Reportage

Der mit dem Wolf tanzt: Die Legende Modrić bleibt für immer

Die erneute Vertragsverlängerung schien Formsache zu sein, doch Real Madrid und Luka Modrić gehen ab Sommer getrennte Wege. Mit dem Kroaten verlässt nicht nur der erfolgreichste, sondern einer der allergrößten Blancos aller Zeiten den Verein. Die Legende von und über Luka Modrić wird aber ewig lebendig bleiben, nicht nur in Madrid. REAL TOTAL blickt auf eine schier unglaubliche Lebensgeschichte – vom mit Wölfen tanzenden Ziegenhirten und Kriegsflüchtling bis zum Weltfußballer – und eine einzigartige Verbindung zwischen Spieler und Verein zurück.

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Luka Modric Real Madrid
Luka Modrić hat es geschafft: Vom Ziegenhirten über einen Kriegsflüchtling zum Weltfußballer und sechsfachen CL-Sieger – Angel Martinez/Getty Images

Den kroatischen Filmemacher Pavle Balenović faszinierten seit frühester Kindheit die Natur und die wilden Tiere, speziell Wölfe. Auf diversen Reisen hat er sich viel Erfahrung und Wissen aneignen können, traf sich mit Leuten, die aus Regionen mit Wölfen herkamen. So machte es sich im Jahr 1990 in die kroatische Gebirgslandschaft Velebit, um dort einen Dokumentarfilm über die wilden Tiere zu drehen. Dabei freundete er sich mit einem Bauern an und durfte dessen Sohn begleiten und aufnehmen, wie er ihre Ziegenherde zusammentrieb und einpferchte, und dabei von Wölfen beobachtet wird. Die Dokumentation verkaufte Balenović später der BBC. Und der fünfjährige Ziegenhirte von damals, der sich durch die Gebirgswelt pflügte und nicht einmal vor Wölfen halt machte, ist kein geringerer als: Luka Modrić.

Als der Mittelfeldspieler im Sommer 2012 bei Real Madrid vorgestellt wurde, hätten sich selbst die größten Optimisten kaum ausmalen können, welch eine einzigartige Erfolgsgeschichte Modrić und sein neuer Verein in den folgenden zwölf Jahren gemeinsam schreiben würden. Die Hürden, die Luka Modrić selbst auf dem Weg nach ganz oben meistern musste, machen seine Geschichte einzigartig und teilweise schier unglaublich.

Ein Bauer aus dem kroatischen Dorf Zaton Obrovački, im kargen dalmatinischen Hinterland gelegen, wurde im Herbst 1991 als eines von zahllosen zivilen Opfern des Jugoslawien-Krieges grund- und sinnlos ermordet. Er hieß Luka Modrić. Sein am 9. September 1985 geborener und nach ihm benannter Enkelsohn wurde anschließend mit seinen Eltern vertrieben und lebte fortan unter widrigsten Umständen in völlig überfüllten Flüchtlingsunterkünften in der Küstenstadt Zadar. Ablenkung vom tristen Alltag fand der kleine Luka auf der Straße, genauer auf einem alten Parkplatz, auf dem Flüchtlingskinder jeden Tag Fußball spielten. Modrić hatte es auch dort schwer. Er hatte zuvor nie Fußball gespielt, dazu kam noch seine Körpergröße – damals schon war er der Kleinste auf dem Platz. Die Art und Weise, wie er vom ersten Tag an mit dem Ball umging, wie mühelos er schwierige Situationen meisterte, lösten aber schnell Staunen und Anerkennung aus. „Luka konnte auf Beton grätschen und jedes Mal ohne Schürfwunden aufstehen“, erkannte Modrićs Grundschul-Sportlehrer auf Anhieb das außergewöhnliche Talent.

