Finaler Umbau-Entwurf steht, gefällt vielen aber nicht
Nun kann es endlich los gehen: Nachdem Real Madrid 2013 erstmals Entwürfe von einem modernisierten Stadion vorgestellt hatte, einigten sich Stadt und Verein in den letzten Wochen und präsentierten am Mittwoch den finalen Entwurf. Für Präsident Florentino Pérez stand fest: „Es wird eines der besten Stadien der Welt!“
Doch viele Fans der Königlichen sehen das anders, ganz anders. „Das klassische ist viel besser“, „Pérez sch**** auf die Tradition“, „Das alte ist viel besser“, jault es in vielen Ecken des Internets. Mir geht es nicht darum zu beurteilen, was „besser“ ist oder schöner aussieht. Aber wer behauptet, das Bernabéu verliere Optik, Tradition, Ursprung und alles, liegt schlichtweg falsch.
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Die Geschichte von Real Madrids Stadion
1947 nach drei-jähriger Bauzeit eröffnet, war am damaligen „Nuevo Estadio Chamartín“ (benannt nach dem gleichnamigen Stadtteil im damals noch kaum erschlossenen Norden Madrids) noch nicht viel vom heutigen ESB zu erkennen. Ovale Form, verschachtelte Fassade – das war’s. Seitdem erfuhr der Madrider Fußballtempel einige Renovierungen: 1953 und 1957 sowie 1982, 1992, 2004 und zuletzt 2012.

Um die 105 Mal 68 Meter große Spielfläche passierte so einiges. Zu einem Zuschauerrekord kam es beispielsweise im Jahre 1957: 124.000 Menschen schauten zu, als Real Madrid, gegen Florenz (2:0) den Europapokal zum zweiten Mal gewann. Das Stadion hatte sich da schon verändert im Vergleich zur Eröffnung zehn Jahre vorher, als „nur“ 75.000 rein passten. Der damalige Präsident Santiago Bernabéu Yeste erkannte schon in den 40ern: Je größer das Stadion, desto größer die Einnahmen, desto größer der Verein. Ein großer Denker, nach dem 1955 das Stadion umbenannt wurde.

Doch bis zur heutigen Optik dauerte es noch. Anfang der 80er-Jahre wurden zur WM 1982 in Spanien erste Plätze überdacht (ältere Fußballherren erinnern sich an Deutschlands 1:3-Finalniederlage gegen Italien im Bernabéu) und es entstanden überhaupt erstmals Sitzplätze. Doch von den vier Säulen-artigen Aufgängen an jeder der vier Ecken noch nichts zu sehen, geschweigedenn von den oberen Rängen und deren typischen, vertikalen Beton-Fassade.

Doch all dies war nichts, im Vergleich zu den Umbaumaßnahmen Anfang der 90er. Es schien verrückt, das Dach von 22 auf 45 Meter anzuheben, doch mit den neuen Rängen und dem nebenan liegenden Shopping-Center „Esquina del Bernabéu“ lockten die Königlichen nach sportlich schwierigen Jahren noch mehr Zuschauer an, waren für eine glorreiche Zukunft gewappnet.

Und als Florentino Pérez um die Jahrtausendwende das Zepter des Präsidenten übernahm, tat sich auch viel im Inneren: Restaurants, Pressebereiche, ein Museum, ein Adidas-Shop, Audio- und Heiz-Systeme, VIP-Boxen, die beiden großen Bildschirme und vieles mehr ergänzten die Bauten an der Osttribüne mit dem markanten, das Grund-Design brechende Dach.

All das ist Real Madrid
Und jetzt sagt mir: Was ist die Tradition? Der Adams-Anzug eines Stadions, das bei seiner Eröffnung noch einen anderen Namen trug als heute? Im Gegensatz zu Trikotfarben gibt es beim Stadion wenig zu streiten, dabei wissen auch hier viele nicht, dass Real Madrid ursprünglich „blanco y morado“, also Weiß und Violett ist. Nach 20 Jahren ist es Zeit für den nächsten großen infrastrukturellen Schritt, damit Real Madrid das bleibt, was es ist: der größte Verein der Welt.
Ja, die Entwürfe vom neuen Bernabéu sind avantgardistisch, ohne Platz für Fußballromantik. Ja, 400 Millionen Euro sind eine Menge, ohne dass sich die Kapazität erhöht, dafür aber Komfort, Logistik und vieles mehr. Es leuchtet, es strahlt, selbst auf dem Klo hat man heute schon besten WLAN-Zugang – all das ist das 21. Jahrhundert, und all das ist Real Madrid. Wer also behauptet, das Bernabéu verliere seine Optik: Perdón, aber das ist Schwachsinn. Dieses Stadion ist wie der Verein: stets im Wandel.
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