Borja Mayoral, Martin Ødegaard oder auch Takefusa Kubo haben vergangenen Sommer die Königlichen verlassen, um anderweitig ihr Glück zu suchen. Damit ist die sogenannte „Loan Army” zwar etwas gestutzt worden, doch andere Akteure – egal ob verliehen oder vorerst verkauft – besitzen noch die Möglichkeit auf eine Real-Zukunft. Ob und wie ihnen das gelingt, zeigen wir mit einem Blick auf die jeweiligen Wege von Reinier Jesus, Antonio Blanco, Brahim Díaz und Miguel Gutiérrez.
Reinier Jesus: Leihe nach Girona bis Juni 2023

Obwohl Reinier als vielversprechendes Talent gilt, hat er Schwierigkeiten, konstant gute Leistungen zu bringen und sich in die erste Elf von Girona zu kämpfen. Das belegen unter anderem die mageren zwölf Prozent Startelfquote in dieser Saison. Erschwerend kommt der wiederkehrende Kampf mit Verletzungen hinzu, wie zuletzt den muskulären Problemen, die seine Spielzeit zusätzlich begrenzt hatten. Selbst wenn man nicht schwarzmalen will, wird es zunehmend schwieriger, dem Karriereverlauf des Brasilianers etwas Positives abzugewinnen. Seitdem Reinier in Europa ist, gab es eigentlich nur Rückschläge für den Südamerikaner: Nach den zwei verschenkten Jahren in Schwarz-Gelb bei Borussia Dortmund geht der Trend bei Girona in eine ähnliche Richtung – nur auf niedrigerem Niveau. Angesichts dieser Tatsachen braucht man schon eine gehörige Portion Optimismus, um dem hochbegabten Offensivmann eine Zukunft an der Concha Espina zu prophezeien. Das letzte und einzige Saison-Tor des Brasilianers datiert auf den 9. September 2022 und auch sonst liefert der im Januar dieses Jahres 21 Jahre alt gewordene Rechtsfuß kaum Argumente für einen sich anbahnenden Karrieresprung.
Deshalb fällt das Zwischenzeugnis für die einstige Verheißung unter dem Strich vernichtend aus. Denn: Trotz seines jungen Alters fährt der Zug für Reinier allmählich ab. Reichen seine Fähigkeiten nicht für eine tragende Rolle bei FC Girona, wird er auch bei den Blancos keinen Platz finden. Diese Tatsache schlägt sich inzwischen auch spürbar auf den Marktwert des Brasilianers nieder, für den die Madrilenen einst als Versprechen in die Zukunft sogar 30 Millionen Euro berappt hatten und dieser nun von 25 Millionen auf 4 Millionen Euro zusammengeschrumpft ist. Wenn man doch noch nach einem Lichtblick suchen mag, dann wird man vielleicht in der Tatsache fündig, dass er nach über drei Monaten Abstinenz nun seit Mitte Februar wieder im Kader seiner Mannschaft zu finden war und bei den letzten vier Spielen zumindest auf drei Kurzeinsätze kommen konnte. Wenngleich das auch nur ein kleiner Strohhalm ist, an dem sich Reinier in dieser Phase festhalten kann.
Antonio Blanco: Leihe zu Alavés bis Juni 2023
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— Deportivo Alavés (@Alaves) February 8, 2023
Im tiefen Süd-Spanien, nämlich beim FC Cádiz, sollte Antonio Blanco seine ohnehin befristete fußballerische Heimat finden, um Spielpraxis zu sammeln. Die Leihe des defensiven Mittelfeldspielers war zwar lediglich für ein Jahr ohne zusätzliche Kaufoption ausgelegt, doch bereits nach der Hinrunde wurde die Reißleine gezogen, nachdem magere vier Einsätze – verteilt auf 249 Minuten – dem Spanier zu Buche standen. Folglich ging es noch einen vermeintlichen Schritt zurück in die Segunda División zu Deportivo Alavés, um im Idealfall anschließend wieder zwei Schritte vorwärts zu gehen. Bisher zumindest scheint sich der Schachzug auch zu rentieren: Als Stammspieler erhält er nun die notwendige Spielpraxis, um sich für eine Rückkehr nach Madrid zu empfehlen, wo sein Arbeitspapier bis zum 30. Juni 2024 läuft.
Ob hingegen die zweite spanische Liga die richtige Plattform für einen Sprung an die Concha Espina ist, sei dahingestellt. Das wird also definitiv ein sehr langer Weg für den 22-Jährigen, der mit seinem Wintertransfer zumindest das Kuriosum geschafft hat, gleich zwei Mal aus der Copa del Rey auszuscheiden (erste Runde mit Cádiz, Achtelfinale mit Alavés). Abgesehen davon läuft es sportlich für die Basken und somit für Blanco recht passabel und der Aufstieg in das Oberhaus ist weiterhin greifbar. Kann Antonio Blanco bei diesem Unterfangen eine tragende Rolle spielen, springt er vielleicht tatsächlich nochmal in den Fokus der Verantwortlichen in der Hauptstadt. Dazu muss er aber kontinuierlich liefern. Zumindest ein Anfang sei nun gemacht.
Brahim Díaz: Leihe zu Milan bis Juni 2023

