
Toni Kroos spricht über seine DFB-Rückkehr
TONI KROOS über…
…seine Entscheidung, wieder für Deutschland zu spielen: „Ich habe mich dafür entschieden, wieder für Deutschland aufzulaufen. Als erstes schon im März und dann vor allem bei der Europameisterschaft im Sommer. Damit bin ich jetzt sehr, sehr happy. Es hat gedauert, bis ich mir sicher war, weil ich seit über zweieinhalb Jahren raus bin. Dementsprechend habe ich mich jetzt innerhalb der letzten Monate mit diesem Gedanken befasst, beschäftigt – und vor allem sehr angefreundet. Deswegen bin ich sehr, sehr glücklich über die Entscheidung. Ich freue mich sehr auf das Turnier.“
…den zeitlichen Ablauf seines Kontakts mit Bundestrainer Julian Nagelsmann: „Es fing mit dem ersten Gespräch mit Julian an, was eine Zeit her ist. Er hatte mich kontaktiert und gefragt, ob ich es mir vorstellen kann. Es hat nach seinem Amtsantritt (in der zweiten September-Hälfte; d. Red.) nicht ewig gedauert. Es war, bevor Antonio Rüdiger den Stein ins Rollen gebracht hat. Bis dahin war es nicht in meinem Kopf, ich hatte dieses Thema eigentlich abgeschlossen. Mit meiner Entscheidung war ich bis zu diesem Zeitpunkt total fein, und ich wäre es auch weiter gewesen. Trotzdem bin ich einfach Fußballer genug, dass einen das eben auch nicht ganz kalt lässt und auch eine tolle Bestätigung ist, dass der Bundestrainer anruft und der Meinung ist, dass ich gebracht werde für eine EM im eigenen Land. Es ist ein Anreiz. Das Turnier ist es grundsätzlich, aber so noch mal speziell. Ab dann habe ich mich – erst weniger, dann mehr – mit dem Gedanken befasst. Bis dahin war es nie ein Gedanke, zurückzukehren. Ich hatte es nicht im Kopf. Ich und wir alle hatten gehofft, dass es in der Zeit auch besser für die Mannschaft läuft. Es kam auch nur Fahrt in die Geschichte rein, da es nicht ganz so war. Ich war mit Julian in Abständen in Kontakt, habe ihm gesagt, dass ich den Gedanken mitnehme und schaue, was passiert. Ich habe den Gedanken die ganze Zeit hin und her gespielt. Was ist, wenn ja? Was ist, wenn nein?“
„Nahm es für mich eigentlich nicht als realistisch wahr“
…seinen Entschluss vor dem Hintergrund seines Rücktritts im Sommer 2021: „Ich glaube auch, dass es eine Konsequenz aus meiner damaligen Entscheidung ist. In diesen zweieinhalb Jahren haben mir die Pausen, wenn Länderspiele anstanden, einfach gutgetan, sodass ich mich mit 34 gut fühle. Sonst würde es vielleicht anders aussehen, mir körperlich schon etwas schwerer fallen. Ich bin bereit, das körperlich ohne Probleme machen zu können. Ich bin einfach happy mit der Entscheidung. Volle Kraft voraus.“
…das Auf und Ab seiner Entscheidungsfindung: „Gefühlt wurde es immer mehr. Am Anfang habe ich es sehr wertgeschätzt, gefragt zu werden. Ich habe es für mich aber eigentlich nicht als so richtig realistisch wahrgenommen, weil ich mit meiner Entscheidung total fein war, die ich damals getroffen habe. Trotzdem ehrt es einen, wenn der Bundestrainer nachfragt. Es waren sehr gute Gespräche, es war nicht einfach nur ein: ‚Komm doch zurück. Entscheide dich, ja oder nein, und dann sag Bescheid.‘ So bin ich mit diesem Gedanken immer schwangerer geworden. Ich wollte es jetzt rechtzeitig entscheiden, um da niemanden warten zu lassen. Die Argumente und Fakten liegen auf dem Tisch. Diese Entscheidung habe ich selbst erst vor ein paar Tagen getroffen und sie dann Julian kommuniziert. Dementsprechend bin ich seit dieser Entscheidung mit jeder Stunde mehr davon überzeugt.“
Toni Kroos: „Eine signifikante Entscheidung für mich“
…die ähnlichen fußballerischen Vorstellungen zwischen ihm und Nagelsmann: „Wenn man jetzt von der Grundidee komplett auseinander wäre, wäre die Entscheidung anders ausgefallen, das ist klar. Man muss natürlich auch das Gefühl haben, dass man Erfolg haben kann – gemeinsam und insgesamt als Mannschaft. Bis auf das letzte Gespräch war vorher zu keinem Zeitpunkt klar, wie es aussieht. Deswegen wollte ich auch, dass er meine Gedanken versteht, in welche Richtung die gehen. Es muss natürlich ein gemeinsamer Nenner gefunden werden. Es ist eine signifikante Entscheidung für mich und da muss ich das Gefühl haben, dass es passt. Ansonsten darf man es nicht machen.“
…seinen Spaß am Fußball als Faktor: „Das erleichtert die Entscheidung total. Ich habe das sogar nach einem Unentschieden gegen Vallecano entschieden. Wenn ich mich jetzt körperlich jeden Tag quälen würde, hätte ich große Zweifel, ob ich nach der Saison noch mal die Energie habe. Ich hätte mich wahrscheinlich sonst lieber für Urlaub entschieden.“
Toni Kroos: „Davon kann sich mal jeder direkt verabschieden“
…seine Lust darauf, dem DFB-Team zu helfen: „Ich will Deutschland natürlich helfen, definitiv. Natürlich hat auch mich das gestört, wie die Stimmung in Fußball-Deutschland der Nationalmannschaft gegenüber stetig schlechter wurde. Für mich ist es jetzt noch mal so ein Punkt null, zu sagen: Okay, ich habe 106 Länderspiele gemacht, große Erfolge gehabt, aber auch ein, zwei Turniere, die nicht so gelaufen sind. Man darf das ja nicht vergessen: 2018 war ich genauso dabei, 2014 aber eben auch. Für mich ist es wie so eine zweite Nationalmannschaftskarriere, die jetzt losgeht und sich dann an dieser EM misst. Dieser Aufgabe stelle ich mich gerne. Und auch der Aufgabe, da Einfluss zu nehmen und gerne auch bewertet zu werden. Ich habe kein Problem, mich in diesen Wind zu stellen. So ein Turnier ist für alle eine große Chance. Es war immer etwas Besonderes, für Deutschland zu spielen und das wird es dann auch jetzt wieder sein. Natürlich will ich helfen. Ich bin aber auch definitiv nicht der Heilsbringer, das ist auch klar. Davon kann sich mal jeder direkt verabschieden. Wenn ich da zurückkomme, sehe ich mich genauso als ein Rädchen, das hoffentlich in ein anderes greift. Man braucht nicht denken, dass wir mit diesem Kniff zum Favoriten werden. Ich hoffe natürlich, dass ich einen Teil Richtung Verbesserung beitragen kann. Dass da natürlich noch einiges mehr nötig ist, ist auch klar. Ich glaube nach wie vor, dass die Mannschaft viel, viel besser ist, als es gezeigt wurde. Jetzt geht es einfach darum, das als Mannschaft zu zeigen. Wir sind wirklich nicht mehr weit weg vom Turnier.“
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