
Copa-Durststrecke beendet: Ancelotti schließt den Kreis
MADRID. Die Durststrecke ist beendet – nach satten neun Jahren. Real Madrid hat es am Samstag in Sevilla gegen den CA Osasuna erstmals seit dem Jahr 2014 zustande gebracht, mal wieder die Copa del Rey zu gewinnen. Und mit diesem Titelerfolg schließt sich ein Kreis: Carlo Ancelotti war der Trainer, unter dem die Königlichen vor knapp einer Dekade in Valencia gegen den FC Barcelona triumphiert hatten. Und unter der Regie von „Carletto“ haben sie geschafft, den spanischen Pokal zum 20. Mal einzuheimsen.
Das Real unter Zinédine Zidane war zuvor eher dazu fähig gewesen, die Champions League in drei Jahren am Stück abzuräumen, als auch nur einmal überhaupt das Finale der Copa del Rey zu erreichen. Selbst ein Urgestein wie Toni Kroos konnte daher erst jetzt seinen ersten Pokalsieg auf der iberischen Halbinsel feiern.
Der deutsche Mittelfeldregisseur wird seinen bislang neun Spielzeiten als Profi des weißen Balletts noch eine zehnte anhängen – und dabei aller Voraussicht nach nicht noch einen sechsten Trainer in Madrid kennenlernen. Mit dem Gewinn der Copa del Rey hat sich Ancelotti auch ein drittes aufeinanderfolgendes Jahr als Real-Coach gesichert.
Carlo Ancelotti: Erste Amtszeit dauerte nur zwei Jahre
Anders war es noch in seiner ersten Amtszeit gelaufen: Nach einer überragenden Premieren-Saison mit dem Champions-League-Triumph und dem Pokalsieg gab es in Jahr zwei nur den UEFA Super Cup und die FIFA Klub-WM zu feiern. Die harte Konsequenz dessen: Rauswurf.
Für so ziemlich jeden Übungsleiter gilt an der Concha Espina: Wer am Ende der Saison keinen bedeutenden Titel vorweisen kann, muss mit nahezu sicherer Wahrscheinlichkeit seinen Posten räumen. Die Copa ist jedoch ein bedeutender, wenngleich natürlich weniger von Wichtigkeit als der prestigeträchtige Henkelpokal und die Meisterschaft.
Rein nach diesem ungeschriebenen Gesetz darf sich der Italiener dementsprechend darauf freuen, auch in der Saison 2023/24 für das Starensemble verantwortlich zu sein, seinen bis zum 30. Juni 2024 laufenden Vertrag zu erfüllen – erst recht natürlich, sollte das Finale der Königsklasse erreicht und gewonnen werden. Am Dienstag beginnt mit dem Hinspiel im Bernabéu das Halbfinale gegen Mitfavorit Manchester City.
Da wäre noch die Nationalmannschaft von Brasilien
Restlos geklärt scheint die Zukunft von Ancelotti zum jetzigen Zeitpunkt dann aber irgendwie trotzdem nicht zu sein. Grund: Das Interesse des brasilianischen Fußballverbands daran, den vakanten Nationaltrainerposten – Tite trat nach der Weltmeisterschaft in Katar zurück, bis zum Sommer gibt es mit Ramon Menezes nur eine Interimslösung für die „Seleção“ – mit dem erfahrenen 63-Jährigen zu besetzen. Und ihm schmeichelt das.
„Dass die brasilianische Nationalmannschaft mich will, gefällt mir und begeistert mich sehr. Darüber hinaus muss man Tatsachen respektieren, zu denen ein Vertrag gehört, den ich erfüllen will. Den Präsidenten des brasilianischen Fußballverbands kenne ich nicht. Wenn er mit mir sprechen möchte, würde ich mich darüber freuen“, gab er zu Protokoll.
Ancelotti könnte dieses Angebot nutzen, um nochmals eine ganz neue Erfahrung auf Länderebene zu machen, in verantwortlicher Funktion an einer WM teilzunehmen, sein Real-Kapitel so dann als gefeierter Trainer mit einem Abschied durch die große Tür zu beenden, als dass 2024 im Schlimmstfall eine für seine Errungenschaften unwürdige Entlassung droht. Angesichts seiner mehrfach bekundeten Liebe zur Stadt Madrid und zum Verein Real ist es allerdings unwahrscheinlich, dass er freiwillig auf die dritte Saison in Serie verzichtet.
Carlo Ancelotti liebt Real zu sehr: „Ich will bleiben“
„Alles ist ziemlich klar: Ich bin so lange hier, wie es Real Madrid mir erlaubt. Hoffentlich kann ich bleiben. Ich mag es, bei Real Madrid zu sein“, betonte Ancelotti ohnehin schon: „Ich würde mein ganzes Leben bei diesem Klub bleiben, was aber unmöglich ist. Wenn er mich hier noch drei Monate haben will, genieße ich drei Monate. Und wenn drei Jahre, dann drei.“
Jeder ist glücklich mit Ancelotti, aber es ist nicht meine Entscheidung. Thibaut Courtois
Die Führungsetage um Präsident Florentino Pérez und Generaldirektor José Ángel Sánchez hat sicherlich ebenso wenig gegen eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Pérez nach dem Pokalsieg über Ancelotti und dessen Zukunft: „An diesen Spekulationen haben wir uns nie beteiligt – und er ebenso nicht. Von daher will ich nicht über dieses Thema reden, denn es existiert nicht. Er hat einen Vertrag für eine weitere Saison und wir sind glücklich mit ihm.“
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