
Real-Debüt fünf Jahre her
Diese Bilder gingen um die Welt: Martin Ødegaard für Cristiano Ronaldo. Nichts weniger als Geschichte wurde am 23. Mai 2015 geschrieben – denn heute vor fünf Jahren hatte Real Madrid einen neuen jüngsten Debütanten aller Zeiten! 16 Jahre und 157 Tage war der Norweger alt, als er in der 57. Minute am letzten Spieltag 2014/15 gegen Getafe (7:3) eingewechselt wurde. „Ich war etwas nervös vor so vielen Leuten zu spielen, aber ich habe versucht den Moment zu genießen. Das ist ein ganz besonderer Tag, ich bin sehr stolz und glücklich“, kommentierte er sein historisches Debüt, vier Monate nach seinem Transfer vom Stromsgodset zu Real Madrid.
Bis heute kam jedoch nur ein weiterer Einsatz für die Königlichen hinzu, 2016 im Pokal, entsprechend wurde „Martinio“ vielerorts bereits als gescheitert, als Flop abgestempelt. Oder als Marketing-Gag, wie es Carlo Ancelotti beschrieb, der Ødegaard am 23. Mai 2015 eben nicht nur aufwärmen ließ: „Wenn der Präsident beschließt, dass der Junge aus Norwegen für eine PR-Aktion drei Spiele mit der ersten Mannschaft absolvieren muss, dann werde ich mir einen Weg überlegen, das zu bewerkstelligen.“
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Fünf Jahre später sind es noch nicht mal drei Spiele – der Norweger verbrachte 2017/18 leihweise bei Heerenveen und 2018/19 bei Vitesse Arnheim, die Flop-Geschichten häuften sich. Doch außerhalb des Fokus‘ kritischer Stimmen, im Schatten der großen Ligen reifte Ødegaard tatsächlich zu dem, was viele schon bei Stromsgodset in ihm zu sehen glaubten. 16 Tore und 18 Vorlagen für die holländischen Klubs können nicht den eigentlichen Wert des Spielmachers beschreiben, der mit seiner herausragenden Technik perfekt getimte Pässe findet, meist mehr Pre-Assist als direkte Torbeteiligung. Weitere Stärken: Distanzschüsse und Standards. Und schien ihm anfangs noch das körperliche zu fehlen, so straft er seine Kritiker seit 2019 endgültig Lügen. Denn der „Rookie of the year“-Titel in LaLiga ist ihm kaum noch zu nennen, ist er das Gesicht von Real Sociedad – dem spanischen Tabellenvierten und Pokalfinalisten.
Nur Messi ist besser
In LaLiga spielt nur einer mehr Key-Pässe pro Spiel als Ødegaard (2,3): Lionel Messi (2,5). Und: Nur Messi (5,4), Fekir (3,3) und Orellana (2,6) dribbeln häufiger als Ødegaard pro Spiel (2,4). Meist mehr Dirigent und Taktgeber, ist der mittlerweile 21-Jährige bei „La Real“ dennoch der Akteur mit den viertmeisten Torbeteiligungen (sieben Tore, acht Vorlagen). Unersetzbar, scheint er sich auch physisch verbessert zu haben und trug von Saisonbeginn an Verantwortung bei den Basken – jeder Angriff läuft über ihn, Standards sind Ødegaard-Sache.
Teamkollege Mikel Merino spricht dem Wunderkind aus Drammen eine „enorme Qualität“ zu und sein ehemaliger Castilla-Kollege Philipp Lienhart traut ihm zu, „bei Real eine Schlüsselrolle zu spielen“.
Große Zukunft voraus – erst 2021 nach Madrid?
Über Umwege hat es Norwegens 22-facher Nationalspieler also zu einem der heißesten Spieler geschafft, dafür sorgte nicht zuletzt auch die Gala im Bernabéu, als er die Basken zu einer 4:3-Gala über Madrid führte – verbunden mit dem Pokal-Aus der Blancos. Das hat man in Madrid Ødegaard schnell verziehen, weiß man doch, dass so etwas nicht mehr oft passieren wird. Bei den Blancos besitzt er einen Vertrag bis 2023, doch wird der Umweg wohl noch ein weiteres Jahr andauern. Weil weder Luka Modrić (34) noch Isco (28) Anstalten machen, den Verein zu verlassen, halten die Königlichen ihre mündliche Vereinbarung mit Real Sociedad wohl ein – im Sommer 2019 einigte man sich, Ødegaard zwei Jahre nach San Sebastián zu verleihen. In der Überraschungsmannschaft der Saison kann und wird der offensive Mittelfeldspieler weiter reifen und den Madridistas weiter Spieltag um Spieltag das Wasser im Munde zusammen laufen lassen.

Es schien, als wären Ødegaards Wechsel weg von der Castilla Rückschritte, doch inzwischen weiß man: Er nahm bloß Anlauf. Und spätestens 2021 wird er dann auch im weißen Trikot nicht mehr einzuholen sein.
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