
Mariano bislang ohne faire Chance
MÜNCHEN. Rätsel gibt Real Madrid aktuell in vielerlei Hinsicht auf. Abgesehen von den bislang unbefriedigenden Ergebnissen in den Vorbereitungsspielen war es vor allem die Art und Weise, wie sich das Team überwiegend präsentierte, welche vor allem bei den Fans die Alarmglocken schrillen lässt und schmerzhafte Erinnerungen an die vergangene Saison wieder zum Leben erweckt. Im Spielaufbau mangelt es weiterhin an kollektiven Lösungen gegen hochpressende Gegner, gegen tiefverteidigende Blöcke wird weiterhin inspirationslos aus dem Halbfeld geflankt oder auf kreative Geistesblitze einzelner Akteure gehofft. Gegen den Ball präsentiert man sich teilweise extrem orientierungslos und entwickelt insbesondere im Mittelfeld kaum Zugriff auf den Gegner, wodurch die Abwehr immer wieder in mehr oder weniger ausweglose Situationen manövriert wird.
In den ersten drei Tests gegen Bayern (1:3), Arsenal (5:4 n.E.) und Atlético (3:7) noch komplett ignoriert, durfte die Nummer 7 gegen die Tottenham Hotspur (0:1) immerhin zehn Minuten mitmischen, ehe Zidane den Canterano gegen Fenerbahçe (5:3) für 30 Minuten von der Leine ließ und dieser prompt mit einem Treffer antwortete. Und auch wenn der türkische Traditionsklub dabei nicht das allerhöchste Niveau repräsentierte, war die Botschaft, die der Mittelstürmer in den 30 Minuten auf dem Spielfeld sendete, mehr als deutlich: Aufgeben ist für den 26-Jährigen keine Option. Und noch viel wichtiger: Er verfügt durchaus über Eigenschaften, welche für das Team im Saisonverlauf eine Bereicherung darstellen könnten.
Mariano kann eine Waffe sein – vor allem von der Bank
Klar ist – und das bewies auch der Auftritt gegen Fenerbahçe erneut –, dass auch in dieser Spielzeit an Karim Benzema als Sturmführer (zumindest vorerst) kein Vorbeikommen sein wird. Doch für die Rolle dahinter respektive als möglicher zweiter Stürmer in einem 4-4-2 ist Mariano eigentlich wie geschaffen. Natürlich ist da noch Neuzugang Luka Jović, der diese Rolle ebenfalls ausfüllen könnte, doch dürfte der Serbe auch in Anbetracht seiner kürzlich erlittenen Knöchelverletzung noch Zeit brauchen, um seinen Platz im königlichen Ensemble zu finden. Und was spricht überhaupt dagegen, drei konkurrenzfähige Mittelstürmer im Kader zu haben, zumal möglicherweise ja ohnehin zwei Plätze in der Spitze zu vergeben sind?
Wie der 30-minütige Kurzauftritt in der Allianz Arena eindrucksvoll bewies, bringt Mariano Elemente in das königliche Spiel, welche es in dieser Form im Kader sonst nicht gibt – und vergangene Saison über weite Strecken auch fehlten: Durch seine Wucht, seine körperliche Präsenz im und um den Strafraum und vor allem seine Torgefahr aus der Distanz wirkte das königliche Angriffsspiel mit einem Schlag viel zielstrebiger und geradliniger. Und auch wenn sein Spielstil bisweilen etwas unkonventionell daherkommen mag, verfügt der dominikanisch-stämmige Angreifer über ein unheimlich gut ausgeprägtes Gespür für den Raum und vermag es so, sich immer wieder in aussichtsreiche Abschlusspositionen zu schleichen und die gegnerische Abwehrreihe auf diese Weise zu beschäftigen. Möglicherweise ein probates Mittel, um Räume für Mitspieler wie Benzema oder Eden Hazard zu schaffen?
Und die vermutlich wichtigste Eigenschaft des Eigengewächses: Er funktioniert ohne große Eingewöhnungszeit von der Bank und kann sofort wichtige Impulse von der Bank liefern – egal ob als Wand- bzw. Zielspieler oder als defensiv arbeitender Offensivmann in einer engen Schlussphase. Dinge, die den Königlichen in der vergangenen Saison oftmals abgingen. Und die Mariano – sofern fit und in Form – ohne Zweifel beitragen könnte.
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Zidane weicht Frage nach Mariano-Zukunft aus
Ob Zidane das allerdings genauso sieht? Angesprochen auf die Zukunft Marianos reagierte Reals Cheftrainer auf der Pressekonferenz nach der Partie gewohnt ausweichend: „Wir werden nach Madrid zurückkehren und dann sehen, was passiert. Bis zum 31. August kann alles passieren.“ Dass er unbedingt bleiben und sich nach der verkorksten letzten Spielzeit, die von vielen Verletzungen geprägt war, unbedingt beweisen möchte, betonte der Spieler bereits mehrmals öffentlich. Jetzt ist es an Zidane, diese Bereitschaft und diese mögliche Waffe auch im Sinne des Vereins zu nutzen.
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