 

Auf diesem Betonplatz machte Luka Modrić seine ersten fußballerischen Schritte – Foto: AFP via Getty Images

Das kam dann auch in der Jugend des NK Zadar zum Vorschein, wo der Ausnahmekönner ab 1995 seine ersten richtigen fußballerischen Schritte machte, ehe ihn Scouts des erfolgreichsten Vereins Kroatiens, Dinamo Zagreb, entdeckten und in die Nachwuchsabteilung des Hauptstadtklubs holten. Bereits mit 16 bekam Modrić seinen ersten Profivertrag, um dann mit 18 per Leihe in der bosnisch-herzegowinischen Liga – seinerzeit eine der brutalsten in Europa – bei Zrinjski Mostar zu landen. Es wurde die Reifeprüfung für Größeres und dort kreierte er auch sein neues Bewusstsein: „Wer sich in Bosnien durchsetzt, schafft es überall auf der Welt.“ Und Modrić wusste sich durchzusetzen: Bereits mit 18 Jahren wurde er als bester Spieler der bosnischen Liga ausgezeichnet. Anschließend wurde er in Zagreb zum Stammspieler, gewann dreimal die Meisterschaft und zweimal den Pokal, ehe er auch in seinem Heimatland 2008 zum besten Spieler der Liga gekürt wurde. Nach 68 Einsätzen für Dinamo sollte der nächste Schritt folgen: der Wechsel nach England zu Tottenham Hotspur, wo er zum internationalen Star reifte.

Auf dem Weg von der kargen Gebirgslandschaft über den Betonplatz bis in den Olymp waren in erster Linie jene Eigenschaften entscheidend, die Luka Modrić noch bis heute als Sportler und Persönlichkeit auszeichnen: Wille, Arbeitsethos, Durchsetzungsvermögen, Teamgeist, Gemeinschaftssinn und eine wohltuend ungezwungene Bescheidenheit. Diese Attribute sind es, die aus ihm eine der größten Legenden in der Geschichte des größten und erfolgreichsten Fußballvereins der Welt gemacht haben. Nachdem er zum vierten Mal – und dritten in Folge – mit Real die Champions League gewann und anschließend die kroatische Nationalmannschaft als Kapitän sensationell ins WM-Finale führte, wo er als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, schien Luka Modrić im Alter von 32 Jahren den Zenit seiner Karriere erreicht zu haben. Nur wenige Wochen später erhielt er noch den Ballon d’Or als Weltfußballer des Jahres 2018.

Was sollte ein 32-Jähriger danach noch erreichen, fragten sich damals viele Beobachter. Umso mehr wuchs die Skepsis um Modrićs Zukunft, als im Sommer 2018 nach den Abgängen von Cristiano Ronaldo und Erfolgstrainer Zinédine Zidane das Ende einer ganzen Ära vermutet wurde. Was seitdem aber passiert ist, straft nicht nur alle Skeptiker lügen, sondern ist schier unfassbar: Die Blancos holten zwei weitere CL-Titel, drei Meisterschaften und diverse weitere Trophäen. Eine der wichtigsten Säulen, eine Schlüsselfigur dabei: Luka Modrić. Der fast 40-Jährige spielte in den drei Jahren nach all den erwähnten Erfolgen zuvor wohl den besten Fußball seines Lebens. Naturgesetze schienen bei ihm außer Kraft, die magischen Momente nahmen mit der Zeit sogar zu. Auch in der vorletzten Saison kämpfte sich der kleine Magier eindrucksvoll zurück, nachdem er anfangs kaum Spielzeit bekam, und hatte in der entscheidenden Phase erheblichen Anteil an einer historischen Spielzeit, in der er zudem auch als Mentor für die jungen Wilden wie Arda Güler glänzte. Und selbst in der aus Vereinssicht wenig erfolgreichen abgelaufenen Spielzeit hatte Modrić die zweitmeisten Einsatzminuten und war trotz seines Alters der Einzige aus dem erweiterten Stamm von Carlo Ancelotti, der kein einziges Mal verletzt war.

Der FIFA Intercontinental Cup war die 28. Trophäe von Luka Modrić mit Real Madrid, kein anderer Blanco hat zuvor so viele gewonnen – Foto:Angel Martinez/Getty Images

