Analyse

Alonsos Handschrift wird sichtbar: Fünf Erkenntnisse zum CL-Auftakt

Real Madrid muss zum Auftakt in die Königsklasse gegen Marseille am Ende erheblich zittern, zeigt aber auch viele Ansätze, die Hoffnung für die weitere Saison machen. REAL TOTAL mit fünf Erkenntnissen zum Start der Champions-League-Gruppenphase.

5k
Franco Mastantuono (l.) und Álvaro Carreras gefielen gegen Marseille – Foto: Mateo Villalba Sanchez/Getty Images

Alonso setzt konsequent auf Rotation

Den ersten vermeintlichen Aufreger gab es bereits im Vorfeld der Partie, als die Aufstellung bekannt gegeben wurde und der Name Vinícius Júnior nicht unter den ersten Elf zu finden war. Ein deutlicher Fingerzeig in Richtung des Brasilianers, der zuletzt eher unterdurchschnittlich performte? Oder vielleicht doch einfach nur die von Xabi Alonso bereits in Leverkusen praktizierte Rotation in der Offensive? Geht es nach dem dem 43-Jährigen, eindeutig letzteres. „Wir haben einen sehr anspruchsvollen Kalender und brauchen jeden. Wir brauchen Vinícius, wir brauchen Rodrygo, wir brauchen Franco (Mastantuono), Brahim (Díaz) und auch Gonzalo (García). Jeder wird seinen Moment haben. Das Wichtigste ist, dass alle bereit sind und sich jeder wichtig fühlt, denn das sind sie und zwar die gesamte Saison über, stellte der Cheftrainer nach der Partie deutlich klar.

Das Kuriose: Vorgänger Carlo Ancelotti wurde genau für ebenjene fehlende Rotation immer wieder kritisiert. Alonso weiß um die großen Herausforderungen dieser Spielzeit, auch in den ersten Monaten. Und dafür ist die Gesundheit und Frische aller Spieler elementar. Und Alonso weiß das – und setzt dafür offensichtlich auch auf eine konsequente Rotation.

Mastantuono lässt sein Potential aufblitzen

Die ersten 45 Minuten waren mit großem Abstand die besten dieser noch jungen Spielzeit. Ein Grund dafür war auch Franco Mastantuono, der sein enormes Potential erstmals so richtig aufblitzen ließ. Der Argentinier war durch sein Dribbling und seine variable Positionierung ein permanenter Unruheherd. Auch das Kombinationsspiel mit seinen Nebenleuten wusste zu gefallen. Was aber besonders imponierte: Der Fleiß und die Intensität des Argentiniers gegen den Ball, was sogar beinahe in einer Torerzielung mündete. Dem 18-Jährigen war die Gier und Bereitschaft in jedem Zweikampf anzusehen, teilweise jagte er seinem Gegenspieler über das halbe Feld im Sprint hinterher. Ein klares Indiz, dass Reals Neuzugang nicht nur für offensive Glanzmomente sorgen kann, sondern auch gegen den Ball die nötige Intensität und Robustheit mitbringt.

Watchalong | Alle Videos

Watchalong: Carreras wow

Zu wie viel Prozent geht das Gegentor auf die Konten von Arda und Huijsen? Und war die Rote an... weiterlesen

Das lässt auch darüber hinwegsehen, dass die Chancenverwertung diesmal noch zu wünschen übrig ließ. Und auch der starke Leistungsabfall nach der Pause ist für einen 18-Jährigen nicht weiter dramatisch. Aber in Madrid weiß man jetzt endgültig, dass man ein weiteres Talent in seinen Reihen hat, dass das Potential für das oberste Regal besitzt.

