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Benítez vs. Mourinho: Die Geschichte einer Antipathie

Abgesehen von Pep Guardiola und Arsène Wenger kann José Mourinho keinen Trainer weniger leiden als Rafael Benítez. Die kürzlich wieder an Brisanz gewonnene Fehde zwischen dem ehemaligen und dem aktuellen Übungsleiter von Real Madrid besteht mittlerweile schon seit einem Jahrzehnt. REAL TOTAL blickt auf zahlreiche verbale Scharmützel zurück.

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Rafael Benítez und José Mourinho
„Feinde“ an der Seitenlinie: Rafael Benítez und José Mourinho

Aus Freundschaft wurde Feindschaft

MADRID/LONDON. Ob auf oder neben dem Platz – das Fußballgeschäft lebt in gewissem Maße auch von der einen oder anderen Rivalität. Eine der bekanntesten Feindschaften, die seit Jahren abseits des Rasens ausgetragen wird, ist die zwischen Rafael Benítez und José Mourinho. Auch wenn sie sich noch nicht gegenseitig an den Kragen gegangen sind, überbieten sich die beiden Elite-Trainer seit zehn Jahren in ihrer gegenseitigen Abneigung. 2004 trafen Benítez und Mourinho erstmals aufeinander. Ersterer übernahm den FC Liverpool, letzterer den FC Chelsea. „Damals waren wir noch gute Freunde. Erst, als ich mit Liverpool gegen ihn zu gewinnen begann, änderte er seine Meinung“, erinnerte sich Benítez im Jahre 2007 an die ersten Begegnungen mit Mourinho und dessen „Blues“ zurück.

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Mai 2005: „Ein Tor, das vom Mond kam“

Mourinho hasst es, zu verlieren – erst recht in einem Champions-League-Halbfinale. Als sich Liverpool dank eines diskussionswürdigen Treffers durch Luis García an der Anfield Road mit 1:0 gegen die Mannschaft aus London durchsetzte, platzte Mourinho der Kragen. „Man kann sagen, dass der Linienrichter traf. Es war ein Tor, das vom Mond oder von den Rängen des Stadions kam“, sagte der verbitterte Portugiese zu einem Journalisten. Es war der Startschuss der langjährigen Fehde zwischen dem Chelsea-Coach und Benítez. „Mous“ Laune besserte sich nicht, als sein Trainer-Kollege wenige Wochen später mit Liverpool das famose Endspiel gegen den AC Mailand im Elfmeterschießen gewann.

September 2005: „Wie kannst du das sagen?“

Wie es kommen musste, bot sich dem frischgebackenen Premier-League-Sieger Chelsea in der Gruppenphase der neuen Champions-League-Saison die Chance auf eine Revanche gegen Liverpool. Beide Duelle sollten 0:0-Unentschieden enden, doch für Mourinho spielten sie ohnehin keine Rolle. Er hatte noch an der schmerzhaften Niederlage der abgelaufenen Saison zu knabbern: „Sie trafen zwar nicht gegen uns, aber ich akzeptiere, dass sie uns aus dem Wettbewerb warfen.“ Benítez übte indes Kritik an dem weniger begeisternden Spielstil Chelseas. Auf die Frage eines Journalisten, ob der Konkurrent aus London das weltbeste Team sei, erklärte der Liverpool-Trainer: „Wie kannst du das sagen? Meiner Meinung nach spielt Arsenal viel besseren Fußball. Sie gewinnen Spiele und es ist aufregend, ihnen zuzusehen. Das Gleiche gilt für Milan und Barcelona.“

April 2006: „Siegte das bessere Team? Ich denke nicht“

Wieder behauptete sich Liverpool in einem Halbfinale gegen Chelsea. Diesmal mit 2:1 im FA Cup. Mourinho verzichtete nach dem Schlusspfiff auf einen Handschlag mit Benítez und echauffierte sich im Pressesaal: „Siegte das bessere Team? Ich denke nicht! In einem einzelnen Spiel werden sie mich überraschen, das können sie… in der Meisterschaft aber nicht. Unsere Distanz über zwei Spielzeiten beträgt 45 Punkte.“ Am Ende der Spielzeit wurde Mourinho immerhin mit der zweiten englischen Meisterschaft in Folge versöhnt. Benítez und seine „Reds“ ließen sich den Pokal nicht mehr nehmen und bezwangen West Ham United im Elfmeterschießen.

