Gestatte mir die Gegenfrage: Wusste Alonso wirklich nicht, was da auf ihn zukommt, als er hier unterschrieb?
Ich glaube, dass Alonso das schlichtweg unterschätzt hat. Spieler hier zu sein (in einem verdammt guten Teamgefüge) und Trainer hier zu sein sind zwei Paar Schuhe. Besonders, wenn der Kader unausgewogen ist. Womit Alonso jedenfalls garantiert nicht gerechnet hatte, ist der Umstand, dass einige Spieler tatsächlich zur "Blockhaltung" übergingen (Thema "Wohlfühloase Madrid" mit Kurzurlauben in Ibiza, gemächlichen Trainings- und Videostudiumumfängen etc.).
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Alonso einerseits überhaupt den Trainerposten und dann auch derart viel Geld für Neuzugänge bekommt, andererseits Pérez ihm dann aber vorschreibt, welcher Galáctico wie viele Freiheiten ob der Vermarktung hat. Carreras, Huijsen und Franco z.B. waren alle seine Wunschspieler, womit er schon mehr Mitspracherecht bekam als sein Vorgänger. Gut, er bekam Zubimendi nicht, aber Wettbieten mit englischen Klubs ist noch mal ein anderes Thema.
Franco war meines Wissens schon vorher in der Pipeline und gehörte zum klassischen Pérez-Transfermuster des "Talentegambles". Man hatte Estevao nicht bekommen, brachte dafür mit Franco das zweite Hypetalent dieses Fensters ins Ziel nach Madrid. Dass es einen neuen RA brauchte, war klar. Das Angebot am Markt wiederum war relativ klein (oder, falls überhaupt wechselwillig, exorbitant teuer wie zB Saka).
Die anderen Verpflichtungen wie LV und IV waren auch keine exklusiven Alonso-Wünsche, sondern schlicht Pflichttransfers angesichts des Bedarfs. Vielleicht hatte er was mitzureden, was dann die konkreten Namen anlangt. Aber auch da hab ich leichte Zweifel. Carreras kommt aus unserer Jugend, Huijsen ist Spanier. Beides stärker einzubinden stand (und steht) auf der to-do-Liste des Vorstands (ist ja auch eine schon lange geäußerte Forderung der Fans).
Die Einbindung dieser Neuzugänge hat Alonso ja auch vollends geschafft und umgesetzt. Jeder der Neuzugänge war/ist (wenn fit) quasi gesetzt. Das aber zeigt ja eher die Lücke, die vor diesen Transfers bestand, und hat wenig bis nichts damit zu tun, ob und wie man die Galácticos im Kader managed.
Umgekehrt kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Pérez so beschränkt ist, dass er sportlichen Misserfolg sehenden Auges hinnimmt, wenn nur dafür seine Galácticos von 10000 Kameras eingefangen werden.
Hm. Also genau so habe ich die Ära Galácticos 1.0 erlebt. Und den Transfer von Jamesito. Und den Verkauf von Di Maria zugunsten von Bale.
Gegen Alonso spricht für mich dann auch noch, dass wir Spieler haben, die stagnieren, obwohl sie nicht an der vermuteten Lagerbildung teilnehmen, wie z.B. Asencio, Ceballos oder Endrick. Das sind weder Pérez' Lieblinge noch Diven auf dem Platz und trotzdem fallen sie bisher deutlich ab.
Agree! Wobei ich da - mit Ausnahme Endricks - glaube, dass das Entwicklungspotential nicht exorbitant hoch liegt.
Aber dann komme ich wieder zu der Frage wie oben: Warum holt man sich dann überhaupt einen jungen, mit Stars unerfahrenen Trainer ins Haus, der an sich selbst und die Mannschaft solch hohe Ansprüche stellt, und glaubt, dass das ein Match ist? Dann war das von Anfang an schlicht die falsche Entscheidung, Alonso jetzt hier einzustellen.
Joa, weiß ich auch nicht. Es ist jetzt ja nicht grad so, dass Pérez immer durch grandiose sportliche Kompetenz auffällt. Auch nicht bei der Trainerwahl. Nach seinen regelmäßigen Fehlgriffen in der 1. Amtszeit hat er daher - nachvollziehbarerweise - auf ein extrem konservatives Modell umgeschwenkt (2x Zidane, 2x Ancelotti), jeweils nach ziemlichen Einfahrern... (wobei sowohl Lopetegui als auch Benítez in Teilen mit ihren Ideen just ähnlich an der Mannschaft scheiterten wie heute Alonso; offensichtlich haben es Systemtrainer bei uns hier eher schwer. Ob das wohl irgendwie damit zusammenhängt, wie hier Kader zusammengestellt werden? Hm...)