Der Alonso-Effekt: Funktionierendes Pressing und hohe Ballgewinne

Dass die Königlichen am Ende erheblich zittern mussten, lag nicht nur an Carvajals Platzverweis, sondern war in Anbetracht der  fahrlässigen Chancenverwertung in Durchgang eins zum großen Teil auch selbst verschuldet. Oder in anderen Worten: Was die Blancos – und allen voran auch Kylian Mbappé – in den ersten 45 Minuten liegen ließen, war phasenweise nahezu absurd. Gleichzeitig war der madrilenische Chancenwucher aber auch der Beweis dafür, dass Xabi Alonsos taktische Vorstellungen immer besser greifen. Durch das hohe und aggressive Anlaufen verzeichnet Real immer wieder extrem hohe Ballgewinne und kreiert dadurch auch viele Chancen (insgesamt verzeichneten die Königlichen in der ersten Halbzeit 16 hohe Ballgewinnt, die siebenmal in einem Torschuss mündeten), auch das Gegenpressing funktioniert immer besser. Ein Umstand, mit dem sich der Cheftrainer der Blancos sehr zufrieden zeigte: „Wir haben in der gegnerischen Hälfte viele Bälle zurückerobert. Es war ein gutes Spiel, auch nach dem 1:1.In Ballbesitz funktionieren die von Alonso präferierten Verlagerungen und Überladungen auf den Flügeln im besser, wodurch man die Außenspieler immer wieder in Eins-gegen-Eins Duelle bekommt und so ebenfalls für reichlich Torgefahr sorgt.

Zusammenfassung | Alle Videos

Kylian Mbappé Elfmeter Real Madrid

Highlights Real Madrid 2:1 Marseille

Das ging gerade noch mal gut! Trotz 28 Abschlüssen hat sich Real Madrid am Dienstag nur knapp... weiterlesen

Allerdings: Alonsos Spielweise birgt natürlich auch Risiken, die auch gegen Marseille phasenweise aufgedeckt wurden. So entstehen durch die enorme Mannorientierung sowie das konsequente Durchdecken der Innenverteidiger immer mal wieder Lücken im Defensivverbund, die, sobald die erste Pressinglinie überspielt ist, vor allem gegen schnelle Offensivreihen ein ordentliches Risiko darstellen. Da Dean Huijsen und mittlerweile auch Éder Militão über längere Strecken über ein gewisses Tempodefizit verfügen, ist die Fehlertoleranz hier eigentlich gleich Null. Gegen gewisse Gegner könnte man ansonsten in erhebliche Schwierigkeiten geraten.

Tchouaméni wird zum Mittelfeld-Boss, Güler muss die Balance finden

Während in der Offensive und Abwehr bisher munter rotiert wird, setzt Alonso im Mittelfeld bisher eher auf Konstanz. So absolvierte Aurelién Tchouaméni bisher alle fünf Saisonspiele von Anfang an und jeweils über die volle Distanz. Der französische Nationalspieler ist für Alonso ein absolut zentrales Puzzlestück in seinem System und auf der Position vor der Abwehr unangefochten gesetzt. Und der 25-Jährige zahlt dieses Vertrauen mit Leistung zurück. In Ballbesitz ist der Franzose die Schaltzentrale im königlichen Spiel, verteilt die Bälle, organisiert den Aufbau, agiert nahezu fehlerfrei. So verzeichnete Reals Nummer 14 gegen Marseille 66 Ballaktionen (die meisten bei den Blancos), spielte 56 Pässe, von denen 91 Prozent den Weg zum Mitspieler fanden, und leitete zudem drei Torchancen ein. Und auch defensiv hält der Franzose den Laden beisammen, wirft sich in alles, was in Richtung Thibaut Courtois kommt. Mit fünf abgefangenen Bällen wusste Tchouaméni auch hier einen Bestwert aufzustellen. Es scheint fast so, als bastle Alonso ein bisschen an einer Kopie seines früheren Selbst.

Wer im bisherigen Saisonverlauf ebenfalls gesetzt ist, ist Arda Güler. Der Türke darf seit dieser Spielzeit endlich im zentralen Mittelfeld ran und weiß ebenfalls zu überzeugen. Gegen Marseille zeigten sich aber auch die noch vorhandenen Defizite im Spiel des 20-Jährigen. So muss der begnadete Linksfuß lernen, seine fehlende Athletik und Dynamik durch eine schnellere Entscheidungsfindung im Ballbesitz zu kompensieren. Güler schafft es zwar oftmals durch seine Spielintelligenz und Technik, sich direkten Duellen zu entziehen, und ist bei freiem Fuß im Spielaufbau eine konstante Bedrohung für den Gegner. In den direkten Zweikämpfen zieht der Türke aber noch zu oft den Kürzeren oder trifft situativ zu oft die falsche Entscheidung und bleibt zu lange am Ball, wie beispielsweise vor dem 0:1, als sein Ballverlust dem Gegentreffer vorausging.

