
„Die Leute erwarteten mehr von mir“
MADRID. Pfiffe gegen eigene Spieler kann man nie gut heißen, doch manchmal helfen sie, den „Buhmann“ aufzurütteln und zu stärkeren Leistungen anzutreiben. So ähnlich formulierte es Real-Coach Carlo Ancelotti, als sein Stürmer Karim Benzema am Anfang der Saison mit dem Unmut der Fans zu leben hatte. Der Nummer 9 graute es vor jedem Heimspiel. Zu wenige Tore, zu wenig Leidenschaft, zu wenig Engagement warf man dem Franzosen vor, der nur nach den Spielen in Diskotheken Gas zu geben schien. Wie Real Madrid generell hat aber auch Benzema wieder zu alter Stärke gefunden und an die Meister-Saison 2011/12 angeknüpft, in der er 32 Tore in allen Wettbewerben erzielte. Aktuell steht er bei 18 und seine Formkurve steigt stetig an. „Was ich jetzt wieder habe, ist Selbstvertrauen. Die Dinge laufen gut für mich, weil ich an mich selbst glaube und auch der Trainer auf mich setzt. Das braucht ein Stürmer“, so der 26-Jährige.
Die schwere Zeit vor einem halben Jahr ist längst vergessen. Nicht zuletzt hat Co-Trainer Zinédine Zidane einen großen Anteil daran, dass sein Landsmann die Kurve gekriegt hat. „Aus den Vorjahren wusste ich, dass die Fans von Real Madrid sehr anspruchsvoll sind und immer erwarten, dass du ein großes Spiel ablieferst und das Maximum abrufst. Die Leute pfiffen mich aus, weil sie mehr von mir erwarteten. Das ist bei einem solchen Verein normal. Ich sagte mir in diesen Tagen aber, dass ich niemals aufgeben dürfe und weiterkämpfen müsse. Als ich die Pfiffe hörte, wollte ich nicht, dass sie Spiel beeinflussen und versuchte nicht an sie zu denken. Die Wahrheit ist, dass es sehr hart für mich war, aber ich bin mental stark und erhielt von allen hier die volle Unterstützung. Von meinen Kollegen, dem Trainer und Zidane, der immer hinter mir her ist und mit mir spricht, mir Ratschläge gibt“, erklärte er.
„Es ist normal, dass ich reifer bin als vor fünf Jahren“
Benzema macht einen reiferen Eindruck als damals, als er im Alter von 21 Jahren für 35 Millionen Euro von Olympique Lyon an die Concha Espina kam. „Das ist normal. Ich bin fünf Jahre hier und habe mehr Spiele, mehr Erfahrung, mehr Arbeit auf dem Buckel. Auch spreche ich die Sprache besser, habe mich an mein Umfeld und an die Stadt gewöhnt. In meinem ersten Jahr lernte ich nicht viel, weil (Manuel) Pellegrini nur eine Saison bei uns war. Ich hatte damals auch körperliche Probleme“, erinnerte sich der Angreifer an seinen problematischen Start in der spanischen Hauptstadt.
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Hinzu kam, dass er 2009/10 neben Ruud van Nistelrooy, Raúl González Blanco und Gonzalo Higuaín einer von vier Stürmern war. Diese Konkurrenz hat er nun nicht mehr, er ist vor dem jungen Ergänzungsspieler Álvaro Morata absolut gesetzt. „Ich muss trotzdem hart arbeiten. Ich trainiere immer mit hoher Motivation und verbringe danach oft noch viel Zeit mit ‚Zizou‘ auf dem Platz. Wir arbeiten an meinem Spiel, vor allem an den Schüssen, und danach reden wir über alles“, berichtete „Benzegol“.
„Vertragsverlängerung? Ich bin beim besten Verein der Welt“
Ancelotti und sein Trainerteam sollen angeblich sogar so großes Vertrauen in ihn haben, dass Namen wie Luis Suárez, Sergio Agüero oder Radamel Falcao bei den Merengues längst nicht mehr fallen. Die Sportzeitung MARCA berichtete vor wenigen Tagen, dass Florentino Pérez bereits einen neuen Vertrag mit dem französischen Nationalstürmer aushandeln wolle. Sein Arbeitspapier ist noch bis zum 30. Juni 2015 datiert. Eile scheint nicht zu bestehen, doch Benzema fühlt sich in Madrid zweifelsohne pudelwohl: „Ich spiele in der besten Mannschaft der Welt und beim besten Klub der Welt. Ich bin sehr glücklich. Vor kurzem bin ich Vater geworden. Ich genieße das Leben hier in Madrid mit meiner Familie.“
Wichtiger als die persönlichen Interessen sind ihm ohnehin die der Mannschaft. Benzema ist als uneigennütziger Teamplayer bekannt, der seine Kollegen gerne in Szene setzt. Das ist auch ein Grund, weshalb ihn Ancelotti als so wertvoll einstuft. „Ich mag es, am Spiel teilzuhaben. Mein Stil ist etwas anders als der eines klassischen Mittelstürmers. Ich bewege mich auch gerne weiter hinten oder auf den Flügeln“, meinte er. Wenn er einen Wunsch offen hätte, würde er anstelle eines neuen Tor-Rekords oder einer persönlichen Trophäe wie den Ballon d’Or den Erfolg des Kollektivs verlangen: „Ich will mit Real alles gewinnen! Ich habe bisher eine Meisterschaft und eine Copa del Rey gewonnen und will mehr. Wir stehen gerade sehr gut in allen Wettbewerben da. Im Pokal sind wir im Finale, in der Liga auch ganz oben. Die Champions League ist unser großes Ziel, aber es wird wie in jedem Jahr schwer werden, weil die Konkurrenz stark ist.“
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