, weiß ich es noch nicht. Ich bin nicht so heiß auf eine Nationalmannschaf, weil ich dort die tägliche Arbeit verliere. Ich mag sie.“

Ancelottis Stab bei Real Madrid: „Will keine Ja-Sager“

…seinen Sohn Davide als Co-Trainer: „Mit dem eigenen Sohn zu arbeiten, ist eine fantastische Erfahrung. Jeder hätte denken können, dass er da ist, weil er mein Sohn ist. Ich habe ihn als Assistenten ausgewählt, weil ich weiß, dass er das Wissen hat. Ich will meinen Sohn nicht in eine Rolle mit Verantwortung stecken, wenn er das Wissen nicht hat. Mein Sohn kann mir Dinge sagen, die nicht jeder zu mir sagen kann, weil ihnen vielleicht der Mut fehlt. Ich will Assistenten haben, die mich herausfordern und keine Ja-Sager. Wir diskutieren viel, sie geben mir viele Informationen.“

…sein Glück, dass der Kader jetzt auch noch mit Kylian Mbappé verstärkt wird: „Wir haben einen fantastischen Kader. Als (Cristiano) Ronaldo 2018 ging, hat der Klub Jahr für Jahr in der Lage, einige fantastische junge Spieler zu verpflichten. Vinícius (Júnior), Rodrygo (Goes), (Federico) Valverde, dann (Eduardo) Camavinga, dann (Aurélien) Tchouaméni. Jedes Jahr einer. Dann (Jude) Bellingham, dann Arda Güler. Und jetzt Kylian Mbappé. Wir haben einen fantastischen Kader mit einem fantastischen Talent, aber ich denke, der Schlüssel ist, dass sich die Routiniers im Team halten: Wie (Daniel) Carvajal, wie Lucas Vázquez, wie immer noch Luka Modrić. Leider haben wir Nacho (Fernández) und Toni Kroos verloren. Das war für den Erfolg in den vergangenen Jahren sehr gut.“

…Bellingham: „Er überraschte uns mit seiner Reife. Wenn du mit ihm redest, wirkt er nicht wie ein 20-Jähriger. Er ist sehr selbstbewusst, hat eine große Persönlichkeit, einen großartigen Charakter. Als wir Spiele von ihm in Dortmund sahen, haben wir festgestellt, dass er sehr gut darin ist, zur richtigen Zeit in den Strafraum hineinzudrängen. Seine Bewegungen sind sehr gut, wenn wir im Ballbesitz sind. Wir hatten (Karim) Benzema verloren und haben versucht, dass er nicht fix die Position besetzt, aber im richtigen Moment dort ist. Er hat es sehr gut gemacht, die Hinrunde war absolut fantastisch.“

Hazard floppt bei Real Madrid: „Schwierigkeiten mit Konkurrenz“

…Toni Kroos: „Toni hatte eine hohe Verantwortung in diesen zehn Jahren, als Real Madrid fähig war, die Champions League sechsmal zu gewinnen. Die Generation um Kroos war der Schlüssel zum Erfolg. Toni Kroos war ein Teil davon – mit seiner Qualität, seiner Professionalität, mit einem kleinen Ego. Es ist eine alltägliche Teamarbeit. Die jungen Spieler – Vinícius, Rodrygo, Valverde… – sehen das jeden einzelnen Tag. Sie verstehen sehr gut, wie man zu einem Top-Spieler wird, wie ein Top-Spieler sein muss.“

…Eden Hazard, der unter ihm keine Rolle spielte: „Eden ist ein fantastischer Typ, er wurde von jedem sehr akzeptiert, hatte mit jedem eine gute Beziehung. Hazards Problem waren natürlich die Verletzungen – aber auch der Fakt, dass er Schwierigkeiten hatte, in einem Konkurrenzkampf zu sein. Er mag das Training nicht, aber wenn du alle drei Tage spielst, bist du nicht in der Lage, unter hoher Intensität zu trainieren. Du musst unter hoher Intensität trainieren, wenn du nicht spielst. Er absolvierte in Lille und bei Chelsea alle Spiele, hatte dann Verletzungen. Wenn du bei Real Madrid bist und Verletzungen hast, musst du zurückkehren und den Konkurrenzkampf annehmen. Wenn du nicht spielst, gibt es einen anderen, der spielen kann. Er hatte Schwierigkeiten mit der Konkurrenz. Damit, darum zu kämpfen, um zum Einsatz zu kommen.“

Eden Hazard Carlo Ancelotti Real Madrid
Hazard war unter Ancelotti stets Reservist – Foto: IMAGO / Marca

