Interview

„Del Bosque zu entlassen, war ein großer Fehler von Pérez“

Im Gespräch mit der Sportzeitung AS blickte Ex-Blanco Ronaldo Luís Nazário de Lima auf seine Zeit bei Real Madrid zurück und erklärte, weshalb die Entlassung von Vicente Del Bosque ein Fehler von Florentino Pérez war. Darüber hinaus verglich er seinen Namensvetter Cristiano Ronaldo mit Lionel Messi, schwärmte von Carlo Ancelotti und sprach über seine Zukunftspläne.

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Ronaldo
Von 2002 bis 2007 bei Real Madrid, heute Botschafter für die WM 2014: Ronaldo

„Ich verstehe bis heute nicht, warum Vicente gehen musste“

MADRID. Ronaldo Luís Nazário de Lima war einer der vielen „Galácticos“, die Florentino Pérez zu Real Madrid lotste. Nach der WM 2002 in Japan und Südkorea wechselte der Brasilianer für knapp 45 Millionen Euro zu den Blancos. Auch wenn sich die großen Erfolge bis auf zwei Liga-Titel und einen Weltpokal-Sieg in Grenzen hielten, bezeichnet der heute 37-Jährige die fünf Jahre in der spanischen Hauptstadt als seine „beste Zeit“, die er als Fußballer erlebte. Besser und vor allem glorreicher wäre sie vermutlich geworden, wenn Pérez Vicente Del Bosque nicht von dem einen auf den anderen Tag entlassen hätte. Obwohl Real 2003 die spanische Meisterschaft gewann, war der Präsident mit der Arbeit des heutigen spanischen Nationaltrainers unzufrieden und zeigte ihm zur Verwunderung aller die Tür. Ein folgenschwerer Fehler, denn nach der Ära Del Bosque kamen und gingen fünf Übungsleiter, die mit der Mission, das Starensemble zu einer Einheit zu formen und mit ihr Titel zu holen, komplett überfordert waren.

„Ich verstehe bis heute nicht, warum Del Bosque gehen musste. Wir feierten gerade die gewonnene Meisterschaft (2003; d. Red.), als er plötzlich entlassen wurde. Was genau zwischen Pérez und ihm passierte, wusste und weiß niemand. Es hat uns jedenfalls sehr verwundert, da Del Bosque ein perfekter Trainer für uns war. Ich zum Beispiel hatte mit vielen seiner Nachfolgern Probleme, allen voran mit (Fabio) Capello. Wie alle mittlerweile wissen, war es ein großer Fehler von Pérez, Del Bosque zu feuern. Vicente war ein einfacher Mann, den jeder ins Herz schloss, weil er nie Probleme machte. Jeder hatte seine Freiheiten. Die Nacht vor den Heimspielen mussten wir zum Beispiel nie im Mannschaftshotel verbringen, sondern durften Zuhause bei unserer Familie bleiben. Das waren Kleinigkeiten, die viel bewirkten. Seine Ansprachen dauerten vielleicht drei, vier Minuten, sie waren nie zu lange und jeder hörte aufmerksam zu. Wir hätten sicher noch sehr viel mit ihm gewonnen. Er war der beste Trainer, den ich je hatte. Ich kann mir gut vorstellen, dass die spanischen Nationalspieler sehr glücklich mit ihm als Trainer sind“, so Ronaldos kritische Stellungnahme.

„Eine Rückkehr nach Madrid ist aktuell kein Thema“

Trotz dieser Worte gibt „O Fenômeno“ (auf Deutsch: das Phänomen) an, ein„ freundschaftliches Verhältnis“ zum Real-Präsidenten zu haben. Bis eben auf diese eine Entscheidung, die der 66-jährige Bauunternehmer bis heute vermutlich insgeheim selbst bereut, könne der dreimalige Weltfußballer „nichts Negatives“ über ihn sagen. So gut, dass er sich eine Rückkehr zu Real Madrid in naher Zukunft vorstellen kann, scheint die Beziehung zu Pérez allerdings auch nicht zu sein. Einen ähnlichen Posten wie ihn beispielsweise Zinédine Zidane hat reize ihn nicht. „Ich will kein Trainer werden. Ich habe momentan ohnehin eine Menge mit der Weltmeisterschaft in Brasilien (Ronaldo ist Botschafter für sein Land) zu tun, außerdem bereite ich mich darauf vor, etwas Größeres in der Gesellschaft für den Fußball zu leisten. Ich will den Fußball im sozialen Bereich fördern, die Menschen zu diesem Sport animieren. Nach Madrid zurückzukehren, kommt aktuell nicht für mich in Frage“, stellte er klar.

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„Cristiano ist fantastisch, aber ich finde Messi besser“

An der Concha Espina vermisst man den Namen Ronaldo aber nicht, schließlich verfügen die Königlichen mit Cristiano Ronaldo über einen Fußballspieler eines anderes Planeten, der seinen Vertrag bis 2018 verlängerte und aller Wahrscheinlichkeit nach bis zu seinem Karriereende im weißen Trikot auflaufen wird. Sein Namensvetter ist vom Portugiesen angetan, hält jedoch noch mehr von Lionel Messi: „Ich finde Cristiano fantastisch. Es ist das Schönste der Welt, dass er in Madrid gelernt hat, Tore wie am Fließband zu schießen. Er ist wirklich stark, aber ich bleibe bei Messi. Ich finde ihn einen Tick besser. Es ist eine schwierige Entscheidung. Wie, als müsstest du dir eins von zwei schönen Häusern aussuchen. Zu meiner Zeit aber gab es noch viel mehr Konkurrenz. Heute sprechen alle nur von Cristiano und Messi. Danach kommt vielleicht Neymar. Damals aber habe ich mich mit Zidane, Rivaldo, Ronaldinho, Owen, Figo, Batistuta und noch vielen mehr gemessen.“

„Die Zeit für ‚la Décima‘ ist reif“

Zwar sieht „R9“ dem Katalanen lieber beim Fußballspielen zu als dem Blanco, doch dafür muss er nicht zwei Mal darüber nachdenken, für welchen von seinen beiden Ex-Klubs sein Herz schlägt. „Ich bin Madridista und hoffe, dass diese Saison eine erfolgreiche wird. Vor allem die Zeit für ‚la Décima‘ (den zehnten Champions-League-Titel) ist reif“, sagte der Brasilianer, der Carlo Ancelotti als geeigneten Mann für diese Aufgabe sieht: „Ich lernte ihn beim AC Mailand kennen und er erinnerte mich sehr an Del Bosque. Ihm gefällt das Einfache und er ist sehr ruhig. Er hat große Lust, erfolgreich zu sein und weiß, dass er in Madrid erfolgreich sein muss, um sich in der Vereinsgeschichte einen Namen zu machen. Er ist ein Top-Coach!“

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