Spielbericht

Mutige Aufsteiger zwingen Madrid zu einem knappen 4:3-Sieg

Die Champions League ist gelaufen, die Liga ebenfalls. Trotzdem mussten die Merengues heute zum fünftletzten Spieltag gegen die Aufsteiger-Truppe aus Valladolid antreten. Diese hatte hingegen große Lust auf Fußball und zwang Madrid zu einem phasenweise packenden Schlagabtausch, den der Rekordmeister letzten Endes mit 4:3 für sich entscheiden konnte.

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Real Madrid bejubelt das Tor von Kaká gegen Real Valladolid
Kaká trifft, das Team jubelt

Auf frühes Weckerklingeln folgt packender Schlagabtausch

MADRID. Therapie in der Liga? Wer dachte, der Aufsteiger aus Valladolid würde den Dortmund-Opfern bei der Frustbewältigung helfen und zum Selbstvertrauen-Abzapfen herhalten, täuschte sich. Zu Gast im erneut gut aufgelegten und keineswegs gefrustet-beleidigten Estadio Santiago Bernabéu waren heute freche und mutige Kastilier, die mit ihrer schnellen Spielweise und ihrem selbstbewussten Auftritt einen hohen Anteil an einer tor- und szenenreichen Partie hatten. Gegen im Vergleich zum Ausscheiden in der Champions League auf sechs Positionen kräftig durchrotierte Hauptstädter konnten die Violetten bereits in der 8. Minute in Führung gehen. Befreit und mit der Gewissheit, auf einem sicheren 12. Tabellenrang zu stehen, störte der Aufsteiger den Vorjahres-Meister schon beim Spielaufbau – dies wurde direkt belohnt. Der ansonsten mächtig bemühte und kaum zu stoppende Ángel Di María ließ sich zu einem riskanten Rückpass hinreißen, Ricardo Carvalho verschlief und unterschätzte diesen, Óscar González roch den Braten, schnappte sich Ball und musste den einsamen Diego López nur noch verladen. Klingeling – mal wieder verschlafen die Blancos gegen einen „kleinen Gegner“ die Anfangsphase und mussten früh ein Gegentor hinnehmen – zum Glück geht dies meist auch mit einem Weck-Effekt einher: der Tabellenzweite kam ins Spiel und erhöhte den Druck zunehmends. Besonders Madrids rechte Seite spielte stark auf – Di María mit Nacho Fernández dahinter und Luka Modric (heute in Trauerflor aufgrund des Todes von AIK Stockholms kroatischen Keepers Ivan Turina) aus der Zentrale kamen zu vielen Ballkontakten, versuchten das Spiel anzukurbeln. Auch Kaká auf der Spielmacherposition merkte man den Willen an, doch ihm fehlte zu Beginn noch das Glück – seine beiden Torgelegenheiten gingen drüber oder wurden vom gut aufgelegten Valladolid-Keeper Kaime Jiménez pariert.

Nach 20 Minuten waren die Waffen justiert und nachdem zwei strittige Szenen im Gäste-Strafraum (Foul gegen Kaká, Hand gegen Ronaldo) nicht abgepfiffen wurden, war das Glück der Gäste ausgeschöpft: 26. Minute, die Blancos mit viel Ballbesitz vorm gegnerischen Sperrbereich, Valladolid machte es eng, da verlagerte Karim Benzema das Spiel und bediente den freien Di María auf dem rechten Flügel. Der strotzte mal wieder vor Spiellust und zog in den Strafraum, nicht zu stoppen von zwei Verteidigern, eine Robbenbewegung nach links und es folgte der stramme Abschluss, der von Marc Valientes großen Onkel entscheidend in den eigenen Kasten abgefälscht wurde – Eigentor, 1:1.

