Analyse

Der seltsame Fall des Mariano Díaz

Eine große Rolle spielt Mariano Díaz in den Plänen von Zinédine Zidane bislang nicht. Die genauen Gründe dafür sind allerdings eher schleierhaft. Dabei könnte das Eigengewächs aufgrund seiner besonderen Eigenschaften durchaus eine Bereicherung für den Kader der Blancos darstellen.

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Real Madrid's Spanish-Dominican forward Mariano celebrates scoring during the Audi Cup football match for third place between Real Madrid and Fenerbahce in Munich, on July 31, 2019. (Photo by Christof STACHE / AFP) (Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images)
Hat Mariano Díaz noch eine Zukunft in Madrid? – Foto: Christof Stache/AFP/Getty Images

Mariano bislang ohne faire Chance

MÜNCHEN. Rätsel gibt Real Madrid aktuell in vielerlei Hinsicht auf. Abgesehen von den bislang unbefriedigenden Ergebnissen in den Vorbereitungsspielen war es vor allem die Art und Weise, wie sich das Team überwiegend präsentierte, welche vor allem bei den Fans die Alarmglocken schrillen lässt und schmerzhafte Erinnerungen an die vergangene Saison wieder zum Leben erweckt. Im Spielaufbau mangelt es weiterhin an kollektiven Lösungen gegen hochpressende Gegner, gegen tiefverteidigende Blöcke wird weiterhin inspirationslos aus dem Halbfeld geflankt oder auf kreative Geistesblitze einzelner Akteure gehofft. Gegen den Ball präsentiert man sich teilweise extrem orientierungslos und entwickelt insbesondere im Mittelfeld kaum Zugriff auf den Gegner, wodurch die Abwehr immer wieder in mehr oder weniger ausweglose Situationen manövriert wird.

Von Zinédine Zidanes vor der Spielzeit großräumig angekündigten Veränderungen ist bislang noch wenig zu sehen. Neben den ausbleibenden taktischen Neuerungen sind es aber auch einzelne personelle Entscheidungen, die mehr als schleierhaft daherkommen. Insbesondere die nahezu komplette Nichtberücksichtigung von Mariano Díaz sorgt dabei für Verwunderung, eine wirklich faire Chance bekam der dominikanisch-stämmige Stürmer bislang nicht.

In den ersten drei Tests gegen Bayern (1:3), Arsenal (5:4 n.E.) und Atlético (3:7) noch komplett ignoriert, durfte die Nummer 7 gegen die Tottenham Hotspur (0:1) immerhin zehn Minuten mitmischen, ehe Zidane den Canterano gegen Fenerbahçe (5:3) für 30 Minuten von der Leine ließ und dieser prompt mit einem Treffer antwortete. Und auch wenn der türkische Traditionsklub dabei nicht das allerhöchste Niveau repräsentierte, war die Botschaft, die der Mittelstürmer in den 30 Minuten auf dem Spielfeld sendete, mehr als deutlich: Aufgeben ist für den 26-Jährigen keine Option. Und noch viel wichtiger: Er verfügt durchaus über Eigenschaften, welche für das Team im Saisonverlauf eine Bereicherung darstellen könnten.

Mariano kann eine Waffe sein – vor allem von der Bank

Klar ist – und das bewies auch der Auftritt gegen Fenerbahçe erneut –, dass auch in dieser Spielzeit an Karim Benzema als Sturmführer (zumindest vorerst) kein Vorbeikommen sein wird. Doch für die Rolle dahinter respektive als möglicher zweiter Stürmer in einem 4-4-2 ist Mariano eigentlich wie geschaffen. Natürlich ist da noch Neuzugang Luka Jović, der diese Rolle ebenfalls ausfüllen könnte, doch dürfte der Serbe auch in Anbetracht seiner kürzlich erlittenen Knöchelverletzung noch Zeit brauchen, um seinen Platz im königlichen Ensemble zu finden. Und was spricht überhaupt dagegen, drei konkurrenzfähige Mittelstürmer im Kader zu haben, zumal möglicherweise ja ohnehin zwei Plätze in der Spitze zu vergeben sind? 

Wie der 30-minütige Kurzauftritt in der Allianz Arena eindrucksvoll bewies, bringt Mariano Elemente in das königliche Spiel, welche es in dieser Form im Kader sonst nicht gibt – und vergangene Saison über weite Strecken auch fehlten: Durch seine Wucht, seine körperliche Präsenz im und um den Strafraum und vor allem seine Torgefahr aus der Distanz wirkte das königliche Angriffsspiel mit einem Schlag viel zielstrebiger und geradliniger. Und auch wenn sein Spielstil bisweilen etwas unkonventionell daherkommen mag, verfügt der dominikanisch-stämmige Angreifer über ein unheimlich gut ausgeprägtes Gespür für den Raum und vermag es so, sich immer wieder in aussichtsreiche Abschlusspositionen zu schleichen und die gegnerische Abwehrreihe auf diese Weise zu beschäftigen. Möglicherweise ein probates Mittel, um Räume für Mitspieler wie Benzema oder Eden Hazard zu schaffen?