Neben den erstaunlichen sportlichen Leistungen sind es jedoch vor allem auch andere Aspekte, die „Lukita“ mittlerweile zu einer absoluten Ikone der Königlichen machen. Während mehrere Stars nach all den den Erfolgen entweder zu satt erschienen oder ihr Ego über den Verein stellten, sich teils unrühmlich verabschiedet respektive ins Abseits gestellt haben, ist der Kroate sich und seinen Prinzipien treu geblieben. Wie vor genau 13 Jahren ist er glücklich und dankbar, „beim größten und besten Verein der Welt zu spielen“, wie er regelmäßig betont. Vertragsverhandlungen zwischen Real Madrid und Modrić verliefen seit Jahren nach dem gleichen Muster – geräuschlos und zu aller Zufriedenheit.  Nie stellte der Maestro das Vereinsprinzip in Frage, nach dem Spieler ab einem bestimmten Alter nur Einjahresverträge bekommen. Gehaltseinbußen sind ebensowenig je ein Störfaktor gewesen. Der Magier aus Kroatien betonte vielmehr regelmäßig, wie wichtig es ihm sei, seine Karriere in Madrid zu beenden. Die gleiche Dankbarkeit, ja beinahe Demut, die er all die Jahre dem Verein und dem Mythos entgegenbringt, zeugt von echter Authentizität und wahrer Verbundenheit. Diese einzigartige Erscheinung ist mittlerweile zu einer der Identifikationsfiguren des Madridismo geworden. Parallel dazu entwickelte sich Modrić auch zu einem dieser Ausnahmesportler und -persönlichkeiten, denen vereinsübergreifend und über alle Grenzen hinweg Bewunderung, Respekt und Dankbarkeit entgegengebracht werden. Seit zwei Jahren wird er bei Auswechslungen in Auswärtsspielen von heimischen Fans regelmäßig mit Ovationen verabschiedet – Szenen, die absolut außergewöhnlich sind und nur ganz wenigen Großen zuteil werden.

Es ist Luka Modrić, Real Madrid, dem Madridismo und der ganzen Fußballwelt zu wünschen, dass einer der Allergrößten am kommenden Samstag einen seiner Größe und seiner Bedeutung würdigen Abschied bekommt. Denn: Die Legende vom kleinen Zauberer, dem seine Mitspieler wie die Ziegen vor fast 36 Jahren folgen und der trotz seiner zarten Gestalt mit seiner Geschicklichkeit Attacken der Gegenspieler wie damals die der Wölfe unterbindet, wird bleiben – für immer.

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Kommentare
Ich kann das nicht und will es nicht wahr haben. Bei keinem hab ich geheult bis jetzt. Luka hat es geschaft, beim anschauen des Videos welches real gepostet hat, sind mir dermaßen die Tränen gekommen, unglaublich. Der beste Mittelfeldspieler aller Zeiten. Luka Iznad svi
 
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Zuletzt bearbeitet:
ich bin gerade wirklich angepisst von Perez. warum nicht noch ein Jahr, Luka könnte es genießen. immer wenn er diese Saison reingekommen ist hat er alles gegeben und auch meistens gut gespielt. ich weiß nicht was man sich da denkt. eine unsere größten Ikonen einfach so vor die Tür setzen. ich könnte kotzen.
entweder nur ich bin so ein Fußballromantiker. mein Fußballherz blutet
 
Es ist so was von traurig und ich muss es noch einmal sagen, aber unsere Verantwortlichen sind einfach nur zum Schreien.
Perez sollte seine sieben Sachen nehmen und sich verabschieden, denn so geht man einfach nicht mit einem, ich würde ja sogar sagen mit dem BESTEN, der besten Spieler den wir je hatten, um!!
Ihm für ein weiteres Jahr einen Vertrag in Aussicht zu stellen, wo es eh nur sein Herzenswunsch ist, bis zur WM 26 zu spielen und bei Real in Pension zu gehen und dann, drei Tage vor Seisonende zu sagen, sorry du bis zu alt... oder was auch immer, ist erbärmlich und s.c.h.

Ich weiß, viele hier sagen, es ist Zeit geworden und bla bla bla...
Aber wenn man es menschlich und auch opjektiv beurteilt, dann war er in dieser Saison noch immer einer unserer wichtigsten Spieler. Ja, auch er hat sich den einen oder anderen Fehlpass erlaubt, aber wenn ich mir da andere anschaue, dann waren diese, von der Passquote, weit schlechter.
Aber von der Einstellung und Motivation ist und war er immer der BESTE!
Und genau aus diesem Grund hätte ich ihm noch min. ein weiteres Jahr an den Verein gebunden. Die Kosten wären da sicher überschaubar gewesen, denn um Geld geht es dem größten Idealisten der Vereinsgeschichte ja nicht, aber der Nutzen den junge Spieler daraus gezogen hätten, oder zumindest hätten ziehen können, wäre immens hoch gewesen. Schon nur als Mentaltrainer oder Motivator, wäre er ein sehr wichtiger Teil der Mannschaft gewesen. Aber Weitsicht wird leider nicht mehr groß geschrieben, bei uns.
Da schleppen dir lieber andere Spieler/Trainer weiter mit, die ich im letzten Jahr schon keinen Vertrag mehr angeboten hätte, welcher nicht nur spielerisch wie auch mental, Luka bei weitem nicht das Wasser reichen können und, die wahrscheinlich mehr bekommen, aber nicht verdienen.

