
Zwei Tore noch bis zum persönlichen Torrekord
MADRID. „Gebt mir zehn Stücke Holz und Zidane, und wir gewinnen die Champions League.“ Den berühmten Spruch von Sir Alex Ferguson könnte man möglicherweise bald aktualisieren. Denn durch seine Tore acht, neun und zehn aus den letzten sieben Partien heimst inzwischen Karim Benzema die großen Lobhuldigungen ein, und könnte der sein, um den jener Zidane seinen neuen königlichen Palast bauen will.
Ob „KB9“ nun der laut Zidane „beste Mittelstürmer der Welt“ ist oder einfach ein sehr torgefährlicher, mitspielender Stürmer, scheint egal: Man mag sich kaum ausmalen, wo Real Madrid ohne den Monsieur in der laufenden Saison stehen würde. Bester Spieler der Monate August, Januar, März und vermutlich auch April. Und möglicherweise knackt er auch seinen besten Tor-Wert: Benzema ist mit seinen jetzt 30 Treffern nur noch zwei Buden von der Rekordsaison 2011/12 entfernt, als er wettbewerbsübergreifend 32 Mal einnetzte.
Ronaldo spielt ihn ihm weiter
Es wirkt so, als lebe der Geist Cristiano Ronaldos in Benzema weiter – auch wenn das eine Weile gedauert hat, sich auf dem Platz zu zeigen. Im Februar erklärte der sechstbeste Torjäger in Reals Geschichte noch, neben Ronaldo „eine sekundäre Rolle” gespielt zu haben. Aber: Nun sei er “an der Reihe zu zeigen, dass ich das Team führen und Tore schießen will“.
Die Zeit scheint gekommen. Denn es sind bei weitem nicht die Tore, die den Franzosen 2018/19 auszeichnen: Benzema ist der Konstanteste in einer Katastrophen-Saison, tritt auf und neben dem Platz als Leader auf, hat seine Rolle als neuer, dritter Kapitän voll angenommen, ebenso als Ronaldo-Nachfolger. Und er erzieht, er lehrt. Mit Vinícius Júnior verstand er sich schon in der Saisonvorbereitung prompt bestens. „Er hat mir seit meiner Ankunft hier sehr geholfen“, bestätigte der Brasilianer die Mentorrolle der Nummer 9.
Leader, Mentor und Fan-Liebling
Benzema hat sich dem Klub verschrieben, auch dem Heranführen der nächsten Generation. Und der Fans. Brahim Díaz bekam gegen Bilbao (3:0) eine fast väterliche Umarmung, die “Fans RMCF” in der “Grada” erhalten immer öfter das Trikot ihres Helden – in Spanien alles andere als üblich. “Es nuestro nueve”, singen die, “er ist unsere Neun”. Das war nicht immer so: In zehn Jahren in Madrid musste der 31-Jährige nicht nur viel Kritik, sondern auch viele Konkurrenten über sich ergehen lassen. Doch egal ob Pfiffe, Medien-Schelten, Gonzalo Higuaín oder Álvaro Morata: Benzema hat sie alle überdauert. Und er ist sich seiner Linie treu geblieben: “Für mich muss ein Stürmer vieles tun, nicht nur Tore erzielen.”
One two three…#nueve pic.twitter.com/YARYP84gFC
— Karim Benzema (@Benzema) 21. April 2019
Sonntagabend tat er primär mal Zweiteres. “Ich bin hier, um meinem Team immer zu helfen. Dass ich derjenige bin, der die letzten acht Tore von Madrid erzielt hat, wusste ich gar nicht. Das ist schön zu wissen”, spielte er den neuen Vereinsrekord uneigennützig herunter.
Benzema und zehn mehr
Herunterzuspielen gibt es jedoch wenig: Zwei Tore von seiner Rekord-Saison entfernt, dürfte er eine große Rolle in Reals Zukunft spielen. Neben dem Vorhaben der Königlichen, einiges verändern zu wollen, scheint dieser Benzema das einzige in den letzten Wochen, was Vorfreude auf die neue Saison macht. Die Suche nach einem neuen Torjäger wird an seiner Rolle nichts ändern, egal ob am Ende ein Eden Hazard, ein Luka Jović oder gar beide kommen. Benzema ist und bleibt nicht nur der zentrale Mann in Reals Offensive, sondern auch eine Schlüsselfigur im Umbruch.
„Benzema und zehn andere, nicht die zehn alten“, könnte man hoffen. Benzema-Fan Zidane dürfte um seinen Landsmann (s)ein neues Team aufbauen – dank zehn Toren aus den letzten sieben Spielen sollte das ein guter Ansatz sein, auch wenn es eher zehn Kollegen aus Fleisch und Blut statt Holz bräuchte, um den Champions-League-Titel wieder anzupeilen.
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