However. Man muss aber wissen: Alonso war nicht Pérez' Wunschkandidat Nr. 1, das war laut allen Gerüchten Klopp. Alonso war hingegen verfügbar, ist ne Real-Legende und man brauchte "frischen Wind", das war überall (Vorstand, Fans) klar. Von daher hätte ich als Florentino auch zu Alonso gegriffen, wenn meine anderen Kandidaten Raúl oder "XY" (als Chiffre eines "Unbekannten" wie einst Carlos Quieroz oder Juande Ramos) gewesen wären.
1.) Man kann einen MS auch einwechseln und zwar nicht erst in der 90. Minute. Und man kann auch mal mit so einem starten, hat die Klub-WM ja gezeigt.
2.) ich meine auch primär die Wechsel
3.) Das Problem sind NICHT Vini oder Kylian, sondern es wird Kollektiv nicht gepresst. Da gehört nicht nur der erste der draufläuft dazu.
Ich sehe „Konterfussball“ nicht als einzige Chance. Man muss das Team und die Stars halt „abholen“.
Aber klar alles Ansichtssache und du hast natürlich Recht, dass die großen Erfolge von PSG erst kamen als Mbappé weg war und uns seine 50 Tore auch nichts nützen werden, wenn das Team inklusive ihm als Kollektiv nicht funktionieren.
1.) Absolut deiner Meinung! Nur leider würde das im Team für ordentlich Rumoren sorgen. Hat ja die Vini-Auswechslung im Clásico gezeigt - und obwohl man dafür sportliche Gründe finden konnte (die Defensivarbeit am linken Flügel nahm bei Vini mit Fortdauer sichtbar ab)! Selbes würde wohl für Mbappé gelten, wenn man ihm bspw. die Chancen auf einen Hattrick oder so nimmt. Da hatte damals auch ein CR7 keine Freude mit... Selbst Benzema und Higuain, die vom Niveau näher beieinander lagen als Mbappé & Gonzalo/Endrick, hatten keine rechte Freude mit ihrer Rotation. Auch Kroos und Lukita gingen regelmäßig angesäuert vom Platz bei ihren Auswechslungen. Das Ganze ist auf dem Niveau einfach echt ne gaaaaanz schwierige Nummer. Das musst du richtig gut vermitteln und moderieren (Carlo konnte das jedenfalls besser als Xabi).
2.) Ok, dann sind wir uns da einig!
3.) Mach dir mal den Spaß und schau im Spiel NUR auf das Pressingverhalten, so wir denn dazu ansetzen. (ggf. lohnt sich dafür ein "Re-watch", weil man im Livespiel logischerweise dafür nicht so das Auge haben kann) Da schieben regelmäßig die Mittelfeldleute auf, besonders Bellingham, Güler und Tchouaméni machen da richtig Meter hin zum Gegenspieler. Vini & Mbappé praktizieren jedoch eher ein "gemächliches Anlaufen", wobei sie keinen wirklichen Druck erzeugen. Besonders gravierend wirkt sich das aus, wenn wir schon hoch stehen und den Gegner in die eigene Hälfte gedrängt haben (etwa bei einem Einwurf oder wenn der Gegner zurück zum Torwart spielen muss). In dem Moment müsste die Speerspitze nämlich wirklich aggressiv anlaufen und dabei noch je einen Passweg zumachen. Genau das passiert jedoch nicht oder zu wenig. Daher hat dann auch die zweite Pressingreihe praktisch immer das Nachsehen, weil entweder der direkte Gegenspieler verlassen werden muss und der ballführende Spieler, der die erste Pressingreihe überwunden hat, angelaufen werden muss, oder weil der Gegner immer eine Anspielstation frei hat und somit durch geschicktes Ballverlagern unsere Ketten auseinanderzieht und Lücken erzwingt (das Problem sah man insbesondere in den ersten 5-6 Spielen der Saison, wo die Gegner regelmäßig durch unser Zentrum spazierten als wär da gar niemand).
-->Pressing funktioniert immer nur kollektiv, das sagst du völlig richtig. Da aber Vini & Mbappé nur in 1 von 10 Fällen "richtig" pressen, wird dieser Spielstil mit diesen zwei Spielern niemals aufgehen. (Die Trainervorgabe von Alonso ist ja weiterhin, dass man tendenziell eher pressen soll. Hat Tchouaméni heute in der PK zum CL-Spiel wieder bestätigt.)