
Am 20. Januar 2020, einen Tag nach seinem 18. Geburtstag, wurde Reinier Jesus Carvalho voller Erwartungen als Neuzugang von Real Madrid bekannt gegeben. Rund 30 Millionen Euro flossen an Flamengo Rio de Janeiro mit dem klaren Ziel, aus dem offensiven Mittelfeldspieler den nächsten Kaká zu formen. Oder eben den nächsten Vinícius oder Rodrygo, da sich diese beiden Investments allmählich zu lohnen schienen.
Man sah einen jungen, hochtalentierten Brasilianer mit feiner Technik, Spielwitz und dem Versprechen auf die ganz große Zukunft. Doch diese Hoffnung sollte sich nie erfüllen. Heute ist von dieser Vision nichts mehr übrig: Reinier stand nicht ein einziges Mal im Kader der Profis, nicht mal in den diversen Saisonvorbereitungen, und hat so unterm Strich kein einziges Spiel für die erste Mannschaft bestritten.
Vielversprechender Start mit abruptem Stopp
Nach gerade einmal drei Einsätzen für die Castilla, in denen der Mann aus Brasília immerhin zwei Treffer unter Trainer Raúl erzielte, kam die Corona-Pandemie und mit ihr ein Abbruch seiner geplanten Entwicklung. Während Vinícius Júnior und Rodrygo Goes in der ersten Mannschaft Fuß fassten und sich dort weiter etablierten, begann für Reinier eine Odyssee aus Leihgeschäften, Verletzungen und geplatzten Hoffnungen.
Leihkarussell ohne Happy End
Seine erste Station führte ihn für zwei Spielzeiten zu Borussia Dortmund. Die Erwartungen an den Brasilianer waren hoch, doch Reinier fand in der Bundesliga nie wirklich Fuß. Unter den Trainern Lucien Favre und später Edin Terzić kam er kaum über Kurzeinsätze hinaus und so blieb sein Aufenthalt ohne sportliche Perspektive. Die Rückkehr nach Spanien in der Saison 2022/23, diesmal per Leihe zu Girona, sollte einen Neustart darstellen. Doch auch dort kam der inzwischen 23-Jährige kaum über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinaus. Seine technischen Fähigkeiten blieben sichtbar, aber er konnte weder Konstanz auf den Platz bringen noch das Vertrauen von Trainer Míchel nachhaltig gewinnen. Ein Jahr später wechselte Reinier nach Italien zu Frosinone in die Serie A. Zu Beginn der Saison erhielt er deutlich mehr Spielzeit und zeigte erstmals in Ansätzen, warum Real Madrid ihn einst verpflichtet hatte, doch seine Leistungen flachten im Saisonverlauf spürbar ab und man stieg letztlich in die Serie B ab – der erhoffte Durchbruch blieb erneut aus. Seine jüngste Leihe erfolgte beim Zweitligisten aus Granada. Nach einem verspäteten Wechsel verpasste Reinier allerdings die gesamte Vorbereitung sowie die ersten drei Spieltage, kam aber dennoch auf 25 Einsätze. Trotz gestiegener Spielpraxis fehlten erneut die Impulse, die man sich in der spanischen Hauptstadt erhofft hatte. Gerade in der zweiten Liga hätten dominantere Auftritte mit mehr als fünf Torbeteiligungen eines Offensivspielers mit seinem Profil erwartet werden dürfen.
Keine Zukunft an der Concha Espina
Zum aktuellen Zeitpunkt läuft sein Vertrag noch ein weiteres Jahr bis 2026, doch weder eine Rückkehr zur Castilla noch ein Platz im Profikader ist für ihn vorgesehen. Trainer Xabi Alonso plant laut AS offensichtlich nicht mit ihm – sonst wäre er zumindest mit in die USA gereist, um im Training auszuhelfen – und die Blancos arbeiten an einer vorzeitigen Trennung. Sollte im aktuellen Transferfenster kein passendes Angebot eingehen, steht sogar eine Vertragsauflösung im Raum, um dem Spieler ablösefrei einen Neustart zu ermöglichen und ihn endgültig los zu sein. In Anbetracht des Absturzes seines Marktwertes von 25 Millionen Euro auf lediglich 1,5 Millionen Euro erwartet man an der Concha Espina ohnehin keine lukrativen Offerten. Reinier, der als großes Talent des südamerikanischen Fußballs nach Valdebebas kam, steht nun vor einem entscheidenden Moment in seiner Karriere. Die hochgesteckten Erwartungen sind längst verpufft und er ist ein Symbol dafür, dass Talent allein nicht reicht – und, dass auch bei Real Madrid nicht jeder “Brasilien-Plan” aufgeht. Die Frage ist nun: Will er sein letztes Vertragsjahr entspannt aussitzen oder packt ihn doch noch der sportliche Reiz, um sich früh für einen neuen Klub zu entscheiden?
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