Brahim Díaz ist zum heutigen Stand der Dinge die wohl interessanteste Personalie im Portfolio der königlichen „Loan-Army”. Der in Andalusien geborene Spanier mit marokkanischen Wurzeln befindet sich bereits seit dem Sommer 2020 bei AC Mailand in Italien und scheint dort sein sportliches Glück gefunden zu haben. Mit den „Rossoneri“ gewann er 2022 die italienische Meisterschaft und steuerte dazu einen absolut relevanten Beitrag bei, wodurch der inzwischen 23-Jährige übrigens schon Meister in drei Ligen geworden ist. Im August ging der Malagueño mit den Italienern nun in seine dritte und womöglich auch letzte Saison, sein Leihvertrag läuft am 30. Juni 2023 aus. In Madrid hält er derweil ein Arbeitspapier bis 2025, über welches bereits spekuliert wird: Wie THE ATHLETIC wissen will, planen die Königlichen mit dem Edeltechniker und arbeiten an einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2027, zusammen mit einer gehörigen Gehaltserhöhung. Eine offizielle Stellungnahme dazu existiert allerdings nicht und noch gilt den Italienern vollste Konzentration.
Denn, auch wenn Brahim mit seiner AC etwas Boden im Meisterschaftsrennen verloren hat, die Titelverteidigung futsch ist und erstmal der Kampf um die Königsklasse Priorität haben sollte, hat er sich mit seinen Kollegen nach Jahren des Wartens auch endlich wieder für das Viertelfinale der Champions League qualifiziert. Den entscheidenden Treffer zum Weiterkommen gegen Tottenham steuerte der wuselige Andalusier übrigens persönlich mit einem seiner fünf Tore dieser Saison bei – womöglich sein Wichtigstes im rot-schwarzen Dress. Auch mit der Startelfquote von 70 Prozent liegt Brahim voll im Soll und dürfte mit derartigen Leistungen definitiv im Visier der Königlichen sein. Auf dem höchsten Niveau konnte sich der 1,71 Meter-Mann inzwischen Mehrfach beweisen und wer weiß, womöglich kommt es auch noch zum Aufeinandertreffen mit Brahim in der Champions League, was allerdings frühestens im Finale möglich ist. Selbst wenn der Fall nicht eintritt, sehen wir den Feingeist womöglich ab der kommenden Saison im Estadio Santiago Bernabéu auflaufen – dann auch entsprechend mit dem richtigen Trikot.
Miguel Gutiérrez: Vertrag bei Girona bis Juni 2027

„Erstmals bei der ersten Mannschaft trainierte ich unter (Julen) Lopetegui mit, das ist schon lange her. Dann war ich unter (Zinédine) Zidane eine längere Zeit dabei. Ich habe es nie geschafft, den Status des Spielers der ersten Mannschaft zu erlangen, ich gehörte zur Castilla“, blickt Miguel Gutiérrez auf seine Zeit bei Real Madrid und seinen Status zurück, mit dem er jedoch „kein Problem“ hatte. Dass der 21-Jährige die vakante Stelle als Linksverteidiger auch nach dem Abgang von Marcelo nicht ausfüllen kann, schien die Meinung von Carlo Ancelotti über seinen Schützling zu sein, weshalb der gebürtige Madrilene im Sommer für vier Millionen Euro Ablöse zum FC Girona wechselte. „Am Anfang ist es etwas schwer, von Zuhause wegzugehen. Vor allem nach so einer langen Zeit in Madrid”, sagte Gutiérrez zu dieser Entscheidung. Der Wechsel scheint sich jedoch für den Spieler bisher auszuzahlen: Der Linksverteidiger ist absolut gesetzt und konnte bisher schon drei Torvorlagen beisteuern – damit auch drei mehr als Kollege Reinier. Der 21-Jährige weiß mit seinen Tiefenläufen und Dribblings absolut zu überzeugen und spielt somit eine elementare Rolle bei den Katalanen, die sich als bester Aufsteiger unter anderem auch durch die Leistungen des Spaniers im soliden Mittelfeld der Tabelle zu etablieren verstehen.
Es klingt also soweit vielversprechend, was der 21-Jährige im Nordosten Spaniens vorzuweisen vermag, für die Merengues hat diese Personalie allerdings einen deftigen Haken: Gutiérrez ist bis 2027 an Girona gebunden, womit es in naher Zukunft nicht zwingend nach Rückkehr in seine Heimatstadt aussieht. Da die Königlichen allerdings 50 Prozent der Rechte am Spieler bei dessen Transfer behalten konnten, ist ein Comeback noch vor 2027 auch nicht in Gänze ausgeschlossen. Allerdings: Mit Fran García wird im Sommer bereits ein Ex-Canterano zu Real zurückkehren. Und trotzdem: Sollte sich Gutiérrez bei Girona weiter als konstant erweisen, könnte möglicherweise eine Rückholaktion stattfinden und der Mann aus Madrid wieder nach Hause kommen. Einen stabilen Außenverteidiger mit Wurzeln in der Hauptstadt und einer Prise Offensivdrang hört sich grundsätzlich nach einer interessanten Option für den königlichen Kader an.
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