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Interessant, dass du Di Matteo erwähnst. Vorausgesetzt, er ist ein schlechter Trainer - macht das den Titelgewinn nicht umso beachtlicher? Welchen Einfluss hat es auf unsere Diskussion, wenn ein "schlechter" oder zumindest "kein guter" Trainer die Champions League, den höchsten Titel im europäischen Vereinsfußball, gewinnen kann? Relativiert das, recht besehen, nicht jedes Wort, was hier bisher gesprochen wurde und rückt den Diskurs in ein völlig anderes Licht? Kann das Attribut "ein guter Trainer" vielleicht sogar gleichbedeutend mit Schwächen sein?
Deiner Interpretation des "guten Trainers" haftet eine Fokussierung auf die Taktik, oder besser, den Spielwitz an - das zeugt durchaus von gutem Geschmack. Sobald man aber den Sport oder überhaupt irgendeinen Vorgang theoretisiert, läuft man Gefahr, die emotionale Dimension einer Sache zu vernachlässigen. So neigen Menschen, die das Prinzip der Rationalität als ihr oberstes Gebot verstehen, nicht selten zu emotionaler Verarmung. Was im Büro zu Höchstleistungen animiert, ist der erfolgreichen Führung einer Familie dann auf einmal abträglich. Um als Trainer siegreich vom Platz zu schreiten, muss man in beiden Lebenslagen gleichermaßen glänzen können.
Tatsächlich hatte der oft beschworene Guardiola den mentalen Defiziten seiner Mannschaft, gerade vor Spielen der Champions League, nicht viel entgegenzusetzen. Womit ich nicht sagen will, dass er ein schlechter Trainer ist! Er hat nur eine Kompetenz vermissen lassen, die Zidane im Delirium noch abrufen könnte. In deiner Ausführung ist das vielleicht eine der Schwächen, die in der Natur eines "guten Trainers" liegen könnte.
An dieser Stelle muss man sich weiß Gott auch Gedanken darüber machen, wie die Wahrnehmung des Sportes sich über die Jahre verändert hat. "The Art of Defending", ein Begriff, der Anfang der 2000er als Allgemeingut der Fußballgemeinde galt, würde heutzutage so nicht mehr in Mode kommen können. Nie und nimmer würde der moderne Fußballfan dem Akt der Verteidigung ein eigenes geflügeltes Wort widmen. Freilich lag der Fokus schon damals auf Offensivaktionen, aber mittlerweile hat sich die Wahrnehmung der Fans wohl gänzlich darauf verengt. Wir Fans stoßen uns doch allzu oft an der, ich will es mal, Spektakularisierung "unsres" Fußballs, nennen ... gleichzeitig tun wir uns schwer damit, dem Defensivfußball etwas Anerkennenswertes abzugewinnen. Ich bilde hierbei keine Ausnahme.
Als Zuschauer ist die Forderung nach ansehnlichem Fußball legitim (ansehnlich im Sinne der modernen Sehgewohnheiten). Die Wirklichkeit des Sportes gebietet es manchmal aber, die Dinge etwas enger zu führen. Wir Zuschauer, die wir nicht auf der Trainerbank sitzen, können uns diese fehlende Achtung vor der Wirklichkeit des Sportes genehmigen. Von seinen Vorgesetzten wird ein Trainer trotzdem an seinen Erfolgen gemessen. Und auch wir Fans sind in der Bewertung eines Trainers doch alles andere als treu ... oft dauert es nur wenige Jahre (sind es überhaupt Jahre?), bis das Ansehen eines Trainers auf seine gewonnenen Titel zusammenstürzt - auch wenn er den schönsten Fußball aller Zeiten gespielt hat. Selbst in der unmittelbaren Gegenwart wird "schöner" Fußball, solange er keine Titel hervorbringt, plötzlich als Eitelkeit abgetan. Man spricht dann von "brotloser Kunst".
Abschließend will ich sagen: solange nur ein Wille zur Relativierung besteht, wird er auf reichlich Nährboden treffen. Genauso wie man Zidanes Erfolge mit Verweis auf die unelegante Vortragsweise entwerten kann, könnte ich meinen Bierkrug auf den Tisch hämmern und sagen "Ach Pep, der Typ, der ohne eine Jahrtausend-, eine Jarhmillionen-Generation aus La Masia oder Transfers im Wert von einer Milliarde Euro keine Titel gewinnen kann."
Ich will gar nicht wissen, wie lange ich in diesem Forum schon mein Unwesen treibe. Noch als es realmadrid.de hieß, war ich schon gut dabei, auf alle möglichen Personalien dieser Mannschaft einzuschlagen. Und nach all den Jahren muss ich feststellen, uns Fans kann man es nicht recht machen. Ums Verrecken kann man es uns nicht recht machen. Und sollte ich meinem Herzensverein jemals in leitender Position dienen dürfen, dann werde ich als aller letztes einen Blick in unser Forum werfen.
deine Ausführungen sind sehr interessant. Ich habe jedoch nie geleugnet, dass ich ein Fan des schönen Spiels bin. Dieser ist mir wichtiger als ein Titel. Und was schön ist, definiert wieder jeder für sich anders. Aber als Real Fan fordere ich einfach ein weißes Ballet. Das entspricht meiner Vorstellung. Ein Trainer, der dies zelebriert und dabei erfolgreich ist, gehört für mich nach Madrid. Vielleicht ist Madrid dann weniger erfolgreich? Vielleicht dann mehr? Wir wissen es nicht. Aber so stelle ich mir Real Madrid vor. Das ist für mich das, wofür Real Madrid steht.
wenn die Mannschaft sich aber vor fast jedem großen Gegner versteckt, dann kann dies zwar zum Erfolg führen, aber dies entspricht nicht meiner Sicht, die ich auf diesen Club habe.
inwiefern ist es schädlich, in ein Forum zu schauen? Natürlich kann man es niemals auf der ganzen Welt in allen Themengebieten dieser Welt allen gleichzeitig Recht machen. Aber vielleicht stoße ich bei meiner Analyse auf Punkte, die durchaus sachlich vorgetragen werden und ich auf meine Arbeit übertragen kann, um erfolgreicher zu sein. Man kann auch damit scheitern, das ist klar. Aber wenn man immer dasselbe tut und nicht bereit ist, Neues zu lernen oder an Altes erinnert zu werden, dann ist man eher zum Scheitern verurteilt.