Und die vermutlich wichtigste Eigenschaft des Eigengewächses: Er funktioniert ohne große Eingewöhnungszeit von der Bank und kann sofort wichtige Impulse von der Bank liefern – egal ob als Wand- bzw. Zielspieler oder als defensiv arbeitender Offensivmann in einer engen Schlussphase. Dinge, die den Königlichen in der vergangenen Saison oftmals abgingen. Und die Mariano – sofern fit und in Form – ohne Zweifel beitragen könnte.

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Zidane weicht Frage nach Mariano-Zukunft aus

Ob Zidane das allerdings genauso sieht? Angesprochen auf die Zukunft Marianos reagierte Reals Cheftrainer auf der Pressekonferenz nach der Partie gewohnt ausweichend: „Wir werden nach Madrid zurückkehren und dann sehen, was passiert. Bis zum 31. August kann alles passieren.“ Dass er unbedingt bleiben und sich nach der verkorksten letzten Spielzeit, die von vielen Verletzungen geprägt war, unbedingt beweisen möchte, betonte der Spieler bereits mehrmals öffentlich. Jetzt ist es an Zidane, diese Bereitschaft und diese mögliche Waffe auch im Sinne des Vereins zu nutzen.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Interpretiere ich zu viel rein? Der Satz deutet ganz klar einen Verkauf an.
 
An die Redaktion: Falls es euch noch nicht aufgefallen ist:
Zidane weiß ganz genau WELCHE Spieler er WIE einsetzen möchte und welche eben nicht. Das hat er immer wieder mehr als deutlich gezeigt und (im Hintergrund) der Vereinsführung mit großer Wahrscheinlichkeit auch allerdeutlichst kommuniziert. Beispiele?

- Navas wird bleiben (obwohl die Vereinsführung Courtois als klare Nr°1 verpflichten wollte)
- Marcelo ist gesetzt (obwohl er vor allem defensiv absolute katastrophale Leistungen abliefert - Reguilón wurde ohne mit der Wimper zu zucken abgegeben)
- Nacho wurde Vallejo vorgezogen (wieso auch immer)
- Llorente wurde verkauft weil Zidane ihn nicht will (trotz guter Leistungen)
- Ceballos wurde verliehen weil Zidane ihn nicht will (trotz guter Leistungen)
- Asensio hätte bei Zidane einen Stammplatz vor Vinicius (wieso auch immer)
- Vazquez ist die 1. Alternative auf dem rechten Flügel (wieso auch immer)
- Bale wird abgegeben/rausgeekelt
- James wird unter Zidane keine Rolle spielen sofern er aufgrund der Verletzung von Asensio gezwungen wird (zumindest bis zur Winterpause) hier zu bleiben auch wenn ich immer noch stark davon ausgehe dass er uns definitiv verlassen wird
- Mariano wird nicht berücksichtigt (Benzema wird immer spielen und Jovic wird ihn von der Bank ersetzen und der sogen. Doppelsturm stellt für Zidane nur eine Option dar und die Male in der wir 4-4-2 mit Benzema + Jovic auflaufen wird man Ende der Saison an 1 Hand abzählen können)

FAZIT...man wird das klassische 4-3-3 erleben mit Hazard als CR7-Ersatz und evtl. Pogba an Stelle von Modric. Ansonsten werden wir die übliche 11 erleben die wir aus der ersten Zidane-Ära gewohnt sind und auch spielerisch wird sich daran nicht viel ändern. Umbruch wird es definitiv keinen geben. Man muss hoffen dass sich die Stars aufrappeln und Hazard und Pogba wieder mehr die individuelle Klasse ins Spiel bringen die wir mit dem Verkauf von CR7 verloren haben.
 
Ich find dass einfach nur Traurig für Mariano wenn er mal kommt gibt er 100% und wenn er mal gefült 20 spiele nicht spielt beschwert er sich nicht öffentlich meiner Meinung nach hätte er mehr Respekt verdient.
Ich Wünsche für Mariano nur dass beste :)
 
Hoffentlich verlässt uns Mariano!
Der Spieler verdient ein Club der in respektiert und Wertschätzt und wo er sich zum Topspieler entwickeln kann welcher er bestimmt einmal sein wird.
Madrid mit Zidane ist nicht das richtige Umfeld für ihn.
 
Es ist ja nicht erst seit kurzem bekannt, dass Zidane hungrige und aufopferungsvolle Spieler vom Hof jagt damit seine Lieblinge wie z.B KMC und der ewige Don ewig gesetzt sein können ...
 
Ich mag Mariano, aber er sollte den Verein verlassen. Für Real reicht es meiner Meinung nach einfach nicht. Naja, für einige andere Spieler von Real eigentlich auch nicht und die sind sogar noch Stammspieler, aber das ist eine andere Sache. Lyon fände ich eigentlich ziemlich passend für ihn. Er ist jetzt auch schon 26. Im Vergleich dazu hat man mit Jovic einen besseren und vorallem deutlich jüngeren Spieler.
 

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