Bale verlor bei Real Madrid „Motivation am Spiel“

…Gareth Bale, dessen Real-Zeit unrühmlich als Dauerreservist endete: „Es ist ein anderer Fall. Er verlor ein bisschen die Motivation am Spiel auf hohem Niveau. Gareth wird hier aber als Legende betrachtet, denn er hat hier in vielen Finals getroffen. Ich hatte fantastische Momente mit ihm. Er war einer der besten Spieler, den ich trainiert habe. Die Kombination zwischen Körperlichkeit und Talent: wow!“

…die Erfahrung, Cristiano Ronaldo trainiert zu haben: „Wenn du einen Spieler hast, der jedes Spiel trifft, ist der Umgang nicht schwierig. Er ist ein Top-Profi, eine Legende. Es war fantastisch – dank seines Talents, seiner harten Arbeit, seiner Professionalität. Er war immer fokussiert, konzentriert. Unglaublich.“

…den Mix zwischen den Talenten und Veteranen: „Ich bin es gewohnt, den älteren Spielern vor der Saison zu sagen, um mich selbst abzusichern: ‚Ihr müsst wissen: Die Jungen sind wirklich gut. Also: Ihr müsst in Betracht ziehen, dass ihr weniger Minuten als in der vergangenen Saison bekommen könntet.‘ Und sie verstehen das. Aber den Jungen muss ich sagen: ‚Ihr müsst geduldig bleiben, fordert nicht zu viel Spielzeit, denn die Routiniers sind immer noch sehr gut.‘ Bisher haben sie es verstanden. Die vergangene Saison war eine, in der ich wirklich mit niemandem Probleme hatte. Wirklich. Keiner beschwerte sich.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Hi, kurze Frage zur Übersetzung des (ich schätze) spanischen Interviews.

"Toni Kroos war ein Teil davon – mit seiner Qualität, seiner Professionalität, mit einem kleinen Ego."

Das mit dem Ego, ist das eher im Sinne von "kein Ego"/Teamplayer gemeint oder kleines Ego im Sinne eines gesunden Egos (so wie man auch manchmal von einer gesunden Portion Selbstbewusstsein spricht).

Danke!
 
Ich denke mal im gesunden Sinne meinte er es

Hi, kurze Frage zur Übersetzung des (ich schätze) spanischen Interviews.

"Toni Kroos war ein Teil davon – mit seiner Qualität, seiner Professionalität, mit einem kleinen Ego."

Das mit dem Ego, ist das eher im Sinne von "kein Ego"/Teamplayer gemeint oder kleines Ego im Sinne eines gesunden Egos (so wie man auch manchmal von einer gesunden Portion Selbstbewusstsein spricht).

Danke!
 
Ich muss da immer dran denken wie Real vor und nach Mou war. Das familiäre löste diesen Haufen voller Diven ab. Ein Trainer der mit seiner Autorität die Mannschaft zusammenrücken ließ. Dass Real bis heute diese familiäre Einheit vor allem stellt, wo die Spieler einfach alles für den Club und die Mannschaft geben, dafür hat Mou den Grundstein gelegt.
 
"Toni Kroos war ein Teil davon – mit seiner Qualität, seiner Professionalität, mit einem kleinen Ego."

Geht darum, dass er keine Diva mit Starallüren war, sondern alles für das Team machte. Also etwas von beidem, klar dem Team unterstellt, aber auf dem Feld mit genügend Autorität es zu führen. Wobei in diesem Fall es nur um das Non-Diva geht.
 
Hi, kurze Frage zur Übersetzung des (ich schätze) spanischen Interviews.

"Toni Kroos war ein Teil davon – mit seiner Qualität, seiner Professionalität, mit einem kleinen Ego."

Das mit dem Ego, ist das eher im Sinne von "kein Ego"/Teamplayer gemeint oder kleines Ego im Sinne eines gesunden Egos (so wie man auch manchmal von einer gesunden Portion Selbstbewusstsein spricht).

Wenn du dir 10 Sekunden Zeit nimmst um das Video zu schauen, dann wüsstest du, dass es ein Englisches Interview ist^^

Danke!
 
Ich muss da immer dran denken wie Real vor und nach Mou war. Das familiäre löste diesen Haufen voller Diven ab. Ein Trainer der mit seiner Autorität die Mannschaft zusammenrücken ließ. Dass Real bis heute diese familiäre Einheit vor allem stellt, wo die Spieler einfach alles für den Club und die Mannschaft geben, dafür hat Mou den Grundstein gelegt.

Danke. Endlich mal jemand der es erkennt wer den Grundstock für dieses Real Madrid gelegt hat.
 
Mou hat die Mannschaft zum eingeschworen Haufen gemacht, aber das Familiäre kam mit Carlo...
 

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