Beide Mannschaften waren hellwach, es entwickelte sich ein prächtiges und offenes Fußballspiel. Nachdem ein Cristiano-Freistoß abgefälscht von der Mauer nur knapp den langen Pfosten verfehlte, zwang Pepe Jiménez zu einer riesen Tat, nachdem er die Di María-Ecke wuchtig aufs Tor schädelte. Valladolid mit seiner passsicheren Offensivreihe war um Entlastung bemüht, doch die Hausherren hatten Blut geleckt. Das nächste Tor folgte in der 32. Minute – Cristiano Ronaldo ließ eine wunderbare Flanke des unaufhaltsamen Flügelbewanderers Di María über den Kopf aufs lange Eck rutschen, klasse Aktion von beiden Real-Stars. Packt vermutlich jedes Gästeteam zu dem Zeitpunkt die weiße Fahne raus, wollten die Mannen von Miroslav ?uki? weiter den ersten Sieg über das große Real seit Mai 2000 (damals 0:1). Minute 35, Tor Valladolid! Erneut ging es zu überfallartig und zu schnell für die Blancos. Nacho gewährte seinem Gegenspieler Ómar zu viel Platz, der sah, wie in der Mitte Javi Guerra nachrückte und bediente den Spanier stramm und zentimetergenau, weder Pepe noch López sollten ran kommen und dieses Gegentor, dem zwei klasse Diagonalpässe voraus gingen, verhindern. Ein tenniswürdiger Schlagabtausch war entstanden! Das Hind und Her wäre fast erneut erfolgreich fortgesetzt worden – aber Cristiano Ronaldos Freistoßknaller sollte an der Latte Valladolids zerschellen und vor der Linie aufkommen, schade. Auch wenn Madrids Torjäger lange nicht so aktiv wie seine drei Offensiv-Partner war, gefährlich wurde es dennoch immer, wenn er mal in Schussposition kam.

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Di María wuselig, Benzema vorlagenreich, Ronaldo mit Kopf

Halbzeit zwei verlief zu Beginn kontrollierter. José Mourinhos Auftrag: Frühes Zahnziehen ohne lang-dauernde örtliche Betäubung. Der ausführende Arzt in der 49. Spielminute: Kaká! Kurz und schmerzlos verwandelte der Brasilianer die abgefälschte Benzema-Vorlage (die wohl eher für Di María, der zuvor das Tempo ankurbelte, bestimmt war) aus sieben Metern mit seiner linken Klebe ins lange Eck. Mit dem 3:2 verloren die Gäste plötzlich ihr Selbstvertrauen, agierten nicht mehr so aggressiv und je weiter die Zeit runter tickte, desto mehr ging dem tiefer ein- und zusammen gerückten Aufsteiger die Luft aus. Die Madrilenen spielten sich die Kastilier zurecht und es schien, als hätten sie die Partie nach dem Doppelwechsel in der 68. Minute (Mesut Özil und Xabi Alonso für Di Mará und Kaká) das Spiel entschieden, denn schon die nächste Szene führte zum 4:2. Mesut Özil trat die Ecke, Cristiano war mal wieder der, der am meisten den Ball wollte und versenkte auch diesen Kopfball – es war der 33. Liga-Treffer des 28-Jährigen im 32. Einsatz (Gesamt: 53 Tore in 52 Saison-Spielen).

Madrids Trainer brachte in der Folge auch Gonzalo Higuaín für den torschussarmen aber dennoch mal wieder lauffreudigen Benzema. Doch inmitten dieses Kontrollbreis erhielt Valladolid die zweite Luft, aus anfänglich halb-ernst gemeinten Chancen wurde es immer brenzliger, sodass sich die Blancos mit einem weiteren Gegentreffer am Ende noch zum 4:3-Sieg zittern mussten. Erst patschte Patrick Ebert eine Flanke über López’ Kasten, dann rettete Madrids Keeper in höchster Not gegen Óscar, nachdem er einen Schuss nach vorne abprallen ließ und da es aus der Nähe nicht klappte, versuchte Gäste-Spielmacher Óscar in der nächsten Szene den 1,96-Meter-Hünen aus 35 Metern zu überraschen. Dem eingewechselten Lluis Sastre war in der 87. Minute dann der schönste Treffer des Abends gegönnt, der es weiter spannend hielt. Er knallte eine abgefälschte Ecke unhaltbar aus 25 Metern ins königliche Gehäuse. Zum dritten Mal war López chancenlos! Doch es half nichts: Madrid siegt gegen eine sehr mutig aufspielende Mannschaft aus Valladolid mit 4:3. Auch wenn sich die Aufsteigertruppe vom Aufwand und Einsatz her ein Pünktchen verdient hätte, geht der Sieg aufgrund des höheren Chancenanteils für den Tabellenzweiten in Ordnung. Man riss sich nichts aus, musste am Ende aber trotzdem noch etwas Bangen. Das nächste Spiel: Der vorgezogene 36. Spieltag am Mittwoch gegen den FC Málaga (Anstoß 21:30 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum 34. Spieltag gegen Real Valladolid
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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