Wir werden dich so vermissen, best Player ever
 
ich bin gerade wirklich angepisst von Perez. warum nicht noch ein Jahr, Luka könnte es genießen. immer wenn er diese Saison reingekommen ist hat er alles gegeben und auch meistens gut gespielt. ich weiß nicht was man sich da denkt. eine unsere größten Ikonen einfach so vor die Tür setzen. ich könnte kotzen.
entweder nur ich bin so ein Fußballromantiker. mein Fußballherz blutet
Luka Modrid did EVERYTHING he could to convince Real Madrid to let him stay, reports AS…

- He offered to lower his salary
- He accepted a bench role
- He let the club take their time and make a decision when they want

The club, in the end, decided NOT to offer him a new deal.



Modric hat sogar alles möglichste getan zu bleiben. Schon traurig wie man mit so einer Legende umgeht.
 
Sehr, sehr traurig von Real Madrid so zu reagieren! Perez ist nicht mehr der gleiche, Real ist nur noch ein Schatten, es wird Jahre brauchen bis Real sich aufbaut, dann wird man ZZ oder Carlo holen um es zu finishen. Naja wirklich keine Worte für das, ich hoffe die haben im Hintergrund einen 100 Mio Mittelfeldspieler ready.
 
ich bin gerade wirklich angepisst von Perez. warum nicht noch ein Jahr, Luka könnte es genießen. immer wenn er diese Saison reingekommen ist hat er alles gegeben und auch meistens gut gespielt. ich weiß nicht was man sich da denkt. eine unsere größten Ikonen einfach so vor die Tür setzen. ich könnte kotzen.
entweder nur ich bin so ein Fußballromantiker. mein Fußballherz blutet
Da sind wir wieder beim alten Thema. Kein Spieler ist größer als Real Madrid, auch Luka nicht. Ähnlich ging es bereits Raul, Guti, Cristiano etc. Aus nostalgischer Sicht kann ich es durchaus verstehen, dass einige angepisst sind. Rein sportlich und wirtschaftlich (und leider nur das zählt) kann ich es aber nachvollziehen, auch wenn das Herz blutet. Nochmal ein Jahr mehr oder weniger mitschleppen, mit noch weniger Einsatzzeit wäre eines Luka auch nicht würdig...
 
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Wie mir dieses Geheule jedesmal auf den Keks geht ,wenn Real Madrid irgendwas entscheidet.Perez macht dies Perez macht das ,nicht mehr so wie früher .hier wird niemand rausgeschmissen oder vor die Tür gesetzt.kann doch nicht so schwer sein.oder denkt ihr ,modric spitzt den Bleistift ,ist auf dem weg nach valdebebas um seine Vertragsverlängerung zu unterschreiben und dann bekommt er ne WhatsApp von Perez :ja sorry Luca ,wir planen dann mal ohne dich.Das wird schon ein längerer Prozess gewesen sein,und ich bin mir SICHER das es im BEIDERSEITIGEN Interesse entschieden wurde.
Kommt mal klar .1.2 mrd Umsatz .auf allen Hochzeiten tanzen,natürlich auch die neue bekloppte Club wm. Gewinnen .auf keine fall noch so abkacken wie dieses jahr gegen Barcelona.
Jammern auf Hohem Niveau.
Das NEUE bernabeu ist hässlich
Wir haben keine Spanischen Nationalspieler im team
Wir verabschieden unsere legenden nicht richtig (am besten mit einem Jahresvertrag)
Perez hier Perez da (hatten wir schon )
Güler braucht mehr Spielzeit
Endrik braucht mehr Spielzeit
Wir rotieren nie im Kader.
Wir schonen unsere spieler nicht.
Anstatt wir unsere LEgende Gebührend Verabschieden befeuern wir uns in Selbstmitleid welche eine schlechte Vereinsführung unser Lieblingsclips doch hat .LOL
Aber am Ende des Tages ist das ja nur MEINE MEINUNG
 

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