Mich macht die Presseberichterstattung und überhaupt die ganze Erläuterung dieses Konfliktes gerade rassend. Natürlich kriechen jetzt die ganzen Neo-Nazis aus den Löchern und zeigen mit dem Finger, aber gleichzeitig wird schon wieder jede Diskussion Contra der israelischen Handlungen eingestampft.
Wieso wird jede Kritk gleich mit Antisemitismus gleichgesetzt? Jetzt stehen schon wieder nette Leute in Diskussionsrunden und lenken alle Aufmerksamkeit nur darauf, dass es jetzt Demos gibt, die offenbar antisemitisch sind und man ach so aufpassen muss, dass wir nicht gleich wieder alle ins Dritte Reich abrutschen.
Warum kann man diesen Konflikt nicht ablehnen und verurteilen ohne gleich in eine Schublade gesteckt zu werden und wieso wird die Berichterstattung darüber schon wieder in eine andere Richtung gelenkt. Wieso ist man antisemitisch, wenn man es ablehnt, dass Israel Raketen auf einen Feind abfeuert, der sich nur minimal wehren kann? (Man vergebe mir die Simplifizierung, aber ich bin gerade ziemlich sauer)
Das kollektive Gedächtnis der ganzen Welt lässt es nicht zu diesen Konflikt wirklich neutral zu beurteilen und das ist einfach unerträglich
Naja...
es gibt momentan vermehrt Demonstrationen, auf denen Parolen wie "Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein." oder "Tod, Tod, Israel" in Massen (!) geschrien werden. Zum Glück habe ich jetzt erst ein mal "Heil Hitler" Rufe gesehen, was aber eigentlich auch schon zu viel ist. Noch dazu gab es einige Übergriffe und Angriffe auf Leute, die sich als Israelis/Juden/Israel-Sympathisanten zu erkennen gaben. Auch das waren keine 1-2 kleine Zwischenfälle, auch wenn da grad "nur" dieser eine Tritt durch die Medien (aber auch nicht viele, oder?) geht.
Das ist ein verdammt GROSSES Problem, das direkt vor unserer Haustüre stattfindet. Mich würde es ehrlich gesagt echt schockieren, wenn das kein großes Thema bei uns wäre. Natürlich eben auch neben dem Palästina-Konflikt selbst, der ja aber auch alles andere als totgeschwiegen wird. In der Zeit ist genau dieser Konflikt grad ganz großes Thema, nicht die Demonstrationen. Die Nachrichten die ich sehe drehen sich auch viel darum, dass die Kämpfe weiter anhalten.
Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich mal etwas teilen würde, wo KenFM irgendwie drin auftaucht. Aber Serdar Somuncu war bei ihm zu Gast und er hat mir wirklich mal aus der Seele gesprochen (das Interview ist allerdings zwei Jahre alt).
kurze Fassung (die aber eben klar auf die Momente zurechtgeschnitten ist, in denen er Ken Jebsen widerspricht inkl. dämlichem Videotitel... trotzdem sind ein paar der, mMn, besten Aussagen da drin):
und wer die lange Fassung sehen will:
Das habe ich bei diesem ganzen "sich-auf-eine-Seite-schlagen" echt mal vermisst. Dass jemand einfach sagt, dass er ein Gefühl hat, er aber vor Ort sein müsste um sich ein Urteil zu bilden, was WIRKLICH passiert und was einfach Propaganda von der einen Seite oder der anderen Seite ist.
Fakt ist, es sterben Menschen. Fakt ist, es sterben dort viele Zivilisten. Ein weiterer Fakt ist wohl auch, dass deutlich mehr Palästinenser sterben und die Israelis deutlich in der Übermacht sind.
Der Rest ist ein Gefühl. Eines dieser Gefühle bei mir ist die Frage, was man denn erwartet. Soll Israel abzählen, wie viele Raketen die Hamas abschießt und wie viele ihr Ziel treffen und dann abwägen, wie man adäquat darauf antwortet, oder sollen sie versuchen die "Quellen" dieser Angriffe zu vernichten?
WENN (!) es stimmt, dass es "menschliche Schutzschilde" an den Raketenabschussstellen gibt, dann ist es auch klar, dass dort viele Zivilisten, Frauen und Kinder sterben. Wenn.
Aber da sind wir eben an dem für mich wichtigsten Punkt. Krieg ist scheiße. Alle versuchen zu manipulieren und alle versuchen dem anderen so sehr weh zu tun und so handlungsunfähig wie möglich zu machen. Und dabei sterben viele Zivilisten. Krieg ist scheiße. Es werden Frauen, Männer, Kinder erschossen, von Bomben zerfetzt, verbrennen und werden verstümmelt. Manche können nie wieder sehen, nie wieder gehen und andere verlieren einfach mal auf einen Schlag die ganze Familie.
Das Ausmaß des ganzen geht ja schnell mal vergessen, wenn man immer nur hört, dass 20 Leute tot sind und 70 verletzt.
Das sind für mich die Fakten (bis auf die Sache mit den Schutzschilden und die Dinge, die ich klar als Gefühl beschrieben habe), die ich kenne, für die es für mich keine Zweifel gibt und wo ich es wage mir ein Urteil zu erlauben.
Und ich hasse die Nebeneffekte die das alles grad mit sich bringt. Leute die anfangen wieder Hitler zu feiern, die Parolen rufen, wo ich jeden Israeli/Juden verstehen kann, der jetzt überlegt so schnell wie möglich das Land zu verlassen. Man muss sich ja auch vorstellen, dass es durchaus noch Zeitzeugen geben dürfte, die noch klar genug bei Verstand sind um das grad alles sehr bewusst mitzuverfolgen.
Genauso aber auch schon die ersten Leute, die aufgrund dessen wieder eine "diese Araber sollen sich mal integrieren"-Kampagne starten. Genau. Als würden da nicht genug Deutsche genauso mit einstimmen. Und das aus emotional noch durchaus fragwürdigeren Gründen.
edit: ich sollte vielleicht wirklich demnächst mal anfangen ganz gezielt bestimmte Nachrichtensendungen zu gucken und mal versuchen rauszufiltern, wie tendenziös die Berichterstattung wirklich ist.