Carreras mausert sich zum Königstransfer

Nach Fran Garcías starken Auftritten bei der Klub-WM, fragte sich der eine oder andere im madrilenischen Umfeld, ob man Álvaro Carreras denn wirklich so dringend benötigen würde. Nach fünf absolvierten Spielen lässt sich sagen: Auf jeden Fall. Auch der 22-jährige Linksverteidiger hat sich bereits als Achsenspieler etabliert und überzeugt durch ein komplettes Paket: Hohe Laufbereitschaft, Geschwindigkeit und Dynamik, Zweikampfstärke, taktisches Geschick, saubere Technik und ein gutes Passspiel. Der Spanier bringt alles mit, was von einem modernen Außenverteidiger verlangt wird – in beide Richtungen.

Insbesondere Carreras’ Stärke in den direkten Duellen in und um den Strafraum ist bemerkenswert. So verzeichnete der Canterano mit zwei Tacklings, einem abgefangenen Ball, drei Klärungen und einem geblocktem Schuss die meisten erfolgreichen Defensivaktionen. Durch sein Tempo ist der Linksfuß zudem insbesondere in der Restverteidigung extrem wichtig. Und gleichzeitig liefert Reals Nummer 18 einen beachtlichen offensiven Impact. Es scheint, als wäre den Blancos da ein richtiger Transfercoup gelungen.

5.00 avg. rating (96% score) - 3 votes
von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Alonso ist ein guter Trainer.
Er muss alle Spieler bei Laune halten, die Saison ist lang.
So langsam sollte man Brahim oder Rodrigo eine Chance geben, Mastantuono ist der schwächste auf dem Flügel für mich.
Dann hast du aber andere spiele bis jetzt gesehen.Rodrygo spielt ,wenn ,dann link unter Alonso und Brahim ist nachweislich kein starter.sehe mastantuono vor brahim aber (Positionsfremd) hinter rodrygo.ausserdem kommt masta aus einer anderen liga ,und spielt das erste mal in Europa ,wohingegen andere 18 jährige „Weltstars“ hier gross geworden sind.
Aber auch erstaunlich das man ein Weltstar sein kann ,ohne was gewonnen zu haben.
 
Dann hast du aber andere spiele bis jetzt gesehen.Rodrygo spielt ,wenn ,dann link unter Alonso und Brahim ist nachweislich kein starter.sehe mastantuono vor brahim aber (Positionsfremd) hinter rodrygo.ausserdem kommt masta aus einer anderen liga ,und spielt das erste mal in Europa ,wohingegen andere 18 jährige „Weltstars“ hier gross geworden sind.
Aber auch erstaunlich das man ein Weltstar sein kann ,ohne was gewonnen zu haben.
Rodrigo hat von Anfang nur zwei Mal gespielt, dazu wurde er immer zu früh ausgewechselt.
Auch als Mastantuono nicht an Bord war, durfte er bei der Club WM nicht spielen.

Na ja, genannter Weltstar ist schon Meister in der Liga und Europameister geworden, und er hat schon mit 17 Jahren überzeugt.
Ich bin froh wenn Mastantuono dieses Jahr auf 10 Tor Beteiligungen kommt.

Ich würde noch 3-4 Spiele abwarten, bei nicht Besserung würde einen anderen Spieler eine Chance geben.
 
Das heißt was?
Es gibt andere 18 Jährige die sehr gute Leistungen bringen, einer davon ist ein Weltstar.

Viel zu viel Vertrauen für einen Spieler der seit der Club WM durchschnittlich spielt.
Er sollte von der Bank kommen
Und ist zudem gerade erst aus Südamerika nach Europa gekommen. Genau diese Adaptionssdhwierigkleiten haben nahezu alle Spieler die aus Südamerika in europäische Ligen kommen. Du solltest mal die Vini Doku anschauen. Da hat man das mit Bezug zu seinen ersten 2-3 Jahren einmal genauer unter die Lupe genommen, warum das so ist. Das sind unter Anderem taktische Unterschiede und eben auch die Art, wie sich europäische Spieler auf dem Platz bewegen und wie bzw. wann sie den Abschluss suchen. Auch Feinheiten in der Schusstechnik spielen, gerade bei so jungen Spielern, eine nicht unwesentliche Rolle. Mal schön den Ball flach halten. Der Junge wird uns noch viel Freude bereiten. Wenn man dazu sieht was er heute schon auf dem Platz liefert, sind es nur noch Nuancen, die zum kompletten Spieler fehlen und zu den Toren. Und da geht es ums Timing beim Abschluss und die passende Integration in das System. In der Rückrunde von LaLiga werden wir wahrscheinlich kaum noch die Fehler sehen, die er heute noch macht. Übrigens bezüglich des Timings kann man die gleichen Schwächen bei Bobby beobachten. Der hat z.B. eine extrem gute Schußtechnik, ihm fehlt aber noch das Verständnis dafür, wann er ins Dribbling geht, wann er abspielen sollte und wann er den direkten Abschluss suchen sollte. Das lernst Du aber nicht alleine im Training sondern v.A. durch Spielpraxis. Und das sollte man solchen Spielern doch wohl zugestehen, zumal Kylian etc. ja wohl ausreichend Tore machen UND Mastantuono in den ersten Speilen auch gezeigt hat, dass sein Spiel auch Lücken reißt und Räume schafft für die Anderen. Also nicht nicht gleich ungeduldig werden mit den jungen Heißspornen...Die werden noch liefern.
 