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April 2007: „Wir haben unsere ‚Special Ones‘ auf den Rängen“

Ein Jahr später stand erneut ein Champions-League-Halbfinale zwischen den zwei Premier-League-Giganten an. Obwohl Chelsea sich mit einem 1:0 vor heimischer Kulisse in eine gute Ausgangslage gebracht hatte, musste sich das Team um Frank Lampard und Didier Drogba an der Anfield Road geschlagen geben. Liverpool zog dank eines 4:1 im Elfmeterschießen ins Finale ein und setzte dem Traum Mourinhos, einmal die Königsklasse mit seinem Lieblingsklub zu holen, ein vorzeitiges Ende. Als Konsequenz dieser Niederlage gingen „the Special One“ und Chelsea getrennte Wege. Benítez hatte sich vor der Partie noch über Mourinhos selbst gegebenen Spitznamen amüsiert: „Wir haben unsere ‚Special Ones‘ auf den Rängen. Es sind unsere Fans, die immer mit dem Herzen dabei sind.“

April 2008: „Wie viele Meisterschaften hat er gewonnen?“

Sieben Monate nach seiner Entlassung als Chelsea-Coach übte Mourinho Druck auf den zu jener Zeit in der Kritik stehenden Spanier aus: „Wie viele Meisterschaften hat Benítez noch einmal gewonnen, seitdem er in Liverpool arbeitet? Keine! Und wie viele Namen schlägt die Presse als mögliche Nachfolger für ihn vor? Keine!“

Juli 2010: „Eines ist zweifelsohne sicher…“

Zwei Jahre herrschte zwischen den beiden Trainer-Rivalen Waffenstillstand. Als Benítez den zu Real Madrid gewechselten Mourinho bei Inter Mailand beerbte und das Ziel ausgab, alle sechs Titel mit den „Nerazzurri“ holen zu wollen, meldete sich sein Widersacher folgendermaßen zu Wort: „Eines ist zweifelsohne sicher: Benítez wird nicht besser sein als ich. “

Dezember 2010: „Ich hätte wenigstens ein Dankeschön erwartet“

Mourinho behielt Recht. Benítez wurde nach nur sechs Monaten bei Inter entlassen. Zuvor hatte er aber immerhin noch die Klub-Weltmeisterschaft gewonnen. Diesen Titel schrieb sich jedoch der „Triple-Macher“ aus Portugal in seinen Lebenslauf: „Ich hätte wenigstens ein Dankeschön für den Erfolg erwartet, den ich ihm schenkte. Fragen Sie die Inter-Fans, was sie von ihm halten und von mir.“

José Mourinho
Mourinhos Erfolgsquote als Trainer: 65,9 % Siege, 20,0 % Unentschieden, 14,2 % Niederlagen (Stand: 5. August 2015, Quelle: transfermarkt.de)

Juli 2013: „Die Europa League wäre eine Enttäuschung für mich“

Nach drei Jahren als Übungsleiter der Königlichen feierte Mourinho als „the Happy One“ sein Comeback bei Chelsea. An der Stamford Bridge übernahm er ausgerechnet Benítez’ Posten, der dort für knapp sechs Monate als Interimscoach tätig gewesen war und immerhin die Europa League gewonnen hatte. Einen Giftpfeil gegen seinen alten Rivalen konnte sich der Rückkehrer nicht verkneifen: „Ich will nicht die Europa League gewinnen. Dieser Titel wäre eine Enttäuschung für mich. Ich will nicht, dass meine Spieler das Gefühl bekommen, dieser Wettbewerb wäre unserer.“

März 2014: „Als Real-Trainer hat er international nichts erreicht“

Benítez’ Konter ließ einige Monate auf sich warten, doch er kam. Nachdem Mourinho mit Arsène Wenger einen seiner weiteren Trainer-Kontrahenten als „Spezialist im Scheitern“ bezeichnete, holte der damalige Neapel-Coach zum Rundumschlag gegen den Chelsea-Trainer aus: „Mourinho redet viel über viele Leute, ich halte mich lieber an die Fakten. Ich habe mit Liverpool den FC Chelsea zwei Mal aus der Champions League geworfen, obwohl unsere Mannschaft damals halb so teuer war wie die von Chelsea. Als Real-Trainer hat er in drei Jahren mit der teuersten Mannschaft überhaupt nichts erreicht in der Champions League. Und jetzt sagt er, dass er nur eine schlagkräftige Chelsea-Mannschaft aufbauen könne, wenn Oscar und Hazard für 350 Millionen Euro verkauft werden. Das ist schon lächerlich.“

Rafael Benítez
Benítez’ Erfolgsquote als Trainer: 53,8 % Siege, 22,7 % Unentschieden, 23,5 % Niederlagen (Stand: 5. August 2015, Quelle: transfermarkt.de)

Juli 2015: „Sie sollte auf die Diät ihres Mannes achten“

Wieder verstrich ein Jahr, bis der verbale „Krieg“ zwischen den zwei Taktikfüchsen frischen Wind bekam. Nachdem Benítez’ Ehefrau in einem Interview scherzhaft behauptet hatte, ihr Mann müsse den „Unfug“ des „Special One“ bei Real schon zum dritten Mal beseitigen, konterte Mourinho prompt auf seine Weise: „Diese Frau ist etwas erwirrt. Benítez war nur bei Inter Mailand mein direkter Nachfolger, und dort hat er innerhalb von sechs Monaten die damals beste Mannschaft Europas zerstört. Würde sie besser auf die Diät ihres Mannes achten, hätte sie weniger Zeit, über mich zu reden.“ Benítez entgegnete nüchtern: „Ich rede nur über Fußball.“

Fortsetzung folgt…

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Real Madrids neue Trikots 2015/16: Heim-kurzHeim-LangarmAuswärtsTorwart

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