Ich verfolge die hier publizierten Artikel und auch das Forenverhalten seit mittlerweile einigen Jahren mit großem Interesse - meist als stiller Beobachter. Hier allerdings sehe ich mich seit längerer Zeit einmal wieder dazu veranlasst, einen Kommentar zu verfassen.
Abseits der vielversprechenden Spielanlage unseres Teams in den ersten drei Spielen nach der Supercup-Niederlage, die Lopetegui in Fortentwicklung der Zindane'schen Spielphilosophie dem Team bereits verblüffend exakt eingeimpft zu haben scheint, stoßen mir einige Eigenschaften und Verhaltensweisen dieses Trainers sauer auf.
Er scheint Aussagen nur recht unbedacht zu treffen und sich hinter Floskeln zu verstecken, die nicht nur unnötig sind, sondern ein intransparentes und diffuses Bild von seiner Arbeit und der Strategie des Clubs vermitteln.
Vor kurzer Zeit tätigte er öffentlich die Aussage, im Falle eines Abganges von Mateo Kovačić, adäquaten Ersatz verpflichten zu wollen. Dies ist nicht geschehen, was ich hier nicht weiter kritisieren möchte. Die Lösung mit Valverde ist nach meinem Geschmack. Was jedoch der kritischen Begutachtung bedarf, ist meiner Ansicht nach die Tatsache, dass er nur Tage später von einem völlig ausgeglichenen Kader spricht, der keine weiteren Verstärkungen benötigt. Das passt für mich nicht zusammen. Offensichtlich war sein erster Impuls nachdem Kovacic seinen Wechselwunsch kommunizierte jener, die Leistungsfähigkeit des Kaders in der Breite in Frage zu stellen. Hinter verschlossenen Türen muss sich durch Sondierung des Marktes oder Absprache mit anderen Entscheidungsträgern innerhalb des Vereines diese Ansicht nachträglich verändert haben. Lopetegui reagierte in dieser Situation unbedacht.
Was mich weiterhin irritiert, ist die - hier und im Forum bereits hinreichend diskutierte - Tatsache, dass er nach dem Abgang Cristiano Ronaldos und der offensichtlichen Unterbesetzung im Sturmzentrum trotz reichlicher Überlegungszeit (offenbar kündigte Ronaldo seinen Wechselwunsch bereits vor Abschluss der Weltmeisterschaft an) keinerlei Äußerungen tätigte, die in die Richtung Kompensation (à la Kovačić) deuteten. Letzten Endes waren auch hier seine Äußerungen inkonsequent, verpflichtete man doch letztlich Mariano Diaz von Olympique Lyon. Dies mag nun vereinzelt als genialer Schachzug dargestellt werden, der die Konkurrenz auf der Jagd nach besagtem Torjäger in die Irre führen sollte - ich für meinen Teil wünsche mir jedoch keinen Hütchenspieler als Gallionsfigur meines Herzensvereines sondern einen moderaten, bedacht agierenden und für die Interessen (auch) der Fans zugänglichen Übungsleiter vom Format etwa eines Zidane.
Zu guter letzt stört mich an diesem Interview eine Aussage, die er im Bezug auf die PSG-Spieler Neymar und Mbappé trifft: „Ich werde nicht über Spieler sprechen, die nicht in unserer Mannschaft spielen. Das wäre respektlos. [...] Alle anderen verdienen unseren Respekt, aber nicht unsere Aufmerksamkeit.". Unmittelbar im Vorfeld dieser Aussage jedoch bezieht er Stellung zur Personalie Cristiano Ronaldo, seines Zeichens aktuell Spieler von Juventus Turin und eine Person, mit der er "nie gesprochen hat". Er widerspricht sich hier allein aufgrund der Tatsache, dass er eine unnötige Floskel bemüht, die mich mittlerweile in jeglicher Hinsicht ermüdet. Was, wenn nicht, seine persönliche Aufmerksamkeit auf Cristiano Ronaldo zu lenken, hat er denn bei der Beantwortung der vorangegangenen Frage getan? Natürlich ist letztlich jedem klar, dass er im Grunde "nicht über Spieler sprechen [möchte], die nicht in unserer Mannschaft spielen [, aber die mit einem Wechsel zu unserer Mannschaft in Verbindung gebracht werden].". Nur: warum ist es so schwer, das auch so auszudrücken? Mir erscheint es in derartigen Situationen häufig so, als hätten sich einige Verantwortliche bereits im Vorfeld eines Interviews Antworten auf bestimmte Fragen zurechtgelegt, die sie nicht im geringsten willens oder im Stande sind, abzuändern.