Und ist zudem gerade erst aus Südamerika nach Europa gekommen. Genau diese Adaptionssdhwierigkleiten haben nahezu alle Spieler die aus Südamerika in europäische Ligen kommen. Du solltest mal die Vini Doku anschauen. Da hat man das mit Bezug zu seinen ersten 2-3 Jahren einmal genauer unter die Lupe genommen, warum das so ist. Das sind unter Anderem taktische Unterschiede und eben auch die Art, wie sich europäische Spieler auf dem Platz bewegen und wie bzw. wann sie den Abschluss suchen. Auch Feinheiten in der Schusstechnik spielen, gerade bei so jungen Spielern, eine nicht unwesentliche Rolle. Mal schön den Ball flach halten. Der Junge wird uns noch viel Freude bereiten. Wenn man dazu sieht was er heute schon auf dem Platz liefert, sind es nur noch Nuancen, die zum kompletten Spieler fehlen und zu den Toren. Und da geht es ums Timing beim Abschluss und die passende Integration in das System. In der Rückrunde von LaLiga werden wir wahrscheinlich kaum noch die Fehler sehen, die er heute noch macht. Übrigens bezüglich des Timings kann man die gleichen Schwächen bei Bobby beobachten. Der hat z.B. eine extrem gute Schußtechnik, ihm fehlt aber noch das Verständnis dafür, wann er ins Dribbling geht, wann er abspielen sollte und wann er den direkten Abschluss suchen sollte. Das lernst Du aber nicht alleine im Training sondern v.A. durch Spielpraxis. Und das sollte man solchen Spielern doch wohl zugestehen, zumal Kylian etc. ja wohl ausreichend Tore machen UND Mastantuono in den ersten Speilen auch gezeigt hat, dass sein Spiel auch Lücken reißt und Räume schafft für die Anderen. Also nicht nicht gleich ungeduldig werden mit den jungen Heißspornen...Die werden noch liefern.
Das kann sein aber ich glaube das Europa ein stärkeres Kontinent ist als Südamerika.
Es gibt viele Beispiele die mit 18-19 nach Europa kamen und direkt überzeugt haben.
Vini, Rodrigo,Ronaldo(finimino), Neymar usw.
Trotzdem wurden die Spieler langsam aufgebaut, dementsprechend sind sie alle Weltstars geworden.

Ich sage ja nicht das er scheiße ist aber es kann nicht sein das mal Vini, mal Rodrigo und mal Brahim für ihn auf der Bank platz nehmen müssen.

Gerade wenn man denkt das er Anpassungsschwierigkeiten hat, weil er jung ist und weil er aus einem anderen Kontinent kommt, sollte man einen Spieler langsam aufbauen.

Du kannst keinen Ballon do, or Anwärter bei einem Champions league Spiel für einen Frischling opfern.
Das geht nicht!!
 

Verwandte Artikel

Kampf um die Plätze: Wen lässt Alonso im Clásico ran?

Real Madrid zieht auch das Spiel gegen Juventus Turin und geht mit...

Real vor Mega-Woche: Worauf Alonso gegen Juve und Barça achten muss

Kein Spektakel, kein Gala-Auftritt, aber drei eminent wichtige Punkte: Real Madrid hat...

Klub-Überblick: Basketballer mit solidem Start, Castilla mit Schwierigkeiten

Nicht nur für die Profis der ersten Fußballmannschaft läuft die Saison schon...

Vom Kreuzbandriss zum Fixpunkt: Warum Militão wichtiger ist als jeder Neuzugang

Bei Real Madrids 3:1-Heimsieg über den FC Villarreal glänzte an Samstagabend vor...