
„Wenn mal ein Spiel verloren geht, dann ist es so“
MADRID. Müsste Carlo Ancelotti eine Rangliste seiner Neuzugänge aufstellen, würde Toni Kroos sicherlich ganz oben landen. Von bis dato 41 Pflichtspielen stand der deutsche Mittelfeld-Stratege in 39 auf dem Platz, ist längst unumstrittener Stammspieler und unverzichtbar. „Was mich bei ihm überrascht, ist, dass er ohne Angst spielt – ob er nun unter Druck gesetzt wird oder nicht. Und auch nicht, wenn seine Gegenspieler ihm sehr nahe sind. Er verliert nie die Ruhe, verliert keine Bälle, erobert viele. Sein Spiel ist immer dasselbe“, bewundert „Carletto“ die Nummer 8.
Aber was ist es, das das Spiel des Nationalspielers so fehlerfrei macht und einfach aussehen lässt? Kroos selbst liefert die Antwort: „In meinen Augen hat das zwei Gründe. Zum einen vertraue ich einfach in jeder Situation auf meine Qualität, denn ich weiß, was ich kann, und muss deshalb nie hektisch werden. Zum anderen bin ich als Mensch so gestrickt, dass ich weiß, dass es viel wichtigere Sachen auf der Welt gibt als Fußball. Wenn mal ein Spiel verloren geht, dann ist es so. Ich bin mir vor jedem Spiel bewusst, egal was passiert, im schlimmsten Fall geht ein Fußballspiel verloren – mehr nicht. Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht fokussiert bin oder die Spiele nicht gewinnen will. Aber das gibt mir trotzdem eine gewisse Lockerheit.“
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[dataset id=39]Da macht es auch keinen großen Unterschied, ob der Weltmeister im Vergleich zur Zeit beim FC Bayern München nun eine defensivere Rolle einnimmt. „Im Endeffekt ist immer entscheidend, dass man im Verbund gut funktioniert“, meinte Kroos schlicht: „Wir spielen größtenteils mit drei zentralen Mittelfeldspielern, wo ich nun mal aktuell die defensivste Rolle habe, aber auch schon seit Anfang der Saison – und ich spiele sie sehr gerne. Natürlich auch mit einer gewissen Vorgabe vom Trainer, aber das deckt sich mit meiner Einschätzung, wie man diese Position zu spielen hat. Von daher bin ich sehr, sehr froh darüber, wie es läuft. Ich bin über die Jahre hinweg immer ein kleines Stück weiter nach hinten gewandert. Das ist auch absolut in Ordnung für mich. Auch in Madrid ist es eben wichtig, dass wir eine vernünftige Balance haben. Wir haben meist sehr, sehr viele Offensivspieler auf dem Platz. Da ist es dann für mich fast schon zweitrangig, ganz vorne dabei zu sein, sondern für mich eher wichtig, wie das Spiel im Zentrum läuft und dass wir da auch gut stehen.“
„Ich habe mir nie Druck gemacht“
Mittlerweile komme Kroos gut in Madrid zurecht – nicht nur bei seinem Beruf, sondern auch im allgemeinen Leben. „Anfangs muss man sich etwas umgewöhnen, aber im Endeffekt ist im Fußball vieles gleich. Es gibt zwei, drei Unterschiede, vor allem auch die Mentalität. Aber ich bin jemand, der sich schnell eingewöhnt und kein Problem hat, sobald er weiß, wie es läuft. Ins Ausland gehen, aufgrund der neuen Sprache nicht so kommunizieren zu können wie in Deutschland, das ist ein Schritt und eine Herausforderung, die ich bewusst gewählt habe“, berichtete der 25-Jährige, dessen Erleichterung aufgrund der hohen Erwartungen, die vor Jahren in ihn gesteckt wurden, groß sein muss. Oder? „Nein, denn ich habe mir diesen Druck nicht gemacht! Das kam von außen. Natürlich sind das Gewinnen großer Titel die Ziele, die man sich steckt, wenn man anfängt, Fußball zu spielen. Aber ich habe mir nie den Druck gemacht, in meiner Karriere Weltmeister werden zu müssen. Ich säße jetzt heute mit genauso guter Laune hier, wenn wir nicht Weltmeister geworden wären. Aber trotzdem ist es eine Riesensache. Man sitzt jetzt, wie Sie es sagten, knapp zehn Jahre später hier und ist immer noch nicht der Älteste. Von daher weiß man, dass es auch ganz normal ist, dass eine Entwicklung Zeit braucht und man nichts überstürzen muss, egal wie gut man ist“, betonte er.
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